„ET4GE“ in Röslau Küko lädt zur Riesenfete

Wo macht sich welches Werk gut? Das fragten sich Küko-Vorsitzende Sabine Gollner (links) und Künstlerin Annette Hähnlein oft, als sie die Jubiläumsschau­ vorbereiteten. Hinter den Organisatorinnen hängt Claus Pedalls „ Akt – IV/2“. Foto: Brigitte Gschwendtner

In der coolsten Location des Landkreises feiert das kreative Netzwerk Fichtelgebirge Zehnjähriges. Auf 760 Quadratmetern gibt es in der „ET4GE“ in Röslau Performances, Musik, Tanz, Gesang und eine Vernissage.

 
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Wenige Tage vor dem großen Event wuselt es wieder in der früheren Fabrik. Bilder und Skulpturen wandern von A nach B, Handys klingeln und Besitzer suchen sie auf weitläufigen 760 Quadratmetern. Der vierte Stockwerk der ehemaligen Winterlingfabrik ist vor drei Jahren zur Kunstgalerie umfunktioniert worden.

Am Sonntag, 2. Oktober, soll hier groß gefeiert werden. Denn die Küko Fichtelgebirge wird zehn Jahre alt. Kreative verschiedenster Branchen haben sich bekanntlich in diesem Netzwerk zusammengeschlossen.

Mitglieder aus vier Landkreisen

Mit 30 Interessierten ging es vor einem Jahrzehnt los, erklärt die Bad Berneckerin Sabine Gollner, damals wie heute Vorsitzende der Küko mit inzwischen 120 Mitgliedern, die aus allen vier Landkreisen kommen, die zum Fichtelgebirge gehören: Wunsiedel, Hof, Bayreuth und Tirschenreuth.

Vom Vorreiter zum gefragten Partner

Als erste Kreative in ganz Deutschland schrieb sich die Küko 2012 den ländlichen Bereich auf die Fahnen – zu einer Zeit, in der das als uncool und nicht förderbar galt, erinnert sich die Vorsitzende. Inzwischen sei es der Küko-Stempel schlechthin. Schon vor der Pandemie wandelte sich die Sichtweise. Corona setzte einen Turbo darauf.

Landleben ist chic geworden, auch in Kreativ-Kreisen. Wie man sich in der Provinz vernetzt und darstellt, wollten inzwischen 16 Vereine aus ganz Deutschland von der Küko wissen und bewarben sich beim Vorreiter aus dem Fichtelgebirge als Tandem-Partner, berichtet Gollner stolz.

Auch die Finanzierung des Vereins mittels Fördergelder stehe inzwischen, freut sich die Vorsitzende: Die Küko beziehe Mittel aus den Fonds Soziokultur und „NeuStartKultur“ der Bundesregierung, außerdem projektbezogene Gelder – aktuell vor allem aus dem Stadtplanungs-Auftrag für einen Pop-up-Laden in Hof.

Talente finden, fördern und vorstellen

„Viele Träume sind in den vergangenen zehn Jahren wahr geworden“, bilanziert Gollner. Auch deshalb, weil die Küko nie stehengeblieben sei. Symbolisch zerriss die Vorsitzende deshalb bei der Jahreshauptversammlung den Flyer mit dem alten Slogan „Neue Visionen für die Region“. Diese Aufgabe sei erfüllt“, betont Gollner. Ebenso verabschiedete man sich von der ursprünglichen Küko-Bedeutung „Künstlerkolonie“. Inzwischen stehe Küko längst für „Kreatives Netzwerk“. Man verstehe sich als Talentscout und Ideenschmiede.

Firmen müssen von Potenzial wissen

Diese regionalen Talente sichtbar zu machen, bleibe ein entscheidendes Ziel, sagt Gollner. „Es gibt Kreative auf der Türschwelle, die sehr gute Arbeiten abliefern.“ Das mache man einheimischen Firmen immer wieder klar. „Unternehmer müssen sich keine Leute von außerhalb holen“, fügt Küko-Mitglied Annette Hähnlein hinzu. Nach wie vor wichtig sei, dass Talente ineinander spielten und sich ergänzten. „Wir sind kein Kunstverein“, betont Gollner, „sondern wir brechen Sparten auf.“ Die Mitglieder kämen aus der darstellenden Kunst ebenso wie aus den Bereichen Design, Architektur, Film, Kunst, Buch, Musik, Software/Games, Werbung, Wirtschaft und anderen.

Qualitätskontrolle wichtig

Auch die neue Ausstellung, die am Sonntag bei der Jubiläumsfeier eröffne, sei Teil des Entwicklungsprozesses der Marke Küko. Nach einer Ausschreibung wählte eine Jury aus, welche 40 Künstler des Netzwerkes sich bei der Vernissage ab Sonntag, 2. Oktober, (dem Abend vor dem Feiertag) präsentieren dürfen. Denn Qualitätskontrolle, Nachwuchsförderung und Talent-Scouting seien wichtige Ziele der Kreativen im Fichtelgebirge, erklärt Annette Hähnlein, selbst Jury-Mitglied. Um das auf besondere Weise zu demonstrieren, widmet sich die Jubiläums-Ausstellung den vier wichtigsten Eckpfeilern der Küko:

Die Ausstellung zeigt vier Schwerpunkte

n Die QR-Tour, die sogar den bayerischen Tourismus-Preis gewonnen habe, freut sich Gollner. Zu einer Zeit, als man noch erklären musste, was eine „App“ sei, arbeiteten 15 Mitglieder interdisziplinär zusammen.

n Das Projekt Pappenstil in Bad Alexandersbad. „Es hat uns an den Rand des Wahnsinns gebracht“, gesteht Gollner. Doch das Ziel, die ehemalige Papierfabrik am Ortseingang ins öffentliche Bewusstsein zurückzuholen, funktionierte. „Es hat das Gebäude publik gemacht.“ Prompt kaufte es der Besitzer des angrenzenden „Logierhauses“ und entwickelte es weiter .

n Die Zukunftswerkstatt, mit deren Hilfe sich Küko immer wieder selbst hinterfragt. „Wohin geht die Reise in den nächsten zehn Jahren?“ Schwer zu sagen in Zeiten des Umbruchs – deshalb sehe man es als Küko-Aufgabe an, auch innezuhalten und den Dingen Raum zu geben. Sätze wie „ich sehe dich und das, was passiert ist“ brauchten Luft zum Wirken, macht Gollner klar.

n Die Förderung neuer Talente, die junge Kreative ebenso beinhalte wie ältere, die sich nun erst ausdrückten. So zeige zum Beispiel der 69 Jahre alte Bayreuther Holzschnitzer Albert Haug bei der Vernissage ebenso seine Skulpturen wie die 28 Jahre alte Lillith Neidigk (Annette Hähnleins Tochter) ihre oft auf dem Tablet entstehenden Grafiken.

Was die Gäste erwartet

Das Programm
Das Netzwerk Küko feiert am Sonntag, 2. Oktober ab 17 Uhr in der „Et4ge“, also der Etage Vier, in der Röslauer Bahnhofstraße 6 zehnjähriges Jubiläum. Hier das Programm:

Performances von Lady Firesmile und der Sopranistin Catriona Gallo
umrahmen zur feierlichen Eröffnung der Ausstellung um 17 Uhr die Festreden.

Die Festredner sind:
der Wunsiedler Landrat Peter Berek, Christian Rost vom Kompetenzzentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen und Vorstandsmitglied des Netzwerks ‚Kreative Deutschland‘ sowie Suzanne Lang, Vorsitzende der Wirtschaftsregion Hochfranken.

Zum jazzigen Jam Club lädt das Mister Flower Ensemble
zum Abendessen ab 19 Uhr in der Lounge. Sieben Musiker rund um Thomas Blumensaat wollen in unterschiedlichen Formationen live improvisieren.

Gast-Star Larissa Cekasina
gesellt sich zu den Musikern. Die Litauerin ist ausgebildete Jazz-Sängerin.

Tanzmusik spielt Sam Collé
ab 21 Uhr bis in den 3. Oktober hinein.

Eine große Kunstausstellung
zeigt die Fähigkeiten und die Bandbreite von rund 40 Küko-Mitgliedern.

Geöffnet ist die Schau
neben dem 2. Oktober auch an sieben Samstagen im Zwei-Wochen-Turnus. Besondere Öffnungszeiten machen die Veranstalter auf Anfrage möglich.

Gäste
können die Werke der einheimischen Künstler kaufen, die in der Jubiläums-Ausstellung der Küko gezeigt werden.

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