Erinnerungsort Topf & Söhne: Besucherstärkstes Jahr für Gedenkort

Die Erfurter Firma Topf & Söhne baute Verbrennungsöfen und Lüftungstechnik für die Gaskammern im Vernichtungslager Auschwitz. Heute ist der einstige Betriebssitz ein Erinnerungsort.

 
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Der Erinnerungsort Topf & Söhne rechnet in diesem Jahr mit rund 16.500 Besuchern, so viele wie noch nie seit der Eröffnung im Jahr 2011. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Erfurt (dpa/th) - Für den Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt zeichnet sich 2024 als besucherstärkstes Jahr seit seiner Eröffnung ab. Seit Jahresbeginn hätten bereits etwa 15.000 Menschen die Gedenkstätte besucht, sagte Leiterin Annegret Schüle der Deutschen Presse-Agentur. "Diese Zahl übersteigt schon jetzt alle jährlichen Besucherzahlen, die wir seit der Eröffnung hatten." Angesichts der bereits vorliegenden Gruppenanmeldungen für die nächsten Wochen sei in diesem Jahr mit insgesamt etwa 16.500 Besuchern zu rechnen. 

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Am 2011 eröffneten Erinnerungsort wird die Geschichte der Erfurter Firma Topf & Söhne erzählt, die während der Zeit des Nationalsozialismus unter anderem die Verbrennungsöfen für das Vernichtungslager Auschwitz baute. Im vergangenen Jahr hatten etwa 14.300 Menschen den Ort besichtigt.

Gut besuchte Sonderausstellungen

Neben der Dauerausstellung seien zuletzt auch zwei Ausstellungen zu den nationalsozialistischen "Euthanasie"-Verbrechen an behinderten und kranken Menschen und zur Geschichte einer jüdischen Schülerin besonders gut besucht gewesen. Zudem habe der Erinnerungsort zuletzt auch aus Schulen eine deutlich größere Nachfrage verzeichnet.

Schüle interpretiert die gestiegenen Besucherzahlen aber auch als Reaktion "auf die zunehmende gesellschaftliche Relevanz unserer Angebote und eine Reaktion auf den Rechtsruck in der Gesellschaft", wie sie sagte. Menschen, die Angst um die Demokratie in Deutschland hätten und sich gegen einen erstarkenden Rechtsextremismus wehren wollten, könnten im Erinnerungsort Topf & Söhne Orientierung und Ermutigung finden.

Immerhin werde dort nicht nur die Mittäterschaft "ganz normaler Menschen" für die nationalsozialistischen Verbrechen thematisiert. Auch die Verantwortung des Einzelnen beim Handeln gegen Ausgrenzung und Menschenverachtung stehe im Zentrum, sagte Schüle. 

In der Bildungsarbeit mit Schulklassen beobachtet Schüle sowohl gesellschaftlich und politisch interessierte Schüler als auch Schüler mit einer "Haltung des Desinteresses, hinter der sich manchmal Abwehr, Ablehnung und Sympathien für den historischen Nationalsozialismus verbergen." Durch die Arbeit des Erinnerungsortes es möglich, dass solche Haltungen infrage gestellt werden könnten.

Im nächsten Jahr will der Erinnerungsort noch stärker als zuletzt die sogenannten Baseballschläger-Jahre nach der Wiedervereinigung in den Blick nehmen. Der Begriff steht für die damals aufkommende massive Gewalt von Rechtsextremen mit teils tödlichen Angriffen auf Ausländer und Attacken gegen Andersdenkende, bei denen Neonazis häufig Baseballschläger einsetzten.