Erlebbare Geschichte Wenn das Museum lebendig wird

Kathleen Klötzer ließ die Porzelliner-Historie beim „Tag des offenen Denkmals“ im Porzellanikon Selb-Plößberg auferstehen. Foto: /Silke Meier

Beim „Tag des offenen Denkmals“ gibt es in Selb-Plößberg und Marktredwitz viel zu entdecken. Die Besucher tauchen ein in die Geschichte der Region.

 
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Selb/Marktredwitz - Einen Blick hinter die Kulissen verspricht jedes Jahr der „Tag des offenen Denkmals“. An der bundesweit größten Kulturveranstaltung war am Sonntag auch das Staatliche Museum für Porzellan beteiligt. Unter dem Motto „Sein und Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ führte Kathleen Klötzer 90 Minuten zu den verborgenen Schätzen auf dem Gelände des Porzellanikons und zum Herzstück der damaligen Porzellanindustrie, der Dampfmaschine.

Klötzer beschrieb den Standort der früheren Porzellanfabrik Jakob Zeidler in Selb-Plößberg. Die Nähe zur Eisenbahnlinie habe die Lieferung von Rohstoffen und den Transport der fertigen Ware erleichtert. Auf dem Weg zum Pumpenhaus am Teich unterhalb des Museums erläuterte Klötzer den Sinn des „Scherbengrabens“. Anhand von Form und Dekor könne das Jahr bestimmt werden, wann das Porzellan zu Bruch ging und auf dem Gelände entsorgt wurde. Auf dem Freigelände ist eine Kaolinspritze zu sehen, die zum Ausschwemmen von Kaolin genutzt wurde. Porzelliner-Nostalgie lässt das Portierhaus aufkommen: Stechuhr und Wandhalter für Zeitkarten erinnern an die Berufswelt vor der Digitalisierung. Der Portier habe auch in dem Gebäude am Bahngleis gewohnt, so Klötzer. Sie erwähnte auch die Werksfeuerwehren und das „Brummen“ für Pausenzeiten und Feierabend. Wie die Fachfrau erläuterte, stand die Fabrik nur zu zwei Terminen still: an Weihnachten und zum Wiesenfest. Die Heizer hatten allerdings nicht frei, denn sie mussten an diesen Tagen den Kessel reinigen. Der Zweiflammrohr-Kessel wurde 1928 gebaut und bis 1970 verwendet. Auf einer Heizfläche von 120 Quadratmetern erreichte der Kessel die Höchsttemperatur von 350 Grad.

Prestige-Objekt

Das Maschinenhaus sei das Prestige-Objekt der früheren Porzellanfabriken und der Maschinist bei seinen Kollegen durchaus angesehengewesen, erläuterte Klötzer. Im Maschinenhaus im Museum ist der Fußboden schwarz-weiß gefliest. Die Dampfmaschine wurde 1915 gebaut und war bis 1985 im Betrieb.

Im Marktredwitzer Auenpark begann der Tag des offenen Denkmals zwar ohne große Begrüßungsrede und ohne Liveband, dafür aber mit leckerem Kuchen und Burgern. Von 11 Uhr an stärkten sich die ersten Besucher für ihre gut zweistündige Wanderung und Grenzsteinexpedition durch die Region. Bei der Aktion wurden Flyer mit QR-Codes ausgegeben. Mit diesen Codes konnten die Besucher die Standorte der „Preußensteinen“ an der ehemaligen Grenze zwischen Pfalz-Bayern und Preußen erfahren.

Preis für Selfie

Die ersten 30 Radfahrer und Wanderer, die mindestens fünf Grenzstein-Selfies per E-Mail einsandten, erwartete sogar eine Überraschung. Wer sich nicht zu einer Wanderung überwinden konnte, genoss einfach die wärmenden Sonnenstrahlen, ließ die Kinder im Auenpark spielen und erfrischte sich mit einem kühlen Getränk. sim/dt

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