Anstieg der Arbeitslosenzahl Schwache Konjunktur schlägt auf Arbeitsmarkt durch

In der Regel werden mit dem Beginn der wärmeren Jahreszeit unter anderem auf dem Bau und in der Gastronomie wieder verstärkt Mitarbeiter eingestellt. Foto: Julian Stratenschulte Foto: dpa

Meist sorgt der Frühjahrsaufschwung im Mai für einen kräftigen Rückgang der Arbeitslosenzahl, diesmal aber nicht. Die abflauende Konjunktur wirft Schatten auf den deutschen Arbeitsmarkt. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle.

 
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Nürnberg - Die sich eintrübende Konjunktur hat im Mai auf den deutschen Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Erstmals seit fast drei Jahrzehnten verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Monatsvergleich einen leichten Anstieg der Mai-Arbeitslosenzahl - und zwar um 7000 auf 2,236 Millionen.

Ein großer Teil dieser Entwicklung gehe allerdings auf das Konto einer Datenkorrektur, betonte BA-Vorstandschef Detlef Scheele.

Noch immer seien im Mai 80.000 Menschen weniger erwerbslos gewesen als vor einem Jahr. Zugleich verzeichnete die Bundesagentur die niedrigste Mai-Arbeitslosigkeit seit 1991. Die Arbeitslosenquote lag in dem Frühlingsmonat unverändert bei 4,9 Prozent. In der Regel sorgt der im Mai meist ausgeprägte Frühjahrsaufschwung für einen besonders starken Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum April.

"Auf dem Arbeitsmarkt zeigen sich Auswirkungen der zuletzt schwachen Konjunktur. Zudem haben Sondereffekte die aktuellen Arbeitslosenzahlen belastet", kommentierte Scheele die Arbeitsmarkt-Entwicklung im Mai. "Wir sehen im Mai eine besondere Entwicklung, aber keinen Grund für nachhaltige Sorge", ergänzte er.

Für Überraschung sorgte dennoch ein fast nie da gewesener Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen von 60.000 im Mai. Nach Scheeles Angaben gehen davon etwa 10.000 auf das Konto der schwachen Konjunktur, rund 40.000 auf Überprüfungen von Jobcenter-Daten auf ihre Plausibilität. Diese waren veranlasst worden, nachdem der Bundesrechnungshof auf falsche Zuordnungen von Hartz-IV-Beziehern gestoßen war. Statt als "arbeitslos" seien mache nur als "arbeitssuchend" geführt worden. Die Folge: Schon die ersten 75.000 Überprüfungen ließen die Arbeitslosenzahl hochschnellen.

Was die Abkühlung der Konjunktur angeht, so wirkt sich diese nach Scheeles Angaben derzeit vor allem bei den von Arbeitsagenturen betreuten Kurzzeitarbeitslosen aus. Ihre Zahl sei entgegen der sonst im Mai üblichen Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr um knapp 22.000 gestiegen. Dies sei bei schwächerer Konjunktur eine übliche Entwicklung, die sich bereits in den Vormonaten angedeutet habe. Dagegen ging die Zahl der erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher im selben Zeitraum um 101 000 zurück.

Zuversichtlich stimmt Scheele die stabile Entwicklung bei der Beschäftigung. "Die Beschäftigung bleibt weiter auf Wachstumskurs. Aber der Trend wird sich verlangsamen, an Schwung verlieren", prognostiziert der BA-Chef für die kommenden Monate. Trotzdem sieht er keinen Anlass, die von den BA-Arbeitsmarktforschern erarbeite Prognose für den Arbeitsmarkt 2019 zu korrigieren. Das hauseigene Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht für dieses Jahr von einem Rückgang der durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 2,199 Millionen aus. Dies wären 141.000 weniger als 2018.

Die Zahl der Erwerbstätigen lag nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes im April bei 45,11 Millionen - das war ein Plus von 32.000 im Vergleich zum Vormonat, zum Vorjahr waren es 484.000 Erwerbstätige mehr. Die Zahl der regulären Jobs mit Sozialversicherungspflicht hat nach Hochrechnungen der Bundesagentur von Februar auf März saisonbereinigt um 27.000 zugenommen. Damit hatten 33,31 Millionen Menschen in Deutschland zuletzt einen regulären Job - 646 000 mehr als ein Jahr zuvor.

Einen ganz leichten Rückgang gab es im Jahresvergleich hingegen bei der Zahl der offenen Stellen: Bei der Bundesagentur waren im Mai 792.000 Jobs gemeldet - 1000 weniger als vor einem Jahr. Bereinigt um saisonale Effekte hat sich der Bestand an offenen Stellen um 6000 verringert. Die sogenannte Unterbeschäftigung, die auch Menschen erfasst, die etwa gerade an einer Weiterbildung teilnehmen, lag bei 3,19 Millionen. Sie stieg saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 42.000. Im Vorjahresvergleich ging die Zahl um 94.000 zurück.

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