Juan Carlos hatte die ersten vier Tage seines insgesamt fünftägigen Kurzbesuches bei sehr engen und wohlhabenden Segel-Freunden im Hafenort Sanxenxo im Nordwesten des Landes verbracht. Dort und auch vor dem Zarzuela-Palast wurde er zwar von einigen Dutzenden Fans mit Spanien-Fahnen, Hochrufen, Beifall und Begrüßungsplakaten gefeiert. "Viva el Rey!" (Hoch lebe der König), skandierten sie.
Die meisten Spanier sind sauer
Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass der Altkönig die meisten Spanier mit seiner offen zur Schau getragenen Nonchalance zur Weißglut trieb. Es gab Proteste von Hunderten gegen den Besuch. Und sogar die Starkolumnistin der monarchiefreundlichen Zeitung "El Mundo", Lucia Mendes, sprach Klartext: "Das letzte, was das Königshaus wollte, war so ein Zirkus." Dass einige konservative Politiker Juan Carlos in Schutz nähmen sei unverständlich.
"El País" schrieb, Felipe hätte es viel lieber gesehen, wenn Juan Carlos etwa einen Arzttermin zum Anlass seines Besuchs genommen und sich "taktvoller" verhalten hätte. Das Königshaus befürchte, dass der Besuch der Monarchie trotz Felipes tugendhaften Verhaltens weiteren Imageschaden zufügen werde. "Mit seinen Segelausflügen, den Gelagen mit Meeresfrüchten und seinen Kumpanen ist Juan Carlos zum schlimmsten Feind seines Sohnes geworden", hieß es in RTVE.
"Was soll ich erklären?"
Es ist nicht so, dass der gesundheitlich angeschlagene und auf einen Gehstock angewiesene Juan Carlos in Spanien keine Chance bekommen hätte, eine klärende Stellungnahme abzugeben. Erst am Sonntag, nachdem er mit Kollegen der Rennjacht "Bribón" eine Regatta gewonnen hatte, war er von einer Journalistin gefragt worden, ob er seinem Sohn am Montag etwas erläutern würde. Die Antwort des Altkönigs durch das offene Fenster des Beifahrersitzes ließ eine Welle der Empörung hochschlagen: "Was soll ich erklären?"
Das Wiedersehen des Mannes, der fast 40 Jahr lang Staatsoberhaupt von Spanien war, mit König Felipe (54) und Königin Letizia (49) sowie weiteren Familienmitgliedern stand nicht auf der offiziellen Agenda des Königs. Felipe und Juan Carlos hätten "über Familienfragen sowie über verschiedene Ereignisse und deren Auswirkungen auf die spanische Gesellschaft" gesprochen, teilte das Königshaus mit. Demnach könnte der Altkönig irgendwann seinen Wohnsitz wieder nach Spanien verlegen. Seine Gattin Sofía (83) habe wegen einer Corona-Infektion nicht am Treffen teilnehmen können. Gegen 22 Uhr hob der Privatjet mit dem Altkönig an Bord Richtung Abu Dhabi ab. Am 10. Juni will er wiederkommen - aber wohl nur nach Sanxenxo, wie Bürgermeister Telmo Martín verriet. Die Freunde halten zu ihm.