Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Wie lässt sich die nächste Pandemie verhindern?
Warum überrascht der Ausbruch außerhalb von Afrika die Forscher?
„In der Vergangenheit waren die Affenpocken-Ausbrüche begrenzt in der Ausbreitung“, sagt der Virologe Stephan Becker von der Universität Marburg. Infektionsketten zwischen Menschen seien ungewöhnlich und müssten eng überwacht werden. Die kürzlich nachgewiesenen Infektionen sind unter anderem deshalb atypisch, weil die Betroffenen nicht nach West- oder Zentralafrika gereist sind. Die meisten der zunächst entdeckten Infektionen wurden bei Männern mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten nachgewiesen.
Worin unterscheiden sich die beiden derzeit kursierenden Varianten?
Erste Untersuchungen zeigen, dass die Fälle in Europa dem Virus aus Westafrika gleichen. Diese Variante gilt als die mildere. Sie führt nach Angaben von Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing, zu einer Sterblichkeit von etwa einem Prozent. Die Sterblichkeit für die zweite, zentralafrikanische Variante wird mit etwa zehn Prozent angegeben.
Wie sind diese Zahlen einzuschätzen?
„Man muss bedenken, dass diese Daten aus Afrika nicht zwingend übertragbar auf das Gesundheitswesen in Europa oder den USA sind. Bei uns wäre die Sterblichkeit eher niedriger anzusetzen“, sagt Clemens Wendtner. „Das ist eine Erkrankung, die meines Erachtens nicht das Potenzial hat, die Bevölkerung massiv zu gefährden.“
Wie sehen typische Symptome aus?
Zu den Symptomen zählen: plötzlich einsetzendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten, Lymphknotenschwellungen. Üblich ist zudem ein vom Gesicht auf den Körper übergreifender, pockentypischer Ausschlag.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Sollte sich der Verdacht auf Affenpocken einstellen, etwa weil man Kontakt zu einem Fall hatte, sollte für eine professionelle Diagnose unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. „Wichtig ist, dass man vorher telefonisch mit dem Arzt Kontakt aufnimmt, so dass bereits vorab die Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können“, sagt Gregor Paul vom Stuttgarter Klinikum. So könne gegebenenfalls die weitere Diagnostik mit dem zuständigen Gesundheitsamt abgestimmt werden.
Wie werden Erkrankte behandelt?
Behandelt werden in der Regel die Symptome – etwa durch fiebersenkende Medikamente – sowie mögliche bakterielle Infektionen. Mit dem Medikament Tecovirimat gibt es zudem eine in der EU zugelassene Therapiemöglichkeit. Das Mittel verhindert die Vermehrung der Pockenviren.