Deftige Derbypleite Martin Damrot schmeißt hin

Nach dem krachenden 0:4 in der Fußball-Landesliga in Münchberg teilt der Kickers Trainer seiner Mannschaft noch in der Kabine seinen Rücktritt mit. Auf dem Platz war Selb zuvor 90 Minuten in allen Belangen unterlegen.

 
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Es sei keine Kurzschlussreaktion gewesen, sondern eine wohlüberlegte Entscheidung. Und doch geht sie Martin Damrot nahe. Der Spielertrainer von Kickers ringt sichtlich um Fassung. Gerade eben erst hatte er seine Mannschaft darüber informiert, dass er sein Amt zur Verfügung stellt. Auch sein Co-Trainer Stefan Rogler schmeißt hin. Einen neuen Impuls erhoffe sich Damrot durch den Doppelrücktritt. Für das Team im Abstiegskampf, aber auch für den ganzen Verein. „Der ist schließlich so etwas wie mein Baby. Aber es gibt Punkte, an denen geht es nicht weiter.“

Auf dem Platz hatten die Kickers zuvor eine 90-minütige Lehrstunde vom FC Eintracht Münchberg erhalten. Völlig verdient gewann der letztjährige Abstiegsrelegant das Derby in der Landesliga Nordost mit 4:0. Die Hausherren kamen gleich zu Beginn gut in die Partie und schnürten die Gäste selbstbewusst in ihrer eigenen Hälfte ein. Den ersten Abschluss hatte Lucas Köhler, sein Versuch aus der Drehung in der siebten Minute war aber noch recht harmlos. Keine zwei Minuten später war das anders: Köhler wurde mit einem wunderbaren Zuspiel von Timo Frank in den Lauf bedient, Münchbergs torgefährlichster Angreifer behielt die Nerven und schloss eiskalt zur 1:0-Führung ab. Der FC Eintracht zeigte die klar reifere Spielanlage und versuchte immer wieder durch präzise Schnittstellenbälle sein pfeilschnelles Sturmduo um L. Köhler und Thorsten Lang in Szene zu setzen. „Die beiden bringen einfach enorme Qualität mit“, hielt auch Damrot nach der Partie fest. Die Kickers kamen dadurch in der Verteidigungsarbeit so sehr unter Druck, dass bei Verteidiger Mahsun Deniz und Keeper Andreas Schall bereits Mitte der ersten Halbzeit die Sicherungen durchbrannten. Lautstark keiften sich die beiden Selber gegenseitig an, nachdem T. Lang nach einem langen Ball von Stefan Stumpf durchgebrochen war – das Schiedsrichtergespann entschied allerdings zur Recht auf Abseits. Münchbergs Trainer Markus Bächer zeigte sich dagegen logischerweise hochzufrieden mit dem Start seines Teams: „Das waren die besten 25 Minuten seit Langem.“ Während der Tabellenletzte allenfalls über lange Diagonalbälle seines Abwehrchefs Julian Rietsch ein wenig Gefahr ausstrahlen konnte und 45 Minuten lang ohne nennenswert Abschluss blieb, scheiterte Münchberg gleich mehrmals an sich selbst. Die beiden flachen Hereingaben von L. Köhler (23.) und T. Lang (31.) waren zu unpräzise gespielt und fanden deswegen keinen Abnehmer. Bei Selb lief dagegen weiter nichts zusammen, zudem musste Kapitän Fabian Bösel mit Leistenbeschwerden früh verletzt von Bord. Nach einer Schwalbe von Ertac Tonka bekam nicht nur der Stürmer zurecht die gelbe Karte, sondern auch sein Trainer Martin Damrot wegen lautstarkem Reklamierens.

Nur kurzes Aufbäumen

Kurz vor der Halbzeit dann bereits die Vorentscheidung im Lokalduell: Eine weite Freistoßflanke von T. Lang brachte ein im Luftzweikampf entschlossener Julian Ott zurück ins Gefahrenzentrum. Dort wurde die Abnahme von Matteo Kolb noch geblockt, doch der Ball sprang zu Michael Söllner. Der Verteidiger schloss platziert ins Eck zum 2:0 ab. „Und das genau zum richtigen Zeitpunkt“, wie Bächer hinterher anmerkte.

Nach dem Seitenwechsel zeigte sich auch zum ersten Mal Selb gefährlich vor dem Münchberger Tor. Eduard Roots Kopfball in der 48. Minute wurde allerdings von Münchbergs Torwart Jonas Lang hervorragend pariert, zuvor hatte Christoph Kaschel eine herrliche Flanke geschlagen. Ernsthaftere Comeback-Bemühungen der Gäste wurde allerdings jäh unterbunden, denn nach groben Foulspiel sah Eralp Caliskan in der 51. Minute die Rote Karte. Die Überzahl nutzte die abgezockte Heimelf eiskalt. Nachdem L. Köhler in der 56. Minute noch freistehend aus zehn Meter an Schall gescheitert war, macht er es nur drei Minuten später besser. Wieder vom überragenden Frank bedient, verwandelte er sicher zum 3:0 direkt ins linke Eck. Die Lücken im Abwehrverbund der Kickers wurden auch wegen der Unterzahl nun immer größer. In der 71. Minute bekam L. Köhler auf dem Flügel viel Zeit und legte mustergültig den eben erst eingewechselten Jan Hüttemann vor. Dessen Heber mit der Innenseite senkte sich wunderbar zum 4:0 ins Eck. Münchberg spielte aber nicht alle seine Angriffe so konsequent aus – mussten der FC Eintracht aber auch nicht. Der souveräne Derbysieg war zu keiner Zeit gefährdet. Sorge bereitete ihnen nur die Verletzung von Hüttemann, der minutenlang auf dem Feld behandelt werden musste und einen Kopfverband verpasst bekam. Immerhin konnte aber auf eigenen Füßen das Feld verlassen.

FC Eintracht Münchberg: J. Lang - Ott, J. Köhler (75. Sen), Hackenberg, Kolb (67. Strößner), L. Köhler, T. Lang, F. Lang (68. Eren), Frank, Stumpf (68. Hüttemann), Söllner

Kickers Selb: Schall - Deniz, Bösel (26. Bafra), Root (64. Damrot), Caliska, Tonka, A. Seidel, Vonzin, Rietsch, Kaschel, Arac (77. G. Seidel)

Schiedsrichter: Alexander Arnold (Waldberg). – Zuschauer: 320. – Tore: 1:0 L. Köhler (9.), 2:0 Söllner (45.), 3:0 L. Köhler (59.), 4:0 Hüttemann (71.). – Rote Karte: Caliskan (77., grobes Foulspiel).

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