EM am Sonntag Ali Seners Herz schmerzt, schlägt aber rot-weiß

Ali Sener hat bei der Fußball-EM gleich zwei Teams, zu denen er hält. Foto:  

Der frühere Trainer des FC Vorwärts Röslau Ali Sener hält bei dieser Fußball-EM zu zwei Teams: Doch während sein Herz bei der Türkei schmerzt, ist er bei Deutschland guter Hoffnung.

 
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Hof/Röslau - Als ehemaliger Landesliga-Trainer hat Ali Sener schon einiges erlebt. Und erst vorher in der Kreisliga oder Bezirksliga. Aber das, was die türkische Nationalmannschaft bei dieser Fußball-Europameisterschaft bislang gezeigt hat, irritiert ihn. „Kein Mut, keine Leidenschaft - und die Lücken“, sagt er im Rückblick auf die beiden türkischen Spiele gegen Italien und Wales, die beide mit Niederlagen endeten. „Solche Lücken habe ich selbst in der Kreisliga noch nicht gesehen. Als Trainer würde ich die Hände über den Kopf zusammenschlagen.“ Gegen Italien habe ihm die Leidenschaft im zweiten Abschnitt gefehlt, gegen Wales ebenso: „Das 0:2 war ein Amateurfehler - wie in der A-Klasse.“

Deshalb steht auch der türkische Nationaltrainer Senol Günes in der Kritik. Sener sagt: „Zurecht!“ Allerdings steht dadurch die Türkei gegen die Schweiz am Sonntag (18 Uhr, in Baku, MagentaTV und ZDF-Livestream) mächtig unter Zugzwang. Mit viel Glück kann sich die Türkei vielleicht dann doch noch mit einem Sieg einen Platz fürs Achtelfinale sichern. Aber: „Es ist theoretisch möglich, aber ich habe echte Bedenken nach diesen beiden Auftritten“, sagt Sener. Für ihn ist am Sonntag klar: „Auch wenn mein türkisches Herz leidet, es schlägt rot-weiß“, sagt er und fügt an:„Am Sonntag für die Türkei, nicht die Schweiz.“

Sein Tipp für das Endspiel in der Gruppe A lautet deshalb: 2:1 für die Türkei. „Auch wenn ich nicht weiß, wer die beiden Tore schießen soll“, sagt Sener. Kommt es doch noch dazu, kann die türkische Nationalmannschaft vielleicht doch noch ihre Rolle als potentielles Überraschungsteam gerecht werden. „Es ist eine junge, freche und frische Mannschaft“, sagt Sener. „Aber es war immer unser Problem: Wir hatten immer ‚goldene Generationen‘ - und immer das Problem, dass es nur bei der Ankündigung geblieben ist.“

Wichtig für die türkische Nationalmannschaft - oder die Schweiz - könnte das Resultat des zweiten Sonntagsspiels sein, wenn Italien auf Wales trifft (18 Uhr, in Rom, ZDF). „Wenn die Italiener nicht spekulieren, dann gewinnen sie das Spiel mit 2:0“, tippt Sener. Und Italien ist auch einer seiner Turnierfavoriten: „Italien ist bei dieser EM bislang mit Abstand das beste Team. Es hat mich sehr beeindruckt! Sie spielen einen erfrischenden Fußball, der Spaß macht zuzuschauen.“

Dass Seners Analysen höchst kompetent sind, hatte sich am Samstagabend gezeigt: Der Trainer sprach schon vorher von einem klaren deutschen Sieg. „Gegen Portugal wird Deutschland keine Probleme haben, das Spiel zu gewinnen“, hatte er am Nachmittag gesagt. Und so trat es dann beim 4:2-Erfolg der DFB-Auswahl auch ein. „Mein zweites Herz schlägt natürlich für Deutschland. Für mich gehören sie auch zu den Mitfavoriten.“

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