Könnte Geld ein Ansporn sein? Im Krankenhaus bekommt man was fürs Spenden. Warum nicht beim DRK?
Die Blutspende beim DRK sollte freiwillig sein und unentgeltlich bleiben. Quasi als persönliches, soziales Engagement, so wie es Hunderttausende ja bereits vorgemacht haben. Eine Bezahlung birgt außerdem das Risiko, dass man Menschen animiert, die Geld brauchen und daher bei der Beantwortung der Sicherheitsfragen flunkern – mit negativen Folgen für den Empfänger. Wir geben zwar gern mal ein kleines Gimmick mit, das Wertschätzung zeigen soll. Grundsätzlich haben wir aber eher ein Verteilungsproblem: Zu bestimmten Jahreszeiten, etwa in den Sommerferien, kommen viel weniger Leute zu uns.
Warum bleiben die Liegen leer?
Da möchte ich drei Punkte nennen: Wer schulpflichtige Kinder hat, geht zu der Zeit als Familie in den Urlaub. Dazu kommen die Fernreisenden. War jemand etwa in Kenia oder Indien, also in Malariagebieten, wird er ein halbes Jahr zurückgestellt. Nur so kann man das Risiko einer verseuchten Blutspende umgehen, denn Malaria nachzuweisen braucht Zeit. Auch diese Menschen fehlen somit meist in den Sommermonaten. Und dann haben manche wohl auch das Gefühl, dass Blutspenden im Sommer gefährlich ist, wegen der Hitze.
Ist da was dran?
Da habe ich ein dickes, fettes Nein. Natürlich muss man auch beim Spenden vernünftig sein. Bei 35 Grad geht man schließlich auch nicht um 12 Uhr mittags joggen. Es kann immer passieren, dass der Kreislauf in den Keller rutscht. Davor ist man aber sommers wie winters nicht gefeit. Die Sommermonate sind somit in keiner Weise bedenklicher.
Was muss man im Sommer beachten?
Es ist immer wichtig, vorher genug zu trinken, aber vor allem im Sommer. Zwei Liter sind optimal. Man sollte auf keinen Fall nüchtern kommen, also nicht hungrig sein. Zudem sollte man sich natürlich gesund fühlen, egal zu welcher Jahreszeit. Wer etwa Heuschnupfen oder eine leichte Sommergrippe hat, sollte sich lieber schonen – und den Körper nicht zusätzlich belasten. Von einem vorhergehenden Power-Workout raten wir ebenfalls ab. Für danach gilt: Man spendet da einen halben Liter Blut! Das hat sich zwar nach 24 Stunden regeneriert, trotzdem sollte man kürzertreten. Das heißt, auch danach nicht sofort wieder ins Fitnessstudio rennen.
Warum sind Spenden im Sommer überhaupt wichtig?
Die DRK-Blutspendedienste sind verantwortlich für die flächendeckende, für viele Patienten überlebenswichtige Versorgung mit Blutpräparaten an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr. Im Sommer finden genauso viele Unfälle statt, es gibt genauso viele Krebspatienten, die versorgt werden müssen, und es gibt genauso viele Operationen und Transplantationen. Sprich: Da gibt es keine Sommerpause, der Bedarf ist gleichbleibend hoch. Deswegen müssen wir sicherstellen, dass die Spendebereitschaft das ganze Jahr über hoch bleibt.
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Info
Zur Person
Martin Oesterer arbeitet seit sechs Jahren beim Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Mannheim als Bereichsleiter für „Spenderbeziehungsmanagement und Kommunikation“. Sein Job macht ihm deshalb Spaß, weil er jeden Tag sagen kann: „Durch meine Arbeit trage ich ein wenig dazu bei, Leben zu retten.“
Bedarf
Täglich werden in Deutschland bis zu 15 000 Blutspenden benötigt, vor allem in der Intensivmedizin, bei Operationen und in der Krebstherapie. Jedes Jahr kommt es im Sommer und vor allem in der Hauptferienzeit zu Engpässen in der Blutversorgung. Auch beim DRK, das normalerweise zwischen 70 und 75 Prozent aller Blutkonserven in Deutschland liefert.
Engpass
Im Sommer verreisen viele – und fehlen daher beim Spenden. Auch wenn sie daheim bleiben, fallen viele Menschen aus, weil sie ihre Freizeit lieber anders verbringen. Große Sportereignisse wie kürzlich die Fußball-EM oder jetzt die Olympischen Spiele machen sich ebenfalls bemerkbar. Das führt zu Engpässen. Blutbanken können nur bedingt Lager aufbauen, denn Blutprodukte haben eine begrenzte Haltbarkeit. Das DRK fordert daher auch im Sommer zum Blutspenden auf.