Energiewende Mithilfe des ZAE in die Energiezukunft

Christl Schemm
Bürgermeister Stefan Göcking (vorne, links) begrüßte die Institutsleitung des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) in der Bergbräu. Dabei wurde vereinbart, die Zusammenarbeit auszuweiten, etwa auf die Bereiche Wärme und Heizen. Foto: pr.

Die Forschung auf dem Testfeld in Arzberg geht weiter. Bei einem Besuch der Institutsleitung steht die weitere Zusammenarbeit im Mittelpunkt, unter anderem bei Wärme und Heizen.

 
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Von außen sieht das Projekt ziemlich unspektakulär aus. Da stehen im Süden des Arzberger Stadtteils Schlottenhof weiße Container in der Wiese, daneben Solarmodule und einige kleinere Boxen. Unspektakulär und unbemerkt von der Öffentlichkeit verläuft auch die Arbeit, die dort seit 2014 geleistet wird. Dabei ist das, was auf dem Testfeld des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) unter die Lupe genommen wird, wichtiger denn je. Denn es geht um Methoden und Technologien, mit denen insbesondere der Anteil des Photovoltaikstroms am bayerischen Erzeugungsmix erhöht und nachhaltig eine Vollversorgung gewährleisten werden kann.

Forschung am intelligenten Netz

Das an das öffentliche Stromnetz angebundene Testgelände beherbergt eine Reihe hochkomplexer Technologien: neben verschiedenen Photovoltaiksystemen auch einen Redox-Flow-Speicher (ein elektrochemischer Speicher, der mithilfe einer Flüssigkeit elektrische Energie speichern kann) und einen Elektrolyseur (Wasserstoffspeicher). Damit soll das intelligente Zusammenspiel von Photovoltaik-Anlagen, Speichern und dem Verteilnetz untersucht werden – also ein sogenanntes „Smart Grid“. Partner des Projekts sind neben den Städten Hof und Arzberg auch Energieversorger sowie Unternehmen aus der Industrie.

Nach dem Ende des Forschungsprojektes „Smart Grid Solar“ im Frühjahr 2018 schien es nach außen hin etwas ruhiger um die Tätigkeiten des ZAE Bayern in Arzberg geworden zu sein. Doch es wurde und wird weitergeforscht, wie Projektleiter Christoph Stegner betont: „Smart Grid Solar war sehr öffentlichkeitswirksam mit der Schaffung eines Labors unter freiem Himmel und dem direkten Mitwirken vieler Haushalte in Arzberg und Hof.“ Aber das Testzentrum habe auch bei den beiden mehrjährigen Folgeprojekten „C/sells“ und „Neos“ eine zentrale Rolle gespielt. „Nur lag der Fokus hier auf dem Stromnetz und war daher in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so präsent“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Im Fokus: Wärme und Heizen

Bei einem Besuch des Forscherteams in Arzberg wurde deutlich, dass gerade ein anderes Energiethema besonders viel Aufmerksamkeit erfährt: Die aktuellen Entwicklungen in der Gasversorgung rücken Wärme und Heizen in das Zentrum der Debatte. Auch hier habe das ZAE ein breites Leistungsspektrum im Angebot – gerade für Kommunen, die Lösungen für Gebäude oder Stadtteile suchen. Die Institutsleitung des ZAE diskutierte mit Bürgermeister Stefan Göcking Möglichkeiten, die bestehende Zusammenarbeit beim Thema „Strom“ auf andere Sektoren auszuweiten. Denn Wärme sei einer der Forschungsschwerpunkte des Stammsitzes in Garching. Zudem schätzten die Forscher die umfassende Unterstützung durch den Bürgermeister und seine Stadtverwaltung sehr. „Wir sind weiter hochmotiviert, Innovation in der Region voranzutreiben und Forschung in die Anwendung zu bringen“, sagt der Vorstandsvorsitzende des ZAE, Andreas Hauer.

Konkrete Aufgabe für Kommunen

Wie dies bereits im Landkreis Hof gelinge, beschreibt Projektleiterin Gloria Streib anhand des Projektes „InEs“: Am Standort des ehemaligen Winterling-Werks in Schwarzenbach an der Saale plane das ZAE gemeinsam mit etlichen weiteren Instituten und lokalen Partnern die erneuerbare Energieversorgung eines gewerblichen Quartiers im Wandel. Dieses Forschungsprojekt, das ein innovatives Energieversorgungssystem für das Winterling-Areal entwickeln soll, ist laut Stefan Göcking in zweifacher Hinsicht für Arzberg interessant. „Zum einen ist die Stadt Arzberg an dem gemeinsamen Kommunalunternehmen Winterling beteiligt. Zum anderen kann das, was in Schwarzenbach erforscht wird, auch auf unseren Standort in der früheren Aktien übertragen werden“, sagt der Bürgermeister. Darüber hinaus unterstreicht er erneut seine Auffassung, dass angesichts der vielen Krisen in der Welt die Energiewende mehr als nötig ist. „Dies ist aber keine abstrakte Aufgabe, für die andere zuständig sind, sondern muss zwingend in den Kommunen stattfinden.“ Die öffentliche Hand spiele eine wichtige Rolle in der Energiewende, so der Rathaus-Chef. Aber die Kommunen bräuchten Hilfe bei diesem Thema. Hier könne das ZAE mit seinem immensen fachlichen Know-how und seinen innovativen Forschungstätigkeiten auch die Stadt unterstützen. „Arzberg war in diesem Bereich bisher schon auf einem sehr guten Weg“, betont der Bürgermeister. „Doch muss noch viel mehr getan werden, um unabhängig zu werden von russischem Gas und um unserer Verantwortung für nachfolgende Generationen gerecht zu werden.“

 

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