Dekanat Münchberg Synode stellt sich an die Seite Israels

Wolfgang Oertel, Münchberger Dekan Foto: Dekanat

Im „Dritten Reich“ hätten Kirchenvertreter zu oft geschwiegen, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme.

 
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Die Synode des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks Münchberg stellt sich nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober uneingeschränkt an die Seite Israels. 51 Synodale aus den elf Kirchengemeinden haben einstimmig eine offizielle Stellungnahme verabschiedet, die nun der Münchberger Dekan Wolfgang Oertel veröffentlicht hat. Sie zeigen sich schockiert über die „pogromgleichen Gräueltaten“ der Hamas an über 1400 israelischen Männern, Frauen und Kindern. „Die palästinensischen Terroristen haben das größte Massaker seit der Schoah an jüdischen Zivilisten verübt, und das ausgerechnet auf israelischem Staatsgebiet und am Schabbat, welcher zugleich das Fest Simchat Tora (Tora-Freudenfest) war.“

Die Synodalen erinnern daran, dass sich im Bereich des Dekanats Münchberg, in Helmbrechts, ein Außenlager des KZ Flossenbürg befand. Vor der Befreiung durch die alliierten Truppen wurden die Gefangenen gezwungen, sich auf einen Todesmarsch nach Volary zu machen. „An vielen Orten fanden zur NS-Zeit Pogrome gegen jüdische Menschen und Einrichtungen statt. Die damaligen Kirchenvertreter schwiegen oft dazu. Auch deshalb hat sich unsere bayerische Landeskirche 1998 dazu verpflichtet, das Bestreben des jüdischen Volkes nach einer gesicherten Existenz in einem eigenen Staat genauso zu unterstützen wie das gesicherte Leben von Jüdinnen und Juden hier bei uns.“

Diese „gesicherte Existenz“ sei jetzt massiv verletzt, heißt es weiter. „Daher ist nun nicht der Moment, den Israelis kluge Ratschläge zu erteilen, wie es manche tun. Vielmehr sagen wir den Jüdinnen und Juden hier bei uns genauso wie in Israel, dass wir an ihrer Seite sind. Wir wollen nicht länger dulden, dass es in unserem Land Demonstrationen gibt, in denen zur Vernichtung des Staates Israel und seiner Bewohner aufgerufen wird.“

Die Erklärung äußert Entsetzen darüber, dass propalästinensische Aktivisten nun von jüdischen Menschen bewohnte Häuser in Deutschland mit einem Davidstern markieren. „Wenn Synagogen das Ziel von Brennsätzen werden und jüdische Kinder wegen der zu erwartenden Repressalien Angst davor haben, in die Schule zu gehen, dann bedrückt uns das sehr. Hinter diesen Anfeindungen sehen wir keine bloße Kritik am Staat Israel, sondern eindeutigen Antisemitismus.“ Die Synodalen zeigen Verständnis für das Ziel der israelischen Armee, die Terrororganisation der Hamas zu zerschlagen. Nur wenn Israel seine Bevölkerung vor Terroristen schütze, gebe es eine Chance auf Frieden für Israelis und Palästinenser. „Die leider auch von vielen Christen vollzogene Gleichsetzung der Hamas-Massaker mit der militärischen Reaktion der Israelis weisen wir entschieden zurück.“ Denn hier werde verschwiegen, dass die Hamas die Tötung von Zivilisten absichtlich herbeiführe und die Israelis diese zu vermeiden suche. „Gleichwohl sehnen wir uns nach einer politischen Lösung, der zufolge Israelis und Palästinenser ohne Gewalt nebeneinander in Frieden leben können. In unseren Gebeten sind wir mit allen verbunden, die derzeit von Gewalt und Leid betroffen sind. Wir hoffen auch auf humanitäre Unterstützung für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen. In etlichen Gemeinden unseres Dekanates finden Friedensgebete statt, in denen sich jetzt der Menschen in Israel und Palästina angenommen wird.“

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