In dem Report ist zwar die Rede davon, dass sich etwa in Kitas, Schulen und Hochschulen die Personalstärke seit 2010 "teils merklich" erhöht habe. "Allein Kindertageseinrichtungen verzeichneten einen Personalzuwachs von 75 Prozent", heißt es. Da aber auch die Zahl der Kinder in den Kitas gestiegen ist, gebe es trotzdem lediglich geringe Verbesserungen im Zahlenverhältnis Kinder pro Erzieherin.
Und der Personalbedarf wird nach Ansicht der Autoren weiter steigen, besonders in der Frühen Bildung. Bis 2025 könnten hier bis zu 72 500 Fachkräfte fehlen. Dazu kommt der beschlossene Anspruch auf Ganztagsbetreuung, der schrittweise ab dem Schuljahr 2026/2027 bundesweit eingeführt wird. Dadurch werde im Grundschulbereich bis 2030 ebenfalls mit einem großem Zusatzbedarf von bis zu 65.600 Fachkräften gerechnet.
System im Teufelskreis
GEW-Chefin Maike Finnern sagte am Donnerstag, das System befinde sich in einem Teufelskreis aus Überlastung durch Fachkräftemangel und Fachkräftemangel durch Überlastung. "Es droht ein Personalkollaps."
Prien sagte, der Fachkräftemangel betreffe alle Lebensbereiche und Branchen, auch den Bildungsbereich. Sie verwies auch auf unvorhersehbare Entwicklungen. So seien bisher etwa 140 000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine "relativ leise" in das Schulsystem integriert worden. Auch ein "verändertes Reproduktionsverhalten", sei etwas, was man nicht vorhersehen könne, sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin mit Blick auf gestiegene Geburtenzahlen. Als weitere Faktoren für steigenden Personalbedarf werden außerdem immer wieder gestiegene Anforderungen an Schulen, wie Inklusion oder Sprachfördermaßnahmen und auch die Zuwanderung genannt.
Weitere Punkte im Bildungsbericht:
Bildungserfolg hängt von der Herkunft ab
Der Befund ist bekannt und wird erneut bestätigt: Kinder von Eltern, die besser verdienen und eine hohe Bildung haben, haben mehr Erfolg in der Schule und auf dem späteren Bildungsweg. In dem Bericht klingt das so: "Die Bildungserfolge stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der sozioökonomischen Situation der Familie".
Bildung zahlt sich aus
"Bildungsabschlüsse und Kompetenzen im Schul- und Erwachsenenalter erweisen sich auch hinsichtlich nichtmonetärer Aspekte als ertragreich", heißt es im Bericht. Übersetzt: Bildung zahlt sich nicht nur finanziell aus, durch bessere Jobs. Schüler mit besseren schulischen Leistungen seien mit ihrem Leben auch zufriedener. Und Erwachsene mit höheren Lesekompetenzen schätzten ihre Lebenszufriedenheit höher ein als solche mit geringerer Kompetenz.
Weniger Schulabbrecher, aber Niveau etwa gleich
Die Schulabbrecherquote ist leicht gesunken, bewegt sich aber in etwa auf dem Niveau der vergangenen zehn Jahre bei rund 6 Prozent der gleichaltrigen Bevölkerung. 2020 haben demnach etwa 45.000 Jugendliche ohne einen Abschluss die Schule verlassen. Den meisten gelinge es aber später einen Abschluss nachzuholen, heißt es auch.
Boom bei Kitas
92 Prozent der drei- bis sechsjährigen sind inzwischen in einer Tagesbetreuung. Auch die ganz Kleinen: Mehr als ein Drittel der unter Dreijährigen geht in die Kita oder wird betreut. Die Autoren sehen hier einen deutlichen Anstieg in den vergangenen zehn Jahren.
"Sättigung" beim Studium
Inzwischen nimmt laut Bericht fast die Hälfte der jungen Erwachsenen ein Studium auf. Hier wurde laut Bericht aber möglicherweise nun ein "Sättigungsniveau" erreicht. "Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass sich die Studiennachfrage in den kommenden Jahren nicht weiter erhöhen wird."