Wichtig ist, dabei dem Kind zu vermitteln, dass es sich um nichts Verbotenes oder Falsches handelt. Denn dieses schöne Gefühl gehört zum Intimbereich des Kindes, den es zunehmend lernen muss zu schützen. „Das Signal muss lauten: Das Verhalten ist okay, aber es gibt Orte, wo es anderen peinlich ist, dabei zuzusehen“, sagt Christa Wanzeck-Sielert. Denn Kinder haben sehr feine Antennen: Sie nehmen einen gelassenen Umgang mit ihren intimen Berührungen ebenso wahr wie eventuelle Unsicherheiten ihrer Bezugspersonen. Beides kann ihren Umgang mit ihrer eigenen Sexualität beeinflussen, so die Expertin.
Kommt diese sexuelle Neugier zu früh?
Wenn Lina merkt, dass sie sich selbst Befriedigung verschaffen kann und darf, ist dies für ihre Selbstwahrnehmung ungeheuer wichtig: „Kinder lernen so, mit ihrem Körper in Beziehung zu treten“, sagt Wanzeck-Sielert. Sie wollen damit herausfinden, was sich angenehm oder unangenehm anfühlt. Gleichzeitig steckt dahinter der Forscherdrang, sich selbst besser kennenzulernen: Wie sehe ich überhaupt aus? Wie unterscheide ich mich von anderen? Daher sind in diesem Alter „Doktorspiele“ auch sehr beliebt.
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Corinnas Sorge, das Verhalten ihrer Tochter Lina könne ausarten und zu stark sexualisiert werden, ist unbegründet: Linas spielerischer Umgang mit ihrer Sexualität habe nichts mit der Selbstbefriedigung im Erwachsenenalter zu tun, betont Wanzeck-Sielert. „Die Lust der Kinder ist sehr stark auf sich selbst bezogen, da stecken keine sexuellen Fantasien dahinter.“
Können schon Kleinkinder übergriffig werden?
Grenzverletzungen – etwa dass Kinder Altersgenossen zwischen die Beine fassen – können vorkommen. Sie passieren dann aber meist im spielerischen Überschwang, sagt Wanzeck-Sielert. Dann müssen Eltern eingreifen und dem Kind klarmachen, achtsamer miteinander umzugehen. „Keineswegs sollte dies dazu führen, den Mädchen und Jungen künftig sexuelle Erfahrungsräume zu verwehren“, warnt die Diplompädagogin. Keineswegs sollte dies dazu führen, den Mädchen und Jungen den Eindruck zu geben, alles was unterhalb des Bauchnabels passiert, ist tabu.
Grundsätzlich können Eltern sehr entspannt auf diese Phase reagieren – auch wenn es zu dem von Corinna geschilderten „Worst Case“ komme: „Ich hatte Besuch von Bekannten, Lina saß am Boden und spielte mit ihren Stofftieren“, erzählt Corinna. Irgendwann habe die Dreijährige angefangen, für alle gut sichtbar ihre Scheide zu reiben und laut zu atmen. „Da wusste ich einfach nicht weiter.“
Wie reagieren, wenn andere dabei zusehen?
Christa Wanzeck-Sielerts Rat dazu klingt zwar einfach, erfordert aber ein gewisses Maß an Souveränität: „Klären Sie die Situation auf“, sagt sie. Etwa mit dem Satz: „Meine Tochter entwickelt gerade ihren Forscherdrang und entdeckt ihren eigenen Körper.“ Dann solle sich die Mutter dem Kind hinwenden und es freundlich daran erinnern, dass man doch besprochen habe, dafür in das eigene Zimmer zu gehen. „Meist ist dann die Spannung raus – und das Thema erledigt.“
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Unsere Kleinkindexpertin: Christa Wanzeck-Sielert
Ratgeberin
Christa Wanzeck-Sielert, geboren 1951, ist Diplom-Pädagogin und Supervisorin in Schulen, Kindertagesstätten, pädagogischen Einrichtungen. Sie war Lehrbeauftragte an der Uni Flensburg und hat Erzieherinnen sowie Lehrkräfte zum Thema Sexueller Missbrauch und Sexualerziehung fortgebildet.
Autorin
Zum Thema kindliche Sexualität, Sexualerziehung und sexuelle Gewalt hat die Erziehungsexpertin mehrere Fachbücher und Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht.