Energiekrise im Hofer Land So betroffen ist die Landwirtschaft

Solche Preissteigerungen gab es in der Landwirtschaft noch nie: Etwa 80 Prozent teurer ist der Dünger, bei Kraftfutter und Energie sind es etwa 40 Prozent mehr. Hintergrund ist der Krieg in der Ukraine. Wie reagieren Landwirte auf die Kostenexplosion?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es rentiert sich für Landwirte in alternative Wege zur Energieerzeugung zu investieren, etwa in Biogas-Anlagen. Foto: dpa/Bodo Schackow

Die Preise für Strom, Erdgas, Heizöl, Kohle, Holzpellets und sämtliche sonstigen Energieträger steigen. Auch die Landwirte stehen deshalb mit dem Rücken zu Wand. Denn die Landwirtschaft braucht viel Energie in unterschiedlichsten Formen: „Gas wird zunächst m vor allem im Gemüsebereich und im Gewächshausbereich benötigt“, erläutert Thomas Lippert, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands Hof. Viel öfter wird aber Gas im „nachgelagerten“ Bereich verwendet, etwa in der Metzgerei, Bäckerei, Molkerei, Kartoffelverarbeitung, Saftherstellung. Davon hängt die ganze „Urproduktion“ ab.

Nach der Werbung weiterlesen

Aber auch im „vorgelagerten Bereich“ wird zum Beispiel bei der Herstellung von Stickstoffdüngern und anderen Betriebsmitteln Energie benötigt. „In der Konsequenz führt eine Verknappung von Betriebsmitteln entweder zu höheren Kosten in der Produktion oder zu weniger Ertrag“, erklärt Lippert. Beides wirke sich negativ auf das Betriebsergebnis aus. Aber auch die Dieselkosten schlagen zu Buche.

So sind die Landwirte aktuell besonders gefordert. Kurzfristig können sie aber kaum reagieren. Vereinzelt legen sie laut Lippert Vorräte für Kraftstoffe und Dünger an – „was im Rahmen der Lagermöglichkeiten geht“. Für nächstes Jahr sei damit zu rechnen, dass wieder vermehrt Futterpflanzen auf dem Acker stehen, um die diesjährigen Ausfälle zu kompensieren.

Langfristig sind Investitionen in die eigene Energieversorgung wie etwa Photovoltaik-Anlagen oder Stromspeicher sinnvoll. Im Bereich der alternativen Energien zur Stromversorgung werden die Landwirte voraussichtlich vermehrt auf kleine Windkraftanlagen und Biogas-Anlagen setzen. Im Bereich Wärme spielt Holz eine immer größere Rolle. Auch die Abwärme von Biogas-Anlagen und die Wärmerückgewinnung im Milchbereich wird genutzt.

Bei den Kraftstoffen werden laut Lippert Biokraftstoffe aus regenerativen Quellen und auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff zukunftsfähig und rentabel. In den Landkreisen Hof und Wunsiedel läuft gerade zum grünen Wasserstoff eine Potenzialanalyse. „In allen drei Bereichen braucht es praxisnahe Vorgaben und einfache Genehmigungsverfahren“, fordert Lippert.

In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen in Folge des Ukrainekrieges und des Ausrufens der zweiten Stufe des Notfallplanes Gas hat der Bayerische Bauernverband kürzlich in einem Positionspapier seine Forderung nach einer prioritären Versorgung der Agrarbranche mit Energie bekräftigt.

Darin wird davor gewarnt, die Versorgung auch kurzfristig zu drosseln oder zu unterbrechen. Das hätte fatale Folgen und müsse unbedingt verhindert werden. Zum Beispiel müsse Milch als verderbliche Ware permanent gekühlt und zeitnah verarbeitet werden. Auch Schlachtbetriebe müssten störungsfrei arbeiten können, damit die Weiterverarbeitung zu Fleisch und Wurst lückenlos funktioniert.