Drei Dörfer, eine Stimme Markus Birner Ortssprecher von Pfaffenreuth

Auszählung der Ortssprecher-Wahl von Pfaffenreuth im kleinen Saal des historischen Rathauses (von rechts): Hauptamtsleiter Stefan Walberer, Magdalena Bäcker und Diana Foto: /Peggy Biczysko

Er setzt sich gegen Michael Schensky durch. Auch die Stadtteile Reutlas und Manzenberg vertritt der Lehrer künftig im Stadtrat. Dort hat es seit 2014 keinen Vertreter gegeben.

 
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Marktredwitz - Drei Dörfer ohne Stimme, ohne Sprachrohr. Seit 2014 hat es für die Marktredwitzer Stadtteile Pfaffenreuth, Manzenberg und Reutlas keinen Ortssprecher mehr gegeben. Diese vertretungslose Zeit im Stadtrat hat nun ein Ende. Auf Betreiben von Michael Schensky aus Pfaffenreuth ist die Vakanz vorbei. Denn er hat die Unterschriften gesammelt, damit wieder ein Ortssprecher gewählt werden konnte. 99 von 166 Stimmberechtigten in den drei Ortsteilen haben nun per Briefwahl votiert. Am Ende standen nur zwei Kandidaten auf der Liste: Eben Michael Schensky und Markus Birner, der von Bewohnern vorgeschlagen worden war. Und der ist es letztlich auch geworden.

Sieger völlig überrascht

„Ich bin total überrascht“, sagt der 47-jährige Birner im Gespräch mit der Frankenpost. Denn er ist mit 57 Stimmen zum neuen Ortssprecher gewählt worden. Schensky unterlag mit 38 Stimmen. „Wir haben eine Wahlbeteiligung von 59,6 Prozent“, rechnet Hauptamtsleiter Stefan Walberer vor, der zusammen mit Magdalena Bäcker und Diana Pirner die Stimmen im kleinen Sitzungssaal des historischen Rathauses auszählt. „Vier Stimmen sind ungültig“, sagt Magdalena Bäcker und sortiert sie aus. Der 29-jährige Michael Schensky schaut zu, weiß noch nicht, ob er künftig die Bürger in den drei Ortsteilen vertreten wird. 111 Menschen leben in Pfaffenreuth, 46 in Manzenberg und 76 in Reutlas.

Älteste Kirche der Region

Während ausgezählt wird, erzählt Kandidat Schensky, warum er auf die Idee gekommen ist, den Bürgern der drei Dörfer wieder eine Stimme zu geben. „Es kamen immer wieder Leute zu mir, um mir ihre Anliegen vorzutragen. Und als ich ein Grundstück von der Stadt gekauft habe und ein Feldgeschworener bei mir war, meinte der, dass ich doch auch die Leute vertreten könnte. Daraufhin bin ich auf Unterschriftensuche gegangen.“

Der ledige Vertriebsmitarbeiter der Firma EBM Bauer liebt seinen kleinen Ort mit der Auferstehungskirche, einem der ältesten Gotteshäuser in der Region. Denn Teile der Kirche stammen aus dem frühen 15. Jahrhundert. „Der Zusammenhalt in unserem Dorf ist super, alle sind sehr hilfsbereit.“

Zwei Lehrer

Die beiden Stapel mit den Stimmzetteln driften derweil auseinander. Schensky sieht, dass sein Stapel der kleinere ist. Er nimmt es sportlich: „Nein, ich bin nicht enttäuscht. Es war einmal interessant, wie so etwas abläuft. Hauptsache, unsere Dörfer haben jetzt wieder eine Stimme.“

Und diese Stimme verleiht den Bürgern künftig Markus Birner, der an der Mittelschule in Feilitzsch von Mathematik über Deutsch und Englisch so ziemlich alles unterrichtet – „außer Kunst!“, meint er mit einem Schmunzeln. Birners Ehefrau Claudia ist ebenfalls Lehrerin und unterrichtet an der Alexander-von-Humboldt-Hauptschule in Marktredwitz. Die beiden Töchter sind 16 und zwölf Jahre alt.

Wohlfühlen in Wahl-Heimat

Markus Birner ist Wahl-Marktredwitzer, denn gebürtig stammt er aus Aschaffenburg und lebte lange Zeit in Würzburg, wo er auch seine Frau während des Studiums kennengelernt hat. „Claudia stammt aus Schirnding und studierte noch, als ich mich entscheiden musste, wohin die Reise geht. Und wir beschlossen, uns in Richtung ihrer Heimat zu bewegen“, erzählt der neue Ortssprecher.

2007 hat die Familie in Pfaffenreuth gebaut, „wo es sich wunderbar leben lässt“. Hier wohnten viele nette Leute, man sei schnell in der Stadt und lebe dennoch im Grünen, listet Birner die Vorteile des Lebens auf dem Dorf auf.

Freude über Wahl

Dass er selbst auf die Liste für die Ortssprecher-Wahl gekommen ist, war gar nicht sein Bestreben, wie der Lehrer sagt. Als er von der Wahl gelesen hatte, hatte er selbst zwei Bewohner für dieses Amt vorgeschlagen. „Irgendwann hat mich die Stadt angerufen, ob ich bereit wäre, zu kandidieren. Das hatte ich gar nicht auf dem Schirm.“ Aber natürlich freue er sich über die Wahl und das Vertrauen, das ihm die Bürger entgegenbringen, versichert Markus Birner.

„Es war eine gute Idee von Michael Schensky, dass er das ins Rollen gebracht hat und wir wieder ein Mitspracherecht im Stadtrat haben“, betont der 47-Jährige. Wenngleich er als Ortssprecher kein Stimmrecht habe, so könne er doch Sachen vorbringen und Dinge anschieben. „Und da gibt es schon einiges“, unterstreicht er. „Zum Beispiel den Klassiker, dass es keine vernünftige Anbindung für Fußgänger und Radfahrer von Pfaffenreuth und den anderen Dörfern in die Stadt gibt. Und die Kinder hätten gern einen Spielplatz.“

Der neue Kümmerer

Markus Birner sieht sich als Sprachrohr und Mittler der Dorfbewohner, die sich jederzeit unter der Internet-Adresse birner@alltag.org an ihn wenden könnten.

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