CSU-Sommerempfang Söder-Sympathien am Untreusee

Der Ministerpräsident spricht beim Sommerempfang der Hofer CSU. Für den Gastgeber Jochen Ulshöfer ist es die Premiere auf der großen Politbühne. Wie behauptet er sich im Konzert der altgedienten Profis?

 
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Die Zuneigung des CSU-Vorsitzenden muss man sich erst verdienen. „Lieber Alex“, lieber Oli“, lieber Harald“ – die Vornamen der altgedienten, langjährigen Parteifreunde kommen Markus Söder beim Sommerempfang in Hof locker über die Lippen. Nicht, noch nicht zu hören ist hingegen der Name des Gastgebers, des Chefs des Kreisverbands Hof-Stadt. Kein „lieber Jochen“, auch nicht der Name Ulshöfer, sondern nur gelegentlich „Herr Vorsitzender“. In einem Nebensatz ist von „den jungen Kreisvorsitzenden“ die Rede, gemeint sind Paul-Bernhard Wagner für die Landkreis-CSU und Jochen Ulshöfer für die Stadt-CSU. Wobei das Attribut „jung“ vor allem Ulshöfer, Jahrgang 1974, etwas geschmeichelt haben dürfte.

Ob Söder im Detail weiß, dass Ulshöfer, der langjährige Stadtrat, als nächster OB-Kandidat der Hofer CSU gehandelt wird? Jedenfalls wirkt der CSU-Chef – zumindest aktuell – so, als wolle er sich nicht in die Belange des Stadtverbands einmischen. Ulshöfer widersteht in seiner Begrüßung denn auch der Versuchung, eine erste Bewerbungsrede fürs höchste Amt der Stadt zu halten. Insider wissen: Sollte er im Mai zum neuen Fraktionsvorsitzenden der CSU gewählt werden, ist er auch als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl 2026 gesetzt. Doch ausgemacht ist das bei Weitem noch nicht.

Und so konzentriert sich Jochen Ulshöfer bei seiner ersten großen Rede als CSU-Vorsitzender – und Nachfolger von Harald Fichtner in dieser Funktion – vor allem auf Dankesadressen an die bayerische Staatsregierung für die finanzielle Unterstützung und auf die Zuversicht, dass die Zuschüsse weiter so sprudeln. „Markus Söder hab’ ich hier auf meinem Zettel als Freund der Region stehen“, sagt Ulshöfer und erinnert an die Zusage, das Polizeibeschaffungsamt in Hof zu bauen. Die Hofer CSU stellt er als Vorreiter der Energiewende dar und nennt die Nahwärmeversorgung in Jägersruh und Photovoltaik auf öffentlichen Flächen als Beispiele. Ein bisschen Wahlkampf ein Jahr vor der Landtagswahl muss auch sein in der 15-minütigen Rede: „Wir brauchen eine schwarze Staatsregierung, damit die Drähte glühen.“

Glühende Drähte gibt es an diesem Donnerstagabend am Untreusee eher wenige. Die CSU-Regie hat auf Heizpilze für die 250 Zuhörer verzichtet, das Ganze nennt sich ja Sommerempfang in den letzten Stunden vor dem offiziellen Herbstanfang. Es ist auch einer der letzten Tage der Sommergaststätte Grüner. Nach 41 Jahren wird Reinhard Grüner seinen Biergarten direkt am See nicht mehr weiterbetreiben. Mit dem Söder-Empfang endet seine Laufbahn, er geht in den Ruhestand. Gleich zu Beginn steht Grüner plötzlich im Mittelpunkt. Als der Ministerpräsident aus seinem Wagen steigt, ist der Gastwirt die Nummer fünf in der Reihe der Händeschüttler und darf sogar mit aufs CSU-Familienfoto vor der Seekulisse.

Mit dem Untreusee verbindet Markus Söder beste Erinnerungen. Immerhin ist er hier schon einmal baden gegangen. Doch neben solchen Schmonzetten wollen die CSU-Anhänger von ihm vor allem das hören, was Ulshöfer als „klare Kante“ bezeichnet hat.

Zum Ukraine-Krieg: „Ja, wir stehen zur Ukraine. Aber wir müssen den Wohlstand des eigenen Volkes an erster Stelle bedenken.“

Zum Bürgergeld: „Wenn jemand arbeiten kann, aber nicht will, kann es nicht sein, dass das die Gesellschaft akzeptiert.“

Zu den Energiespartipps: „Kalt duschen kann keine Antwort sein für ein Land wie Deutschland.“

Zum Energiemix: „Wir pushen die Erneuerbaren, wo es nur geht. Aber die Kernkraft muss bis zur Beendigung der Krise verlängert werden.“

Zum Bundeswirtschaftsminister: „Bitte fangt endlich an, das handwerkliche Einmaleins zu verstehen und für Mittelstand und Gesellschaft eine gute Basis zu schaffen.“

Söder spart nicht mit Lob für den Abgeordneten Alexander König, den er zum „Schutzpatron der Region“ erhebt. Als solcher macht König später deutlich, das Hofer Land habe die Energiewende vorangebracht mit dem Dreiklang aus Windrädern, Photovoltaik und Biogas.

Die meisten Komplimente vom CSU-Chef erhält aber Oliver Bär; der Landrat sei der stärkste kommunalpolitische Partner aus der Region Hof, agiere mit Weitblick und Überblick. Harald Fichtners Nachfolgerin Eva Döhla habe er hingegen bislang kaum wahrgenommen, sagt Söder. Den neuen Hofer CSU-Vorsitzenden hat der Ministerpräsident nun wenigstens einmal kennengelernt. Ob die Zuneigung noch kommt, wird sich bei nächster Gelegenheit zeigen.

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