Unternehmen kennt Umsätze
Projektplaner Christian Wandzel und Helmut Köstler, auch sie waren anwesend, kalkulieren mit 3900 Einwohnern im Einzugsbereich des Discounters. Das sei in etwa die Größe der Verwaltungsgemeinschaft Thiersheim, folgerte Thomas Denk (SPD). „Das heißt, nicht nur das NVZ in Höchstädt, sondern auch der Dorfladen in Thierstein und der Markt in Thiersheim sind gefährdet“, sagte Denk. Dass es sich bei dem geplanten Markt um – wie im Ort kolportiert – die Edeka-Tochter Netto handelt, konnten Wandzel und Köstler nicht bestätigen. „Sie bauen und wissen nicht, wer der Betreiber ist?“, fragte Gerhard Pöhlmann. „Wir wären nicht hier, wenn die Gespräche nicht aussichtsreich wären“, lautete die Antwort der Planer.
Edeka beliefere das NVZ, den Dorfladen und den Thiersheimer Markt. Das Unternehmen kenne die Umsätze also sehr genau, sagte Martin Schikora (Freie Wähler). Die Gefahr, dass sich das Unternehmen der unliebsamen kleinen Geschäfte entledigen möchte, sei gegeben. „Der soziale Stellenwert des NVZ ist höher als gemeinhin angenommen“, sagte Schikora. Es sei ein Treffpunkt, und der Betreiber, die Firma Schmidkunz, liefere nicht nur Waren, sondern auch warme Mahlzeiten nach Hause.
Kein neues Ergebnis
„Jeder hat seine Ansichten und Ängste“, sagte Reinhard Rogler (CSU). Auch ihm sei das Leben im Dorf wichtig. Jedoch sehe er den Markt als Zusatz und Bereicherung des Angebots. „Die Bürger haben es in der Hand, die Dorfmitte zu besuchen. Das ist nicht unsere Entscheidung“, sagte Rogler.
Auf Nachfrage erläuterte Verwaltungsleiter Martin Roger die Möglichkeiten, die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung einzubeziehen, von der Bürgerbefragung bis zum Ratsbegehren.
Die Abstimmung – es war die dritte in der Sache, wie auch Bürgermeister Gerald Bauer auf explizite Nachfrage von Martin Schikora einräumen musste – brachte kein neues Ergebnis. Für die Befreiung von den Festsetzungen des geltenden Bebauungsplans gingen am Ende nur die sechs Arme der CSU-Fraktion hoch. Dagegen waren die sieben Rätinnen und Räte von SPD, Freien Wählern und Grünen. Herbert Prells Ankündigung, „jetzt die nächste Stufe einzuleiten“, mochte da manchem Gemeinderat als Drohung vorgekommen sein.
Warum sich eine Fraktion so sehr für die Marktansiedlung eingebracht und dreimal hatte abstimmen lassen, brachte nicht wenige Besucher ins Grübeln. Vielleicht, so spekulierte mancher der Besucher im Hinausgehen, weil eines der fraglichen Grundstücke einem CSU-Parteifreund gehört.