Evangelische Kirche Der Frust der Frauen in der Landeskirche

Kommen bei der Besetzung der Spitzenämter zu häufig Männer zum Zug? An der Nachfolge der Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner entzündet sich eine Debatte um die Frauenquote.   

 
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Wer folgt auf Dorothea Greiner als Regionalbischöfin? Der vorgesehene Mann machte binnen eines Tages einen Rückzieher. Foto: David Ebener/dpa

In der evangelischen Landeskirche in Bayern (ELKB) ist eine Debatte um Frauen in Spitzenpositionen entbrannt. Landesbischof Christian Kopp zeigte sich dabei offen für eine Frauenquote: Das sei ein «interessanter Gedanke», sagte er am Sonntag in einem Interview mit dem Radiosender Bayern 2. «Lasst uns darüber reden.» Die Kirche brauche die Intelligenz aller.

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Es hatte sich eine Diskussion darüber entzündet, ob die Leitungsgremien der Landeskirche zu männlich dominiert sind. Der Auslöser: In den vergangenen Tagen hatte sich die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski in einem Social-Media-Video zu Wort gemeldet und kritisiert, dass beim jüngst vergebenen Spitzenposten in der Landeskirche erneut keine Frau zum Zuge gekommen war: Für die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner, die in Ruhestand geht, sollte der Nürnberger Dekan Jonas Schiller nachrücken.

Wie in den vergangenen zehn Jahren und den vergangenen zehn Malen sei wieder ein Mann gewählt worden, sagte Lubomierski: «Naja, wenn man zehn Jahre lang zehn Mal keine Frau berücksichtigt, dann bewerben sie sich nicht mehr.»

«Müssen uns fragen, ob Strukturen Männer begünstigen»

Lubomierski forderte unter anderem eine Frauenquote. Dem «Sonntagsblatt» sagte sie: «Wir müssen uns fragen, ob es Strukturen in der Kirche gibt, die Männer begünstigen.»

Sie erhalte Rückmeldungen von angehenden Pfarrerinnen, die sich fragten, ob sie in der Kirche noch richtig seien. «Der bayerischen Landeskirche muss klar sein, dass sie mit diesem Kurs den Nachwuchsmangel nicht bekämpft, sondern noch verstärken wird.»

Die Dekanin erlangte bayernweit Bekanntheit, als sie im Frühjahr 2023 bei der Wahl zum Landesbischof Kopp knapp unterlegen war.

Viele Frauen auf mittlerer Leitungsebene

Kopp betonte in dem Radio-Interview, dass in den synodalen Strukturen nicht der Landesbischof über die Personalien entscheide, sondern es dafür Gremien gebe. Er habe die Beobachtung gemacht, dass viele Frauen «klug» überlegen würden, wie sehr sie sich zum Beispiel der Öffentlichkeit aussetzen möchten. Es stelle sich immer die Frage: «Welche Personen sind bereit, auf solche exponierten Stellen zu gehen?» Auf der mittleren Leitungsebene dagegen gebe es sehr viele Frauen.

Lubomierski hatte ihr Video gepostet, kurz nachdem das Landeskirchenamt veröffentlicht hatte, dass Schiller neuer Regionalbischof von Bayreuth werden soll. Schiller jedoch hatte wenige Stunden später seinen Amtsverzicht erklärt - aus privaten Gründen, wie er auch auf dpa-Nachfrage versicherte. Kopp verwies ebenso auf private Gründe und auf den Schutz des Persönlichkeitsrechts.

Seit fast fünf Jahrzehnten gibt es Pfarrerinnen

Für den Kirchenkreis Bayreuth muss nun ein neuer Kandidat - oder eben eine Kandidatin gewählt werden. Die bisherige Amtsinhaberin Dorothea Greiner geht demnächst in den Ruhestand. Er setze sich für die bestmögliche Besetzung ein, sagte Kopp: «Ich würde mich super freuen, wenn wir eine Frau finden würden.»

Seit fast fünf Jahrzehnten dürfen Frauen in der evangelischen Kirche in Bayern Pfarrerinnen werden. Auch das Bischofsamt steht ihnen offen. Davon können katholische Reformkräfte freilich nur träumen. Der Papst hatte erst jüngst zu erkennen gegeben, dass er nicht einmal einer Diakoninnen-Weihe zustimmen würde.

Der Kirchenkreis Bayreuth

Die Dekanatsbezirke Bad Berneck, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Forchheim (in Wiesenttal-Muggendorf), Hof, Kronach-Ludwigsstadt, Kulmbach, Michelau, Münchberg, Naila, Pegnitz, Rügheim, Selb, Thurnau, Wunsiedel bilden den Kirchenkreis Bayreuth.