Eine Seltenheit Pechbrunner verehren „Prager Jesulein“

Von Alfons Prechtl
Margarete Schulda und Pfarrer Robert Ploß bei dem Prager Jesulein in der Pfarrkirche Herz Jesu in Pechbrunn Foto:  

Die Statuette zeigt den etwa dreijährigen Christus. Ihr Ursprung geht ins 16. Jahrhundert zurück. In der Oberpfälzer Herz-Jesu-Gemeinde hat die Figur eine zweite Heimat.

 
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Pechbrunn - Noch bestimmt weihnachtlicher Schmuck das Innere der Kirchen. Liebevoll gestaltete Christbäume und zielgerichtete Krippen weisen auf die Bedeutung der Weihnachtsfeiertage hin. Bei einem Besuch in der katholischen Herz-Jesu-Kirche in Pechbrunn fällt zwischen den üblichen Utensilien eine Figur auf, die weit und breit ihresgleichen sucht und auf eine Beziehung über regionale Grenzen hinweg hinweist: das „Prager Jesulein“. Auf einem Glasbehälter steht unübersehbar das mit einem roten Umhang bekleidete Jesuskind mit Krone. Das wirft die Frage auf: Wie kommt diese Darstellung in die Herz Jesu Kirche von Pechbrunn?

Beim Prager Jesulein handelt es sich um eine 47 Zentimeter große Statuette aus Holz, die mit Wachs überzogen ist. Sie zeigt das Jesuskind im Alter von etwa drei Jahren. Der Künstler ist unbekannt, als Herkunftsort wird das Spanien des 16. Jahrhunderts vermutet. Schon bald kam die Figur in die Kirche „Maria vom Siege“ nach Prag, wo sie vom Orden der Karmeliten in ihrem Kloster auf der Kleinseite Prags bis heute gehütet wird.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden zahlreiche Wundertaten dieses „Jesuleins“ festgehalten, vor allem viele Heilungen. Dabei erlebte die Figur viel Auf und Ab. In kommunistischer Zeit wurde ihre Existenz mehr oder weniger verschwiegen, selbst die offiziellen Stadtführer wichen auf entsprechende Fragen aus.

Nach der „samtenen“ Revolution begann dann allerdings ein gewaltiger Aufstieg. Heute wollen 1 bis 2 Millionen Besucher jährlich das „Prager Jesulein“ sehen.

Die Statuette hat zwei Merkmale: die Bekleidung und die Krone. Im Laufe der Zeit wurden für die Figur zahlreiche, zum Teil sehr wertvolle Kleider gespendet. So wird sie während des Jahres dem Anlass entsprechend verschieden bekleidet – überwiegend der kirchlichen Liturgie entsprechend. Man spricht von über 100 Möglichkeiten.

Eine besondere Auszeichnung erfuhr die Statuette am 26. September 2009, als Papst Benedikt XVI. die Kirche und den Wallfahrtsort bei seiner Tschechienreise besuchte. Er ließ eine schöne Krone als Geschenk zurück. „ Im Prager Jesulein betrachten wir die Schönheit der Kindheit und die Vorliebe, die Jesus Christus immer für die Kleinen gezeigt hat“, sagte das Kirchenoberhaupt.

Die Antwort auf die Frage, wie eine Nachbildung in die Herz-Jesu-Kirche nach Pechbrunn kommt, gibt Gemeindemitglied Margarete Schulda, eine begeisterte Anhängerin des „Prager Jesuleins“. Ihr ganzes Herzblut widmet sie bis heute dem Geschehen um die Figur. Begonnen hatte das Ganze bei einer Wallfahrt zum Marienheiligtum Banneaux in Belgien. Dort kam sie mit einem Andenken an die Figur in Berührung und entwickelte eine Begeisterung, die auch andere ansteckte.

Zurück in Pechbrunn bildete sich in Kürze ein Freundeskreis, der die notwendigen Schritte unternahm. Bald hatten Anhänger, unter ihnen viele Heimatvertriebene aus dem Egerland, in Prag Statuetten besorgt und brachten im kirchlichen Leben von Pechbrunn die Anliegen und Aussagen ein.

Erstkommunionsgruppen wurden mit dem Geschehen in Verbindung gebracht, da man der Meinung war, dass gerade für Kinder das „Prager Jesulein“ interessant sein könnte. Gebetsgruppen bildeten sich, Seniorenkreise behandelten das Thema, Andachten mit Kindersegnung fanden viel Zuspruch. Die Begeisterung quer durch die Bevölkerung war sehr groß.

Als dann 1995 der damalige Pfarrer Tomislav Dudas an Weihnachten die Statuette segnete, war der Startschuss für eine intensive Verehrung gegeben. Margarete Schulda hofft, dass diese Verehrung noch lange andauert, auch wenn sie in den vergangenen Jahren ein gewisses Nachlassen beobachtet hat.

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