Außerdem entdeckten die Wissenschaftler bei 80 Prozent der Kinder mit Pims EBV-spezifische Antikörper. Das zeige, dass der Körper aktiv versucht habe, sich gegen den Erreger zur Wehr zu setzen - allerdings ohne Erfolg.
Dieses Scheitern hängt der Studie zufolge mit einer ungewöhnlich großen Menge eines bestimmten Botenstoffes mit dem Namen TGF Beta zusammen, den der Körper der Kinder infolge der Corona-Infektion produzierte. Der Botenstoff hemme die Funktion der Immunzellen und verringere die Schlagkraft gegen das Epstein-Barr-Virus. Dadurch könne sich das Virus wieder vermehren. Daraufhin produziere der Körper mehr Immunzellen gegen das Virus, die aber weiter nicht funktionsfähig seien.
Ergebnisse könnten für andere Corona-bedingten Krankheiten helfen
„Das gipfelt schließlich in einer extremen Entzündungsreaktion, die Organe schädigen und potenziell tödlich verlaufen kann“, erklärte Mashreghi.
Die Erkenntnisse könnten nach Angaben der Studienautoren auch für andere Corona-bedingte Krankheiten hilfreich sein, zum Beispiel Long Covid, also gesundheitliche Langzeitfolgen durch eine Corona-Infektion. Auch für Long Covid gebe es Hinweise, dass die Reaktivierung von schlafenden Viren eine Rolle spiele. „Vielleicht gibt es hier Parallelen zu den Vorgängen bei Pims, dann wären TGF Beta-Hemmer potenzielle Kandidaten für eine Therapie gegen Long Covid“, sagte Mashreghi.
Markus Hufnagel von der DGPI sagte, seit Herbst 2022 würden nur noch sporadisch Pims-Fälle gemeldet. Grund dafür sei die hohe Grundimmunität in der Bevölkerung, die auch Kinder betreffe. Pims trete nur nach einem Erstkontakt mit SARS-CoV-2 auf.
Außerdem spiele wahrscheinlich eine Rolle, dass die Corona-Varianten seit Herbst 2022 das Immunsystem selbst bei einem Erstkontakt mit dem Virus weniger stimulierten. „Oder solche Fälle verlaufen milder und werden deshalb nicht mehr als Pims diagnostiziert“, sagte Hufnagel.