Russland wiederum erhielt im Gegenzug den früheren Sowjetoffizier Viktor But. Er sei im Flugzeug auf dem Weg nach Russland, hieß es in Moskau. Er soll verbrecherische Regime und Rebellen in zahlreichen Ländern illegal mit Waffen ausgerüstet haben. Der als "Händler des Todes" berüchtigte Russe war in den USA 2012 zu 25 Jahren Haft verurteilt worden - der wichtigste Vorwurf war, dass er Rebellen Boden-Luft-Raketen verkaufen wollte, mit denen amerikanische Flugzeuge abgeschossen werden können. Er galt zuvor als einer der meistgesuchten Waffenhändler der Welt.
Die Ankunft von But in Russland werde in Kürze erwartet, sagte die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Für die Freilassung Buts habe sich Präsident Wladimir Putin persönlich eingesetzt, verdeutlichte die 67-Jährige die Bedeutung des Waffenhändlers für Moskau.
"Die wichtigsten Verdienste um diese Verhandlungsprozesse rund um den Austausch gegen Griner haben sich natürlich unsere bekannten Geheimdienste erworben", teilte Moskalkowa weiter mit. Sowohl Griner als auch But seien vor dem Austausch begnadigt worden.
Athletin Griner war am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Nach Feststellung der russischen Justiz hatte sie bei einer Gepäckkontrolle sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl bei sich. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben. Dies wurde als illegaler Drogenbesitz und versuchter Schmuggel gewertet. Das Gericht sah keine mildernden Umstände. Griner hatte sich schuldig bekannt. Washington hatte Moskau von Anfang an ein politisch motiviertes Verfahren vorgeworfen - vor allem wegen des hohen Strafmaßes.
Biden würdigt Griner
Griner spielte seit 2015 beim russischen Spitzenclub UMMC Jekaterinburg im Ural und gewann mit ihm viermal die Euroleague. In der amerikanischen Frauen-Profiliga WNBA gewann sie 2014 mit den Phoenix Mercury die Meisterschaft, mit der US-Nationalmannschaft holte sie außer zwei Olympiasiegen auch zweimal Gold bei Weltmeisterschaften. "Sie repräsentiert das Beste von Amerika - auf ganzer Linie", würdigte Biden sie.
Der "New York Times" zufolge war Griner in Gefangenschaft zunehmend besorgt darüber gewesen, womöglich nicht freigelassen zu werden. Demnach habe sie nur einmal am Tag eine Stunde in einem kleinen Hof verbringen dürfen und sei ansonsten mit zwei anderen Insassen in einer kleinen Zelle eingesperrt gewesen. Dort habe die 2,06 Meter große Frau auf einem für sie verlängerten Bett geschlafen.
Es gibt einen weiteren ungelösten Fall
Der diplomatische Erfolg vom Donnerstag war unter dem Eindruck harter Sanktionen der USA gegen Russland wegen des Ukraine-Einmarsches lange in der Schwebe. Tatsächlich hatten US-Medien vor einigen Monaten unter Berufung auf amerikanische Regierungsbeamte davon berichtet, dass Putin die Freilassung Griners für But nicht besprechen wolle und offenbar kein Interesse an einer Einigung habe. In den vergangenen Wochen war dann Bewegung in die Verhandlungen gekommen - mit einem Ergebnis, dass auch für Putin angesichts der militärischen Probleme in der Ukraine einen Erfolg und gute Presse in Russland bedeuten könnte.
Mit der Freilassung Griners richtet sich das Augenmerk auch auf einen anderen, ungelösten Fall: den 2018 in Russland verhafteten und wegen angeblicher Spionage verurteilten Amerikaner Paul Whelan. "Wir haben Brittney nie vergessen. Wir haben Paul Whelan nicht vergessen, der seit Jahren zu Unrecht in Russland inhaftiert ist", sagte Biden. Leider behandle Moskau den Fall Whelans "aus völlig illegitimen Gründen" anders als den Griners. "Wir werden weiter mit besten Absichten über Pauls Freilassung verhandeln. Das garantiere ich", sagte Biden.