Die Forschung zielt laut Herbrich darauf ab, dass Berechnungen mit weniger Parametern und damit weniger Energieeinsatz gelingen können und zugleich die Genauigkeit der Vorhersagen nur minimal sinkt. Auch die Technologieunternehmen trieben die Forschung zu Energieeinsparungen bei KI voran. Es dauere aber einige Jahre, Lösungen zu entwickeln.
Text- und Bilderzeugung kostet Strom
Forscher de Vries, der vor kurzem einen Kommentar in der Fachzeitschrift "Joule" veröffentlichte, will aufzeigen, dass nicht nur das Training der KI eine große Menge Energie verbraucht. Der Strombedarf entstehe auch jedes Mal, wenn das Tool einen Text oder ein Bild erzeugt. "Der Betrieb von ChatGPT könnte beispielsweise 564 Megawattstunden Strom pro Tag kosten", so de Vries. Allerdings sei die Zukunft des KI-Stromverbrauchs schwer vorherzusagen.
De Vries schätzte, dass Google derzeit bis zu 9 Milliarden Suchanfragen pro Tag verarbeitet. Wenn jede Google-Suche KI nutze, würden nach seinen Berechnungen etwa 29,2 Terawattstunden Strom pro Jahr benötigt - das entspreche dem jährlichen Stromverbrauch Irlands. Allerdings: De Vries spricht zugleich von einem Extremszenario, das kurzfristig nicht eintreten werde. Er verwies auf hohe Kosten durch zusätzlich benötigte KI-Server und Engpässe in der Lieferkette. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch in Deutschland hatte 2022 nach Angaben der Bundesnetzagentur bei rund 484 Terawattstunden gelegen.
Der Internet-Konzern Google, der in diesem Jahr den Chatbot Bard startete, teilte auf Anfrage mit, nach Untersuchungen und eigenen Erfahrungen nehme der Energiebedarf für den Betrieb der Technologie viel langsamer zu als viele Prognosen vorhergesagt hätten. Google habe erprobte Verfahren eingesetzt, um den Energieverbrauch für das Training eines Modells stark zu reduzieren. Zudem verweist Google darauf, dass das Unternehmen KI für den Klimaschutz einsetze und nennt etwa eine "kraftstoffeffiziente Routenplanung" mit Google Maps und eine Vorhersage von Flussüberschwemmungen.
Das Hasso-Plattner-Institut richtet am 25. und 26. Oktober eine "Clean-IT"-Konferenz aus, bei der Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in Potsdam über Künstliche Intelligenz und den Kampf gegen den Klimawandel diskutieren wollen.