Energiewende daheim Dämmen und eigener Strom

Manfred Köhler
Muss ein Dach sowieso saniert werden und ist die Fläche geeignet, sollte man unbedingt an die Installation einer Photovoltaikanlage denken. Foto: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Bei einem unsanierten Haus verschwindet viel Wärme nach außen, vor allem durch die Außenwände und das Dach. Ein Vortrag informiert dazu.

 
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„Bleiben Sie entspannt, es wird sich irgendwie regeln.“ Mit diesen Worten hat Bertram Dannhäuser vom Klimaschutzmanagement des Landkreises Hof versucht, die Ängste der Menschen vor der geplanten EU-Sanierungspflicht für alte Gebäude mit zu hohen Energieverbrauch zu zerstreuen. Bei seinem Vortrag „Energieeffizient wohnen – Tipps zu Umsetzung, Kosten und Fördermöglichkeiten“ am Mittwoch im Vortragssaal des Bahnhofes Naila verwies der Experte unter anderem auf Ausnahmen, „je nachdem, ob die Renovierung wirtschaftlich und technisch durchführbar und qualifizierte Arbeitskräfte verfügbar sind“. Anders ausgedrückt: „Wenn sich die Maßnahmen in einem angemessenen Zeitraum nicht wirtschaftlich darstellen lassen, muss man sie nicht machen.“

Mit rund 40 Gästen war der Saal voll besetzt. Viele waren, wie eine kleine Umfrage ergab, aus allgemeinem Interesse gekommen. Ein großes Thema waren Balkonkraftwerke, also genehmigungspflichtige Mini-Photovoltaikanlagen für den Balkon. Als Motiv für die Anschaffung wurde auch die Angst vor einem Blackout genannt – die Frage lautete also, ob man damit bei einem längeren Stromausfall den eigenen Bedarf decken könne. Bertram Dannhäuser sagte, die damit zu erzeugenden 600 Watt seien nicht besonders viel, aber das „Grundrauschen“ im Haushalt könne man abdecken, also Kleingeräte wie Handy-Ladegeräte oder LED-Leuchten. Wenn man über mehr Platz verfüge, etwa auf dem Dach, sei auf jeden Fall zu einer größeren Anlage zu raten. Auch dazu kam eine Frage aus dem Publikum: Ein Hausbesitzer sagte, er zögere damit, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren, weil die Naturschiefer dort noch relativ neu seien. Der Experte konnte beruhigen: „Der Planungsaufwand ist dann zwar etwas größer, aber man muss das Dach nicht neu decken lassen.“

In seinem Vortrag ging Dannhäuser zunächst auf grundsätzliche Zusammenhänge ein, etwa, welche Bauteile eines Hauses am meisten Wärme verlieren. In der Regel seien die Verluste bei Wänden mit 30 Prozent und dem Dach mit 21 Prozent am größten. Dementsprechend könne man bei einer energetischen Sanierung hier die größten Einsparpotenziale erreichen. Wenn ohnehin Sanierungsarbeiten am Dach anstünden, erreiche man am meisten mit einer Aufdachdämmung unter dem neuen Dach. Doch auch mit einer Zwischensparrendämmung im Innenbereich könne man kostengünstig, schnell und unkompliziert Energieverlusten übers Dach einen Riegel vorschieben, ohne gleich neu decken lassen zu müssen. Innendämmungen in Wohnräumen hätten die gleichen Vorteile; allerdings verringere sich die Wohnfläche, es bestehe die Gefahr von Schimmelbildung, und Nägel oder Dübel fänden keinen Halt mehr.

Auch auf Fördermöglichkeiten ging Bertram Dannhäuser ein. Wichtig sei es, den Antrag vor der Auftragsvergabe zu stellen und einen Energieberater einzubinden. Für die Beratungsleistungen sei mit Kosten ab 300 Euro bis hin zu 3000 Euro für einen individuellen Sanierungs-Fahrplan zu rechnen. Auch er selbst stehe als Klimamanager des Landkreises für einen Vorort-Termin zur Verfügung. Dabei könne er, neben einer Kurzberatung zu Förderungen, eine Simulation anbieten, was passiert, wenn man den Ist-Zustand an beliebigen Stellen im Haus verändert und zum Beispiel das Dach dämmt.

Bertram Dannhäuser, der jahrelang als Energieberater tätig war und PV-Anlagen konzipierte, berichtete auch über eigene Erfahrungen. Sein dringender Rat lautete, Bauteile von PV-Anlagen oder Speichern, die in die Jahre gekommen sind, eventuell auf Vorrat zu bestellen, denn die Liefer-Situation sei derzeit das reinste Lotteriespiel: „Manches bekommt man schon nächste Woche, manches erst in einem Jahr – da ist momentan keinerlei System dahinter.“ Dass es sich lohnt, auch in schwierigen Zeiten wie jetzt in PV-Anlagen zu investieren, stehe außer Frage: „Es ist ein cooles Gefühl, die Geräte im eigenen Haushalt arbeiten zu sehen und zu wissen, der Strom dafür kommt nicht von weit her, sondern direkt vom eigenen Dach.“

Bertram Dannhäuser bietet seinen Vortrag noch zweimal an, am 28. März um 19 Uhr im Luthersaal in Berg und am 13. April um 19 Uhr im Café Herpich in Schauenstein-Volkmannsgrün. Es sind noch Plätze frei, aber eine Anmeldung unter 09281/57-524 ist zwingend nötig.

 

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