Coronaleugner Warum Telegram schwer zu kontrollieren ist

Erik Raidt

Der Messengerdienst hat seinen Firmensitz in Dubai und entzieht sich damit vielen Regulierungsversuchen. Was macht Telegram für Coronaleugner attraktiv?

 
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Mehr als 500 Millionen Menschen nutzen Telegram. Foto: dpa/Fabian Sommer

Stuttgart - Bei Telegram handelt es sich um einen sogenannten Messengerdienst – er ist vergleichbar mit anderen Angeboten wie Whatsapp oder Signal. Dabei tauschen sich Nutzer direkt untereinander aus. Neben dieser Grundfunktion spielen Gruppen auf Telegram eine große Rolle – diese sind leicht zugänglich, und es dürfen bis zu 200 000 Nutzer in einer Gruppe mitmachen. Diese Funktion, die über die Angebote anderer Messenger hinaus geht, macht Telegram gleichzeitig zu einem sozialen Netzwerk. Ähnlich wie Facebook.

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Gegründet wurde Telegram von den beiden russischen Brüdern Nikolai und Pavel Durov. Die beiden gerieten ins Visier russischer Behörden, nachdem sich russische Oppositionelle auf Telegram vernetzten. Die Durov-Brüder nutzten anschließend verschiedene Standorte weltweit. Derzeit befindet sich der Sitz des Unternehmens laut eigener Webseite in Dubai.

Wer anderswo gesperrt wurde, macht bei Telegram weiter

Die App genießt weltweit eine große Popularität, sie wurde mehr als 500 Millionen Mal in den App-Stores heruntergeladen. Im Herbst 2020 nahm die Zahl der Downloads von Telegram sprunghaft zu – in jener Zeit verstärkte sich auch der Protest gegen die Coronamaßnahmen.

Während viele Gruppen auf Telegram vollkommen unpolitisch sind, entwickelte sich der Dienst zum wichtigsten Forum der Coronaleugner und der Querdenken-Szene: Für Nutzer, die auf Facebook und Youtube wegen extremistischer Inhalte gesperrt worden sind, dient Telegram als Ausweichplattform. Zu ihnen zählt beispielsweise der Österreicher Martin Sellner von der Identitären Bewegung. Sein Telegram-Kanal hat mehr als 62 000 Abonnenten.

Die Innenministerin will den Druck auf Telegram erhöhen

Mit Regulierungen tut sich die Politik schwer – auch wegen des Firmensitzes von Telegram. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) prüft, ob über Plattformen wie Google und Apple der Druck auf Telegram erhöht werden kann. Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) fordert wegen Telegram eine erleichterte Überwachung von Mobiltelefonen.