E-Mobilität im Landkreis Wunsiedel Landkreis Eldorado für E-Mobilität

Fahrer von Elektroautos können im Landkreis Wunsiedel an 60 Normal- und fünf Schnell-Ladestationen Strom tanken. In allen Kommunen gibt es mindestens zwei Ladepunkte. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Der Ausbau der Lade-Infrastruktur liegt weit über dem von der EU empfohlenen Standard. Die Zahl der E-Autos ist dieses Jahr sprunghaft gestiegen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wunsiedel - Im Landkreis Wunsiedel hat die Zukunft bereits begonnen. Rein rechnerisch könnten in der Region zwischen Schönwald und Marktredwitz sowie zwischen Nagel und Schirnding schon heute 600 Elektro-Autos fahren, statt der derzeit 199, ohne dass sie sich zwischendurch beim Tanken in die Quere kommen würden. Klar, das ist eine Modellrechnung. Sie zeigt jedoch, wie es mit der Lande-Infrastruktur im Fichtelgebirge bestellt ist: sehr gut.

Im Gespräch mit der Frankenpost rechnet der Klimaschutzmanager des Landkreises, Jürgen Kromer, vor: „Laut Empfehlung der Europäischen Union soll für je zehn E-Autos ein Ladepunkt vorhanden sein. Im Landkreis gibt es mittlerweile 60-Normal-Ladepunkte und fünf Schnell-Ladepunkte, also eigentlich weit mehr als für die aktuell 199 angemeldeten Elektroautos notwendig wären.“ Da sich der Landkreis zusammen mit den Kommunen und örtlichen Netzbetreibern dank eines Förderprogrammes dafür entschieden hat, in Vorleistung zu gehen, hat er das Henne-Ei-Problem auf seine Art gelöst. Wann immer eine neue Technik auf den Markt drängt, steht die Frage im Raum, ob man sie eigentlich nutzen kann. Wer damit liebäugelt, sich ein E-Auto anzuschaffen, benötigt ein möglichst dichtes Netz mit Ladepunkten. Wer Ladepunkte betreibt, hat auf der anderen Seite ein Interesse an vielen Kunden, die Strom tanken. Irgendwer muss allerdings den Anfang machen. Im Fichtelgebirge ist es der Landkreis Wunsiedel. Seit einigen Wochen gibt es in allen 17 Kommunen mindestens zwei E-Ladepunkte.

85 E-Autos im Landkreis

Doch wie sieht es mit dem Interesse der Bürger an Elektroautos aus? „Die Zahlen sprechen für sich: Anfang des Jahres waren 85 E-Autos im Landkreis gemeldet. Zum Stichtag 19. November hat sich die Zahl auf 199 mehr als verdoppelt.“ Das sind 0,42 Prozent aller gemeldeten Autos. Auf Deutschlandebene liegt der Anteil bei 0,3 Prozent. Als Grund für das steigende Interesse sieht der Klimaschutzmanager unter anderem die 9000 Euro Förderung des Bundes für Käufer, die von einem Auto mit Verbrennungsmotor auf ein E-Auto wechseln. Zusammen mit der Förderung rentiere sich dies für Kleinwagen durchaus mittel- bis langfristig. „Man darf nicht nur die Anschaffungskosten betrachten, sondern sollte auch die für den Unterhalt einrechnen.“ Hier punkten E-Autos allein wegen der geringen Zahl von Verschleißteilen. So gibt es etwa keine Zündkerzen mehr. Auch die herkömmliche Bremse wird wegen des Bremseffektes des E-Motors weniger beansprucht.

Laut Kromer kommt gerade auf dem Land mit einem höheren Anteil von Hauseigentümern im Gegensatz zu Ballungsräumen ein weiterer Effekt hinzu: „Wer seinen mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage selbst produzierten Strom tanken kann, spart sich auf Dauer zusätzlich Geld. Es ist klar, dass der Strom an E-Ladepunkten im öffentlichen Raum teurer ist.“ Derzeit kostet die Kilowattstunde Strom aus der eigenen PV-Anlange um die elf Cent. „Für viele Dächer rentiert sich eine eigene Anlage. Wenn man dann noch ein E-Auto fährt und seinen Strom selbst verbraucht, ist das noch viel besser.“

Wasserstoff für Schwerlastverkehr

Mittlerweile scheint allerdings Wasserstoff „das nächste große Ding“ in der Energie-Diskussion zu sein. Auf die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, statt eines E-Autos eines mit Wasserstofftechnik zu kaufen, schüttelt Kromer den Kopf. „Diese Technik ist im Schwerlastverkehr, also für Lastwagen, Busse oder Müllfahrzeuge sinnvoll. Für den Normalbürger, der im Jahr 10 000 bis 17 000 Kilometer fährt, ist sie es rein energetisch nicht.“ Dies liegt am Energiebedarf für die Umwandlung des Stroms in Wasserstoff und wieder zurück. „Mit einem E-Auto kommt man mit der eingesetzten Primärenergie etwa zweieinhalb so weit als mit einem Brennstoffzellen-Auto.“

Noch gibt es im Landkreis Wunsiedel auch keine Wasserstoff-Tankstelle – die nächstgelegenen befinden sich in Bayreuth und Hof. „Da im Wunsiedler Energiepark ein Elektrolyseur gebaut wird, entsteht hier die erste Wasserstoff-Tankstelle in der Region“, sagt Kromer. Dies sei allein deshalb sinnvoll, da viele Lastwagen das Gelände ansteuerten. „Wenn sich im Schwerlastverkehr Wasserstoff durchsetzt, ist die Tankstelle im Energiepark ideal.“ Gut möglich, dass irgendwann einmal auch die Flotte der elf Müllfahrzeuger hier mit Wasserstoff betankt wird. Noch gibt zwar es keine adäquaten wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge, die für den Einsatz im Landkreis geeignet sind, aber das soll sich schon im kommenden Jahr ändern.

Das Landratsamt geht übrigens seit einiger Zeit bei der eigenen Fahrzeugflotte mit gutem Beispiel voran. „Ja, wir haben mehrere E-Fahrzeuge im Portfolio“, sagt Klimaschutzmanager Jürgen Kromer.

Autor

Bilder