Erfindung in Hof Revolutionär: Üben am „Phantom“

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Eingriffe zur Behandlung von Gefäßverschlüssen müssen schnell und exakt sein. Die Hochschule Hof und das Sana-Klinikum haben eine innovative Methode zum Üben entwickelt.

 
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Prof. Dr. Boris Radeleff demonstriert die Arbeit am „MANTA 3.4“. Foto: Hochschule

Eine Partnerschaft zwischen der Hochschule Hof und dem Sana-Klinikum Hof ermöglicht eine innovative Trainingsmöglichkeit für angehende Ärztinnen und Ärzte: Diese können nun minimalinvasive Eingriffe zur Behandlung von Gefäßverschlüssen an einem lebensnahen Modell üben – „eine Entwicklung, die nicht nur die Ausbildung revolutioniert, sondern letztendlich auch den Patienten zugutekommt“, melden Hochschule und Klinikum. Bisher war dieses Üben ausschließlich unter Anleitung erfahrener Kollegen am Patienten oder an Tiermodellen möglich. Das neue Verfahren anhand künstlich hergestellter Gefäßstrukturen wurde im „MakerSpace“ der Hochschule Hof entwickelt und soll künftig auch anderen Hochschulen und Ausbildungsstätten zur Verfügung stehen. Die Hochschule Hof beschreibt ihr „MakerSpace“ als hochmoderne Werkstatt, ausgestattet mit Hightech-Maschinen, Werkzeugen und Software, die es ermöglicht, technische Ideen zu verwirklichen und Prototypen zu entwickeln.

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Junger Arzt im Kittel

Der Anstoß für die Innovation kam von Mohammed Misbahuddin-Leis, Assistenzarzt der Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Sana-Klinikum. René Göhring, Technischer Leiter im MakerSpace, erzählt schmunzelnd: „Eines Nachmittags kam ein junger Assistenzarzt im Kittel zu uns und fragte, ob wir nicht etwas zum Üben für ihn bauen könnten.“ Die Idee wurde nun erfolgreich umgesetzt: Mit dem „MANTA 3.4“ – dem „Medizinischen Angiographie Nachbildungsphantom zum Training von Ärzten“ – steht nun ein Modell zur Verfügung, das jungen Medizinern das Üben mit Kathetern und Verschlusstechniken in einer realitätsnahen Umgebung ermöglicht, ohne sofort am Patienten arbeiten zu müssen. Prof. Dr. Boris Radeleff, Chefarzt für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Sana-Klinikum Hof, der auch eine Professur am Uniklinikum Heidelberg innehat, erklärt: „Bei einem Gefäßverschluss sind Präzision und Schnelligkeit entscheidend. Bislang waren die Möglichkeiten für praktisches Training stark begrenzt. Mit unserem neuen Modell können wir die Ausbildung unserer angehenden Radiologen erheblich verbessern und damit die Patientenversorgung optimieren.“

Deutlich günstiger

Bislang gibt es ein top-funktionelles, aber kostspieliges „Trainingsphantom“, das die Charité in Berlin entwickelt hat. Wegen der hohen Kosten ist damit eine breite Ausbildung medizinischen Personals, vor allem in Ländern mit niedrigem medizinischen Standard und schlechten finanziellen Möglichkeiten, kaum möglich. Deshalb bedeute das Hofer Verfahren einen enormen Fortschritt, sagt der Chefarzt. „Unser Ziel war es, ein kostengünstiges Trainingsphantom zu entwickeln, das für Ausbildungszwecke an Universitäten und Ausbildungszentren mit begrenzten Mitteln hergestellt werden kann“, erklärt Prof. Dr. Anke Müller, Professorin für Fertigungstechnologien und Leiterin des Startuplabs der Hochschule Hof.

Und so wurden im MakerSpace mit dem 3D-Drucker Modelle der menschlichen Gefäßstruktur hergestellt, in die ein variabel steuerbares Pumpsystem integriert ist. Dieses System simuliert den menschlichen Blutdruck in der Arterie mit Flussraten, also die physiologischen Bedingungen, die während eines echten Eingriffs auftreten. Es gelang, „ein transparentes, weiches Gefäßsystem nachzubilden“, berichtet Prof. Dr. Thomas Rausch. Das „MANTA-Phantom“ bereitet medizinisches Fachpersonal auf Notfälle vor und verbessert Reaktionsschnelligkeit und Genauigkeit bei dringenden medizinischen Eingriffen, bei akuten Gefäßverschlüssen oder arteriellen Blutungen.