Diese Saison ging bereits gut los. Bei einem DLV-Wettkampf Mitte Februar warf Hummel schon über 73 Meter. Doch der Rückschlag kam zu Ostern – Corona! Hummel hat nicht den leichtesten Verlauf, kann nicht trainieren und hat vor allem Nachwirkungen. „Mir haben vier Wochen Training gefehlt. Bei einer technisch so komplexen Sportart haut es dich koordinativ da komplett raus“, so der Kulmbacher. „Ich habe schon gedacht: Okay, das Jahr ist jetzt komplett im Eimer.“
Hummel wollte die Saison fast schon sausen lassen, um sich gezielt auf das nächste Jahr vorzubereiten. Doch ab Thum im Erzgebirge ging es schlagartig wieder aufwärts – 72 Meter. Und in der Woche darauf lässt er in Fränkisch-Crumbach die komplette, gestandene internationale Konkurrenz aus Finnland, Island und Großbritannien hinter sich – deusche Jahresbestweite mit 75,66 Metern – in Deutschland hat noch kein 20-Jähriger so weit geworfen. Mit knapp zwei Metern Vorsprung setzt er sich damit auch an die Spitze der Rangliste und ist für den Verband „auf der Poleposition“, wenn es um die Titelvergabe am Sonntagvormittag bei „Den Finals“ in Berlin geht.
Um 10 Uhr beginnt der Ausscheid mit 14 Teilnehmern, von denen nach drei Versuchen die besten acht mit nochmals drei Versuchen den Endkampf bestreiten. Im Idealfall also sechs Versuche für den Kulmbacher, das 7,26 Kilogramm schwere Wurfgerät zur größten Weite zu schleudern.
Trainer Ständner hat die letzten Übungseinheiten seines Schützlings mit Bedacht auf die Tageszeit des Wettkampfs verlegt und ist in Anbetracht eines sehr ordentlichen Abschlusstrainings am Donnerstag guter Dinge. „Natürlich kann man vom Gefühl her mal daneben liegen, aber ich mache das ja nicht erst seit Kurzem“, so der Coach, dessen Schützling ebenfalls keine große Aufregung spürt. „Eigentlich nicht. Ich hatte jetzt schon drei Wettkämpfe mit den Besten Deutschlands“, ist Hummel selbstbewusst. „Im Olympiastadion ist zwar sicherlich noch mal ein anderes Feeling, aber aufgeregt bin ich eigentlich null.“
Samstag gehts nach Berlin – der Rückenwind ist da, wenn es zeitgleich auch Richtung WM-Norm gehen soll. Größter Konkurrent im Kampf um Gold ist wohl der Meister der drei vergangenen Jahre Tristan Schwandke vom TV Hindelang. Der Titelverteidiger liegt mit seiner Jahresbestleistung zwar um gut zwei Meter hinter Hummel, entschied jedoch das letzte direkte Duell in Schönebeck mit der größeren Tagesweite zu seinen Gunsten. „Klar, er wird alles geben. Aber dieses Jahr wird er es am schwersten haben. Doch ich schaue nur auf mich. Ich will in den ersten dreien einen guten gültigen haben und dann volle Kanne drauf“, blickt Hummel zuversichtlich nach Berlin. „Ich habe ein gutes Gefühl, richtig Bock auf den Wettkampf und Bock darauf, ein geiles Ergebnis abzuliefern.“