Discounter in Höchstädt Vorwürfe in Richtung Rathaus

Für Metzgermeister und NVZ-Betreiber geht’s um die Wurst. Foto: Silke Meier

Auch Zuhörer ergreifen im Höchstädter Gemeinderat das Wort. Die NVZ-Betreiber fühlen sich hintergangen, die Markt-Befürworter missverstanden.

 
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Höchstädt - Groß ist das Interesse der Bevölkerung an der jüngsten Sitzung des Höchstädter Gemeinderats gewesen. Zuhörer kamen jedoch nicht nur aus dem Ort selbst, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden. Nachdem Bürgermeister Gerald Bauer in der Diskussion bereits den Discountmarkt-Planern Christian Wandzel und Helmut Köstler das Wort erteilt hatte, bat Gemeinderat Tobias Pöhlmann (Grüne) darum, auch die Meinungen aus dem Publikum zu hören.

VR-Bank investiert

Als Erster ergriff Johannes Herzog, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Fichtelgebirge-Frankenwald, das Wort. Um 2012 die Dorfmitte zu bereichern, habe die VR-Bank 150 000 Euro in das Nahversorgungszentrum (NVZ) investiert. Damals zogen die Metzgerei Schmidkunz und die Bäckerei Kuhn in das ehemalige VR-Lagerhaus in Höchstädt ein. „Als die VR-Bank-Filiale geschlossen wurde, sind wir von dir gebeten worden, nochmal Geld in die Hand zu nehmen“, wandte sich Herzog an Bürgermeister Gerald Bauer. Daraufhin habe sich auch die Metzgerei Schmidkunz weit über das normale Maß hinaus engagiert und einen Lebensmittelladen eingerichtet. „Das war 2019. Vor der Wahl“, sagte Johannes Herzog in Richtung Bürgermeister. „Jetzt willst du nichts mehr davon wissen.“ Wenn der Discounter komme, sei die Existenz des NVZ nachhaltig gefährdet. „Wer da zustimmt, tritt das Engagement der Familie Schmidkunz mit Füßen.“ Die Margen im Lebensmittelhandel seien extrem niedrig. „Wie soll ein kleiner Laden im Ort neben einem Supermarkt auf der grünen Wiese bestehen?“, fragte Herzog. „Das funktioniert anderswo auch nicht.“

Vorwürfe in Richtung Rathaus

Eigentlich, so sagte Johannes Herzog, habe er nicht über das „Pamphlet der CSU“ – den im Vorfeld der Sitzung verteilten Flyer – sprechen wollen. Er tat es dennoch: „Es hat mich sehr verwundert, dass ihr die zentralen Aussagen der Familie Schmidkunz geflissentlich unter den Tisch habt fallen lassen.“ Hintergrund war ein Gespräch, an dem neben Herzog auch Horst und Christoph Schmidkunz sowie die drei Bürgermeister Gerald Bauer, Udo Thüring (beide CSU) und Uwe Döbereiner (SPD) teilgenommen hatten. Dabei hätten sowohl Horst als auch Christoph Schmidkunz ihre Sorgen deutlich mitgeteilt. „Und eines muss klar sein“, sagte Johannes Herzog. „Wenn einmal Stillstand im Dorf ist, dann passiert auch nichts mehr.“

Christoph Schmidkunz untermauerte seine Aussagen, die er in kleinem Kreis bereits getroffen hatte: „Das Geschäft hat Zukunft. Wir wollen weitermachen. Immerhin haben Johannes Herzog und mein Vater viel Geld reingesteckt.“ Etwa die Hälfte des Umsatzes mache das „Edeka-Sortiment“ aus. „Und ich sage es klipp und klar: Fällt das weg, dann trägt sich das NVZ wirtschaftlich nicht“, sagte Christoph Schmidkunz. Als Geschäftsmann sehe er natürlich die Vorteile, die ein großer Markt bietet, und er verstehe auch, dass junge Menschen lieber in den Supermarkt gingen. „Aber für einen jungen Unternehmer, der Verantwortung trägt und Schulden abzahlen muss, wird es schwer.“ Auch Christoph Schmidkunz ging mit Gerald Bauer ins Gericht. Ihm sei 2019 eindeutig gesagt worden, er habe grünes Licht für das NVZ und er müsse keine Angst haben, dass ein großer Lebensmittelladen nach Höchstädt komme. „Aber was gesagt wurde, ist nichts mehr wert“, meinte Christoph Schmidkunz.

Bürgermeister in Verteidigung

Der Bürgermeister verwehrte sich gegen die Vorwürfe Schmidkunz’ und Herzogs. „Mein Engagement lasse ich mir nicht absprechen. Aber wenn ein Antrag kommt, dann bringe ich den natürlich in den Gemeinderat ein“, sagte Bauer. Im Übrigen sei er den Planern nicht hinterhergelaufen. „Außerdem treten wir den Einsatz der Familie Schmidkunz nicht mit Füßen“, setzte sich Reinhard Rogler (CSU) zur Wehr.

Lukas Thüring sprach sich klar für den Markt aus. Er könne die Sorgen der NVZ-Betreiber verstehen, aber gerade junge Familien bräuchten ein größeres Angebot. Auch Sigrid Eckl hielt den Discounter für sinnvoll. Wenn der nicht in Höchstädt gebaut werde, dann eben in Thierstein oder Thiersheim. „Was spricht dagegen, die Bevölkerung zu befragen?“, stellte sie in den Raum.

„Der Kuchen kann nur einmal verteilt werden. Es reicht nicht für den Discounter und Schmidkunz“, sagte Pfarrerin Ellen Meinel. „Andere Orte wären froh, einen solchen Schatz wie das NVZ zu haben. Gebt das nicht auf.“ Gerd Pöhlmann

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