Emtmannsberg Untreueverdacht in Bank: Rätselraten um die Millionen

Manfred Scherer

Der der Untreue beschuldigte Bankvorstand hielt zwei Jahre eine Fassade aufrecht. Nach dem Geld wird fieberhaft gesucht. In Emtmannsberg gibt es derzeit nur ein Thema.

 
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Emtmannsberg - Im Fall der Millionenuntreue in der Raiffeisenbank Emtmannsberg suchen die Ermittler nach wie vor nach dem Geld, das Vorstand Stefan L. beiseite geschafft haben soll. Klar ist: Er saß an einer Stelle in der Bank, wo er Zugriff auf die Kasse und die Buchführung hatte.

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Der seit vergangenem Freitag in Untersuchungshaft sitzende Banker stammt aus Norddeutschland, lernte dort den Beruf des Bankkaufmanns. Er kam nach Bayreuth, um hier an der Universität Jura zu studieren. In der Emtmannsberger Bank war L. seit 20 Jahren angestellt, seit etwa 18 Jahren war er geschäftsführender Vorstand - zuletzt zusammen mit Jan Kalbitz. Kalbitz sagt auf Anfrage, er selbst habe den Markt, das Marketing und das Personal als Kernaufgaben, sein Geschäftsführerkollege die sogenannte "Marktfolge", also unter anderem das Rechnungswesen, die Kasse und die Buchhaltung.

Auf seinem Posten konnte L. nach den bisherigen Ermittlungen der Kripo und der Staatsanwaltschaft Hof knapp zwei Jahre unbemerkt Unterlagen frisieren. Der externe Buchhalter, der die Bilanz der Bank erstellte, verwendete auch solche Unterlagen, die ihm die Bank vorlegte. Laut den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler sind, wie berichtet, rund zwei Millionen Euro weg. "Für unsere kleine Bank eine immense Summe", sagt Vorstand Kalbitz.

Seit dem Jahr 2017 soll L. Gelder abgezweigt haben, wohin - das ist nach wie vor unklar. Am besten wüsste das Stefan L. Gibt er sein Wissen preis oder hat er das vielleicht schon getan?

Auf die Frage, ob es in dem Verfahren gegen L. möglicherweise schon eine Einlassung oder gar ein Geständnis des Beschuldigten gibt, sagte Reiner Laib von der Staatsanwalt Hof, zurzeit könnten keine weiteren Auskünfte erteilt werden.

2017 bis 2019 - das sind ungefähr zwei Jahre, in denen L. nach außen weiter der beliebte Mann war, der im Verein bei der BTS ehrenamtliche Aufgaben übernahm, der sich als Gesicht seiner Bank präsentierte, wenn es um Sponsoring, Spendenaktionen oder Pressetermine ging. Der ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende der geschädigten Bank, Emtmannsbergs Bürgermeister Thomas Kreil, sagt: "Er war ein begnadeter Netzwerker." Umso größer sei bei ihm "der Schock" gewesen, als er von den Vorwürfen erfuhr. Kreil denkt an die Familie, die Stefan L. immer sehr wichtig gewesen sei. Er könne sich vorstellen, dass die Kinder von Stefan L. besonders betroffen seien.

Im Rückblick, so sagt Kreil, habe man L. nichts angemerkt. Dass L. auf großem Fuß gelebt habe, könne er keineswegs sagen - allerdings: Seit einigen Jahren habe er bei ihm eine gewisse "innere Unruhe" verspürt.

Für die Bank bedeutet der Fall einen Einschnitt. Jan Kalbitz, der zurzeit alleine Geschäftsführer ist, aber bald einen zweiten Kollegen nach dem Vier-Augen-Prinzip an die Seite bekommen soll, meint: Man müsse gut überlegen, ob bei der Neubesetzung der Stelle auch eine Neuregelung der Aufgabenverteilung mit einem engeren internen Kontrollsystem infrage komme.

Wer so viel Geld braucht, wie L. veruntreut haben soll, muss damit möglicherweise Löcher stopfen. Einen Hinweis liefert eine Anwohnerin des Hofgartens in Bayreuth: Dort hat Stefan L. vor gut vier Jahren in Wurfweite zur Villa Wahnfried ein Haus gekauft. Seit vier Jahren sei auf der Baustelle kaum etwas vorangegangen - bis vor vier Wochen: Da wurde das Dach neu eingedeckt.

Thomas Kreil kennt die Immobilie und meint nach dem, was er damals von Stefan L. erfuhr: Dieses Objekt sei normal finanziert.