Digital-Offensive in der Bildung Bayern stattet jeden Schüler mit Laptop aus

Christoph Trost
Laptops sollen im Schulalltag künftig noch stärker zum Einsatz kommen. Foto: IMAGO/imagebroker/IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun

Kultusminister Michael Piazolo will die Digitalisierung vorantreiben. Dafür setzt er auf die technische Ausstattung der Schüler. Der BLLV fürchtet jedoch, dass die EDV-Betreuung bei den Lehrern hängen bleibt. Das Ministerium erhofft sich innovativere Unterrichtsmethoden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Schüler in Bayern sollen nach dem Willen von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) in wenigen Jahren standardmäßig mit eigenen Laptops oder Tablets ausgestattet sein – jedenfalls an weiterführenden Schulen. „Mein Ziel ist: Mittelfristig hat jede Schülerin und jeder Schüler in Bayern ein eigenes, digitales und staatlich bezuschusstes Arbeitsgerät“, sagte Piazolo. Dies solle „so zügig wie möglich“ passieren. „Die Geräte sollen überall dort eingesetzt werden, wo sie ihre spezifischen Vorteile ausspielen und so zu einer Steigerung der Unterrichtsqualität beitragen“, erklärte er.

In einem Pilotversuch „Digitale Schule der Zukunft“ wird dies derzeit schon an rund 250 Schulen in ausgewählten Jahrgangsstufen erprobt – auch in Oberfranken. Dort beteiligen sich laut einer Auflistung des Kultusministeriums bereits die Förderschule in Forchheim, 14 Mittelschulen, neun Realschulen, zwölf Gymnasien und die Wirtschaftsschulen in Hof und Wunsiedel an dem Pilotprojekt.

Jedes Kind hat dort ein eigenes, staatlich bezuschusstes Tablet oder Notebook, das in- und außerhalb der Schule benutzt werden kann. Damit könnten neue Lernarrangements sowie innovative Unterrichts-, Diagnose- und Feedbackmethoden erprobt werden, sagte Piazolo. Schüler könnten so unter anderem künftig selbst digitale Lernprodukte – etwa Lernvideos – gestalten, mithilfe von Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen „sonst unerreichbare Erfahrungswelten virtuell erleben“, dank Individualisierung effektiver lernen oder sich innerhalb der Klassengemeinschaft besser vernetzen, wie das Kultusministerium auf Anfrage unserer Zeitung präzisiert. Denkbar seien auch hybride Formate der Alternarbeit, etwa Online-Informationsabende.

Schon heute sieht Piazolo die Digitalisierung der Schulen im Freistaat auf Kurs. „In diesen Tagen geht das 65 000. digitale Klassenzimmer in Bayern in Betrieb“, berichtete der Kultusminister. „Unsere eigene Zielmarke für diese Legislaturperiode von 50 000 haben wir damit bereits früher als vereinbart weit übertroffen.“ Dabei betonte er aber ganz grundsätzlich, wichtig sei der Wechsel zwischen digitalem und analogem Unterricht: „Die Kinder und Jugendlichen sollen nicht acht Stunden am Tag nur in den Rechner schauen.“ Die pädagogische Entscheidungen über den Einsatz digitaler Formate träfen weiterhin die Lehrkräfte vor Ort, systematisiert im schuleigenen Medienkonzept.

Seit den digitalen Startschwierigkeiten beim Homeschooling zu Beginn der Corona-Pandemie habe sich viel getan, bestätigt der oberfränkische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Henrik Schödel, im Telefonat mit unserer Zeitung. „In den vergsangenen zwei Jahren ist einiges passiert.“ Auch in puncto Fortbildungen. „Wichtig ist es jetzt, da dranzubleiben“, ergänzt Schödel.

Auch bei der Ausstattung der Lehrkräfte mit Endgeräten geht es laut Kultusministerium voran. „Jeder Lehrkraft in Bayern wird bis Schuljahresende ein personalisiertes mobiles Endgerät zur Verfügung stehen können“, sagte Piazolo. „Noch vor wenigen Jahren schien das undenkbar.“ Insgesamt handelt es sich dabei um rund 150 000 Geräte in ganz Bayern. Auch Junglehrer werden nun mit eigenen Geräten ausgestattet. „Ein persönliches Ausbildungsgerät ist künftig fester Teil der Seminarausbildung“, sagte Piazolo. „Vor Ort muss sich aber auch jemand um die Geräte kümmern können“, sagt Schödel und setzt sich für eigenständige EDV-Betreuer ein.

„Wenn man mir vor vier Jahren gesagt hätte, dass wir heute auf diesem Stand sind - ich hätte es wohl nicht für möglich gehalten“, sagte Piazolo. Die Corona-Krise habe aber dazu beigetragen, das Tempo massiv zu beschleunigen – auch durch die finanziellen Mittel, die in dieser Zeit zur Verfügung gestellt worden seien. „Seither ist auf allen Ebenen sehr viel passiert“, sagte Piazolo, bei Bund, Ländern und Kommunen. Es gebe aber auch in Zukunft noch viel zu tun.

Bilder