Vorteile für Konzerne
Nach Ansicht von Unternehmen wie Beiersdorf, Merck, BMW, Siemens und Vonovia, die sich auch in diesem Jahr für eine Online-Hauptversammlung entschieden haben, hat sich das neue Format in der Corona-Zeit bewährt. Die Dax-Konzerne sehen dabei verschiedene Vorteile: Man habe mehr Planungssicherheit, schütze die Gesundheit der Beteiligten, es würden Kosten, Aufwand und CO2-Emissionen durch die Anreise gespart und die Teilnahme von mehr und auch internationalen Aktionären ermöglicht.
Bei der Hauptversammlung im Netz fallen die teils hohen Kosten für Saalmiete, Verpflegung und Personal weg. Das Gesundheitsunternehmen Fresenius sparte mit dem Online-Format nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahren rund ein Viertel der Kosten im Vergleich zu vorigen Präsenzversammlungen. Der Werkstoffhersteller Covestro und der Energiekonzern E.ON rechnen sogar mit einer Kosteneinsparung von um die 50 Prozent. Andere Unternehmen bezifferten den Unterschied auf einen sechsstelligen Euro-Betrag. Viele sagten aber auch, niedrigere Kosten seien kein Maßstab bei ihrer Entscheidung gewesen.
Abstimmung unter Vorständen
Noch bis 31. August können die Vorstände der Aktiengesellschaften mit Zustimmung des Aufsichtsrates darüber entscheiden, ob die diesjährige Hauptversammlung in Präsenz oder online abgehalten werden soll. Danach braucht es eine Satzungsänderung, die das Online-Format für bis zu fünf Jahre festlegen kann oder den Vorstand ermächtigt, das Treffen in diesem Zeitraum auch im Netz abzuhalten. Der Vorschlag einer Satzungsänderung steht in diesem Jahr bei einigen Hauptversammlungen auf der Tagesordnung.
"Eine pauschale Ermächtigung über ein oder zwei Jahre hinaus ohne eine Konkretisierung der Ausgestaltung der virtuellen Hauptversammlung und der Aktionärsrechte wird von den Aktionären - privaten wie institutionellen - abgelehnt", sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW. Die Aktionäre wollen demnach konkret wissen, wie ihre Rechte im Online-Format ausgestaltet oder gegebenenfalls beschränkt werden, und fordern eine offene Präsenz-Diskussion über das zukünftige Hauptversammlungsformat.
Den Anfang der Dax-Hauptversammlungen macht am 7. Februar der Münchner Energiekonzern Siemens Energy. Auch hier bleibt es erst einmal beim Anleger-Treffen im Netz. Aktionäre sollen ihre Fragen live in der Videokonferenz stellen können, teilte das Unternehmen mit. "Auf diese Weise wird auch im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung interaktiver Dialog ermöglicht", heißt es.