Ehrung in Arzberg Coole Jungs handeln vorbildlich

Christl Schemm
Jungs, die überlegt gehandelt haben: Patrick Kastner, Leon Koffmane, Moritz Meyer und Erik Marth (von links) haben einer Seniorin geholfen und ihr so vielleicht sogar das Leben gerettet. Bürgermeister Stefan Göcking zeichnete sie dafür mit Urkunden aus und überreichte jedem ein Geldgeschenk. Nicht mit im Bild ist Felix Marth, der bei der Hilfsaktion ebenfalls dabei war. Foto: /Christl Schemm

Patrick, Leon, Moritz, Erik und Felix aus Arzberg retten einer Seniorin vermutlich das Leben. Dafür zeichnet sie Bürgermeister Stefan Göcking mit Urkunden und einer finanziellen Anerkennung aus.

 
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Inzwischen sind sie fast schon so etwas wie kleine Medienstars. Fernsehen, Rundfunk, Zeitung: Alle berichteten über das, was Patrick Kastner, Leon Koffmane, Moritz Meyer sowie Erik und Felix Marth am 22. Juli Vorbildliches geleistet haben. Sie halfen einer Seniorin, die im Gsteinigt bei Arzberg gestürzt war, verständigten die Rettungskräfte und zeigten diesen schließlich den Weg zur Unfallstelle. Vielleicht retteten die Jungs auf diese Weise der 83-Jährigen sogar das Leben. Dafür zeichnete nun Bürgermeister Stefan Göcking die Jugendlichen im Sitzungssaal des Rathauses mit Dankurkunden und einer finanziellen Anerkennung aus.

Als etwas Besonderes sehen sich die jugendlichen Arzberger dennoch nicht. Für sie war es selbstverständlich, das zu tun, was in der Situation nötig war. Wahrscheinlich hatte die alte Dame bereits am Nachmittag des 22. Juli ihr Haus verlassen und sich in das Gsteinigt aufgemacht. Am Abend gegen 18.30 Uhr ist dann der elfjährige Erik Marth mit dem Rad auf dem Nachhauseweg von einem Schulfest nach Seußen. Am Rand des Wanderwegs neben der Röslau findet er am Fuß eines Abhangs die verletzte Frau.

Schnell heim

Erik bekommt einen großen Schrecken, da die Seniorin am ganzen Leib zittert und Schrammen hat. Er setzt sich schnell wieder auf sein Rad und erzählt zu Hause seiner Mutter, was passiert ist.

Steffi Marth verständigt sofort die Rettungskräfte und schickt Eriks älteren Bruder Felix sowie drei weitere Freunde los, die ebenso wie die Marth-Brüder beim TSV Arzberg Röthenbach Fußball spielen. Felix (12), Leon (14), Moritz (13) und Patrick (13) preschen mit ihren Fahrrädern los und entdecken wenig später die Verletzte. Da auch sie noch mal einen Notruf absetzen und das Handy geortet werden kann, können die Rettungskräfte den Standort ausfindig machen.

Wegweiser

Felix und Leon bleiben bei der 83-Jährigen, um sie zu beruhigen. Die anderen beiden fahren hoch zur Straße und weisen den Rettungskräften den Weg. Mit Unterstützung der Bergwacht wird die geschwächte und verwirrte Frau, die möglicherweise bereits seit Stunden am Unfallort lag, aus dem Gsteinigt, das mit dem Auto nicht befahren werden kann, geborgen und in eine Klinik gebracht.

Polizeihauptkommissar Jan Weidhas von der Inspektion Marktredwitz sagt später in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk: „Der Einsatz der Jungen hat der Dame wahrscheinlich das Leben gerettet. Es handelte sich auf jeden Fall um eine lebensbedrohliche Situation.“ Die Jungs hätten sich vorbildlich verhalten.

Extrem vorbildlich

Das sieht auch Stefan Göcking so. Deshalb habe er sich spontan dazu entschlossen, Patrick, Leon, Moritz, Erik und Felix, der bei der Ehrung allerdings nicht dabei sein konnte, auszuzeichnen. „Ihr habt extrem vorbildlich und erwachsen gehandelt“, betonte der Bürgermeister am Mittwochvormittag im Rathaus. „Ich bin richtig stolz auf euch.“ Es sei ein Zeichen von Empathie, anderen Menschen zu helfen. „Das ist klasse, auf euch kann man sich verlassen.“

Lob sei zwar hervorragend, so der Rathaus-Chef weiter, doch sei es vielleicht nicht schlecht, auch einmal „etwas Greifbares“ zu bekommen. Und zwar in diesem Fall je 100 Euro aus dem Stiftungsvermögen des Christian-Meier-Jugendförderpreises. Diesen könne die Stadt für besondere Leistungen an junge Leute vergeben. Er werde die Vergabe dem Stadtrat in der September-Sitzung zum Beschluss vorlegen, sagte Göcking, denn er habe schnell handeln und den Jungen die Dankbarkeit der Stadt bekunden wollen. Wenn es die Corona-Situation zulasse, wolle er den jungen Rettern beim Neujahrsempfang ein großes Podium geben.

Eine Selbstverständlichkeit

Es sei schon ein besonderes Erlebnis, aber ihr Verhalten sei eine Selbstverständlichkeit gewesen, sagen die coolen Jungs im Gespräch mit der Frankenpost. Sie hätten die Situation so gut gemeistert, weil sie zu viert am Unfallort unterwegs gewesen seien. „Alleine hätte das nicht so gut funktioniert“, sagt Leon Koffmane. „In der Gruppe geht das besser.“

Die Grundlage dafür, sich so wie die Jungs beispielhaft zu verhalten, werde im Elternhaus gelegt, betonte Bürgermeister Göcking. Daher gebühre der Dank auch den Vätern und Müttern der jungen Retter.

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