Elektrifizierung Hof wird in einigen Jahren zur Großbaustelle der Bahn

Werner Rost

Die Vorbereitungen für die Elektrifizierung von Hof bis Martinlamitz schreiten voran. Die Bahn beantragt die Baugenehmigung nach einem neuen Verfahren.

 
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Hohe Schallschutzwände werden sich entlang der Bahnstrecke zwischen dem künftigen Haltepunkt „Hof-Mitte“ und dem Hauptbahnhof erstrecken, wie diese Visualisierung zeigt. Foto: DB Netz AG

Hof - Mehrere Aktenordner umfasst der Antrag, den der DB-Projektleiter Matthias Holfeld in dieser Woche für den Bahnausbau zwischen Hof und Martinlamitz beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) in Nürnberg eingereicht hat. Dabei geht es nicht nur um die lange von Politikern, Wirtschafts- und Fahrgastverbänden geforderte Elektrifizierung, sondern auch um den Schallschutz sowie um weitere Maßnahmen für den Bahnausbau.

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Wie berichtet, plant die DB Netz AG den Bau eines dritten Gleises zwischen Hof und Oberkotzau, um Kapazitätsengpässe zu beseitigen. Leistungsfähiger soll der gesamte Hofer Bahnknoten werden, für den nördlich und südlich des Hauptbahnhofs zusätzliche Weichen vorgesehen sind. Schließlich umfasst das Ausbauprogramm auch neue, längere Bahnsteige in Hof sowie moderne elektronische Stellwerke in Hof und Oberkotzau. 740 Meter lange Überholgleise für Güterzüge sollen in Oberkotzau entstehen. Bei Schwarzenbach an der Saale müssen drei alte Straßenbrücken über der Bahnstrecke abgerissen werden, von denen lediglich zwei durch Neubauten ersetzt werden.

Die DB hat bislang nur zwischen Hof und Martinlamitz ihre Vorplanungen abgeschlossen. Im weiteren Abschnitt bis Marktredwitz laufen diese Untersuchungen noch, die wegen des Schallschutzes und der komplizierten Situation am Bahnknoten Marktredwitz sehr aufwendig sind. „Im Spätsommer werden wir auch für den Streckenabschnitt von Kirchenlamitz bis Marktredwitz die Planungsergebnisse vorstellen“, kündigt Projektleiter Holfeld auf der Internetseite über den Bahnausbau Nordostbayern an.

Für den Bauabschnitt Hof-Martinlamitz hatte die Bahn bereits Ende 2020 begonnen, ihre Planungen öffentlich vorzustellen. Nach einer Online-Pressekonferenz mit Medienvertretern im Dezember folgte die vorgeschriebene frühe Bürgerbeteiligung mit einem Online-Bürgerdialog am 12. Januar und persönlichen Bürgersprechstunden mit 30 Einzelterminen am 12. Mai in Hof und Schwarzenbach an der Saale. „Die Anregungen und Vorschläge nehmen wir in die weiteren Planungsschritte mit und prüfen, ob diese eingearbeitet werden können“, erklärt Holfeld. Das Projektteam stehe den Bewohnern der Stadt und des Landkreises Hof bei Fragen weiter über die Internetseite zur Verfügung.

Und wie geht es nun weiter? Anders als bei der Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Hof und Reichenbach ist für den Bahnausbau zwischen Hof und Regensburg ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren vorgesehen. Zwar hat nun das EBA den Antrag für ein Vorbereitendes Verfahren erhalten, doch anstelle der üblichen Planfeststellung – also der Genehmigung durch das EBA – soll der Bundestag über ein Maßnahmengesetz das Baurecht erteilen.

Wie berichtet, hat der Bundestag ein beschleunigtes Verfahren für wichtige Infrastruktur-Großprojekte beschlossen, das im März 2020 in Kraft getreten ist unter der sperrigen Bezeichung „Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz“ (MgvG).

Bevor das Parlament über das MgvG zur Tat schreiten kann, ist ein vorbereitendes Verfahren erforderlich, das die DB Netz AG in dieser Woche über das EBA in Gang gesetzt hat. Dabei wird über ein Scoping-Verfahren der Rahmen für die spätere Umweltverträglichkeitsprüfung gesetzt. Es wird unter anderem festgelegt, innerhalb welcher Entfernung von der Bahnstrecke das Vorkommen bestimmter Tier- und Pflanzenarten zu untersuchen ist und bis zu welchem Abstand die Berechnung des Schallschutzes geführt werden muss. Die DB geht davon aus, dieses Scoping-Verfahren bis zum Jahresende abschließen zu können. Ein Umweltgutachter wird über das gesamte Jahr 2022 – in allen Jahreszeiten – die Kartierung von Pflanzen und Tieren vornehmen. Ein weiterer Experte wird das Schallgutachten detailliert prüfen. Die Ergebnisse fließen in die Genehmigungsplanung ein, die Ende 2022 beim EBA eingereicht werden soll.

Darauf folgen nach dem MgvG die Auslegung der Pläne in den Rathäusern, Einwendungen und Stellungnahmen durch die Öffentlichkeit, Antworten der DB und ein Erörterungstermin, bevor schließlich das Parlament per Gesetz das Baurecht erteilt. Wann die DB mit dem Bahnausbau beginnen darf und wann die ersten Baufirmen anrücken werden, steht derzeit noch in den Sternen. Ein früherer DB-Zeitplan aus dem Jahr 2016, als noch kein verpflichtender Schallschutz vorgesehen war, hatte für die Aufnahme des elektrischen Zugverkehrs zwischen Hof und Marktredwitz Ende 2022 vorgesehen. Ein Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums gab am Rande der Eröffnung der ICE-Neubaustrecke Ebenfeld-Erfurt im Dezember 2017 seine Einschätzung ab, wonach der nachträglich beschlossene Schallschutz die Realisierung der Elektrifizierung zwischen Hof und Marktredwitz um vier bis fünf Jahre verschieben wird.

Fest steht lediglich, dass in einigen Jahren die mit Abstand größte Baustelle mitten in Hof sein wird, die sich von der Jahnbrücke bis zum südlichen Stadtrand auf dem gesamten Bahnareal erstrecken wird.