Fassadenwettbewerb Sanierungen mit feinem Gespür

red
Die beiden Häuser in der Bahnhofstraße 37 (links) und Westendstraße 5 teilen sich den ersten Platz beim Fassadenwettbewerb 2019. Foto: /Stadt Hof

Hof hat wunderschöne Häuser – das hat wieder einmal der Fassadenwettbewerb gezeigt. Die Preisträger erhielten ihre Urkunden diesmal per Post zugesandt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hof - Zum Abschluss des Fassadenwettbewerbs 2019 war die übliche gemeinsame Feierstunde nicht möglich gewesen. Oberbürgermeisterin Eva Döhla hat den Preisträgern diesmal in einem Schreiben gratuliert und ihnen die Urkunden zugesandt. Die Mitglieder der Jury waren der Architekt Klaus Greim, Ute Mühlbauer, die Fachbereichsleiterin Stadtplanung, der Architekt vormaliger Leiter der Stadtplanung, Davor Tepez, Peter Nürmberger, Fachbereichsleiter Kultur, und Peter Hetz vom Verschönerungsverein – Verein der Freunde Hofs.

Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde wegen der Corona-Beschränkungen keine Juryrundfahrt veranstaltet. Alle Einreichungen waren vorab fotografiert und den Jurymitgliedern zugeleitet worden.

Der 1. Preis wird geteilt und geht an die Gebäude Bahnhofstraße 37 und Westendstraße 5. Beide Stadthäuser sind aufgrund ihrer Größe und exponierten Lage prägend für das Stadtbild. Sie wurden als Preisträger bewusst nebeneinandergestellt, um zu verdeutlichen, dass eine Sanierung der Fassade auf ganz verschiedene Weise, aber stimmig zur Umgebung, durchgeführt werden kann. In der Bahnhofstraße befindet sich in direkter Nachbarschaft Ziegelfassade; darauf wurde reagiert und auch eine relativ kräftige Grundfarbe gewählt. Akzente in Verzierungsdetails wurden in Weiß gesetzt. Eiserne Balkongeländer erfuhren eine Überarbeitung und fallen durch Bepflanzung ins Auge.

Im Gegensatz dazu musste in der Westendstraße auf eine weniger kräftige Farbgestaltung nebenan reagiert werden. Dies gelang vorzüglich durch einen freundlichen Grundton in Grau. Ein dunkleres Grau und ein blasses Blau heben die Akzente wie Bordüren und Wappenschilde hervor. Geländer und Eingangstüre wurden erhalten und restauriert. Besonderes Lob verdient, dass der Natursteinsockel freigelegt wurde.

Der zweite Preis geht an das Gebäude Maxplatz 10. Das Wohn- und Geschäftshaus am Maxplatz steht stellvertretend für den alten Gebäudebestand. Die Gestaltung fügt sich bescheiden in die Umgebung mit Hofs größter Kirche und einem Gesamtensemble von gefälliger Geschlossenheit ein. Mustergültig werden die alten Granit-Türeinfassungen präsentiert, die in den Fensterlaibungen zwar nicht wiederkehren, aber farblich zitiert werden. Die Fassade kann als Beispiel dafür dienen, wie die Atmosphäre des ohnehin idyllischen Platzes mit dem regelmäßigen Marktgeschehen sachte unterstützt wird. Biedermeier ohne Prunk, aber stimmig.

Zwei dritte Preise

Der 3. Preis wird ebenfalls geteilt und geht an die Häuser Lönerstraße 16 und Rupprechtstraße 1, Häuser bürgerlichen Zuschnitts aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es sind keine großen Villen, aber ihren Auftritt inszenieren sie sehr wohl.

In der Lönerstraße wurde mit hellen Farben operiert. Neben einem Beige für die Wände wurden nur die ausgesprochen schmalen Fensterlaibungen weiß abgesetzt. Den Akzent bilden die glattflächigen Fensterläden in Weiß. Der kleine Vorgarten ist üppig bepflanzt; dadurch kommt das Grün in einen schönen Kontrast zum Gebäude.

In der Rupprechtstraße hat man sich für einen freundlich gelben Grundton entschieden und auf Kontrastierungen weitgehend verzichtet. Auch die Fensterläden fügen sich in einem hellen Braun unter, sodass die Ziegelsäulen, die den Balkon über dem Eingang tragen, umso besser hervortreten. Das ursprüngliche Material wurde erhalten, ebenso der Natursteinsockel. Umso schöner wirkt auch hier die Vorgartenbepflanzung.

Mit einem weiteren Preis wird das Haus Bismarckstraße 50 ausgezeichnet. Es ist natürlich ein Glück, wenn ein Gebäude bereits durch den typischen Schmuck der Gründerzeit gefällig ist und dieser „nur“ herausgearbeitet werden muss, was aber durch ungeschickte Farbwahl und brachiale Gegensätze auch misslingen kann. Hier wurde die Grundfarbe Blau auf den Nachbarn abgestimmt. Die schmückenden Lisenen, Gesimse und Tympana werden in Weiß leise kontrastiert, sodass das Schattenspiel seine Wirkung schön entfalten kann. Einen besonderen Hinweis verdient der restaurierte Balkon mit dem geschwungenen Geländer. Auch der Sockel und die Eingangstüre verdienen Lob. Dass eine gelungene Sanierung auch ihre Grenzen hat, sieht man an der Giebelseite, die bei Reihenbebauung gar nicht vorhanden wäre. Durch die Lage fallen die alte Plattenverkleidung und der moderne Balkon ins Auge. Ansonsten wäre hier ein 1. Platz sehr wahrscheinlich gewesen.

Willkommensgruß

Ein weiterer Preis geht an das Haus Schleizer Straße 1. Der relative große Baukörper steht neben der Saale an der Alten Steinernen Brücke auf dem Weg zum Theresienstein und fungiert wie ein Willkommensgruß für die Gäste. Insofern ist die beabsichtigte Wirkung in Kombination mit Wasser und dem üppigen Grün der Umgebung zu sehen. Dies gelingt auch hier durch Zurückhaltung bei Farben und Kontrasten. Ein warmes Weiß bildet die Grundlage. Fensterstürze, Gesimse, Lisenen und Agraffen sind in freundlichem Grauton ausgeführt und nehmen so Bezug auf den Natursteinsockel.

Anerkennungspreise gehen dieses Jahr an Wohnanlagen mit Eigentumswohnungen. Seit Jahren schon kann man im Münsterviertel nördlich der Ossecker Straße beobachten, wie solche Gebäude mit viel Sorgfalt und Rücksicht aufeinander saniert werden. Es handelt sich heuer um die Gebäude

•Am Breiten Rasen 42 – 44

•Lionstraße 2 – 2A

•Wölbattendorfer Weg 22 + 24

Einige Grundsätze lassen sich an diesen Beispielen gut zeigen. Da es sich um sehr große Baukörper handelt, ist eine Gliederung horizontal wie vertikal zwingend. Schmuckelemente wie in früheren Zeiten gibt es im 20. Jahrhundert nicht mehr; so kommen die eigentlichen Elemente zum Tragen. Die Horizontale wird durch Fensterlinien, manchmal Balkone vorgegeben. In den Senkrechten ist auf Treppenhäuser oder Vorsprünge durch Balkone zu achten. Diese Bauteile werden bei den Preisträgern sacht betont, sodass eine muntere Abfolge entsteht, die aber die Gemeinsamkeit nicht verleugnet. Warme Farben, Rottöne werden mit Weiß kontrastiert. Wenn dann noch üppiges Grün der Vegetation dazukommt, werden auch so große Komplexe mit zig Wohneinheiten als angenehm empfunden.

Als Glücksfall und Höhepunkt des Fassadenjahres 2019 kann das Anwesen Ludwigstraße 7 mit Nachbargebäuden in der Ludwigstraße und zum Maxplatz hin betrachtet werden. Auch hier wird eine Anerkennung ausgesprochen. Die offizielle Eröffnung des neuen Bildungszentrums der Volkshochschule Hofer Land erfolgte 2020, aber die Fassadensanierung konnte bereits 2019 abgeschlossen werden. Vom Dach (Schiefereindeckung) bis zum Sockel (Naturstein saniert) wurde alles richtig gemacht. Viel konnte erhalten werden. Die Betonung von Granitlaibungen, Gesimsen oder Dachuntersicht ist mit Bedacht ausgeführt. Selbst die an sich lange Fassade der Maxgasse ist in ihrer Schmucklosigkeit konsequent ausgeführt, weil sie dort nicht mehr sein will, als sie eben entlang einer Durchfahrt ist. Dass sich hinter der historischen Fassade ein modernes Bildungszentrum verbirgt, ahnt man im Eingang mit automatischer Türanlage. Ludwigstraße und Maxplatz profitieren davon, dass dieser jahrzehntelange Leerstand des früheren Wasserwirtschaftsamtes endlich und vorbildlich saniert wurde.

Alte Tür erhalten

Der Sonderpreis des Verschönerungsvereins – Verein der Freunde Hofs geht ins Bahnhofsviertel. Die relativ schmucklose Fassade des Anwesens Sedanstraße 9 besticht durch ihre Klarheit und den kleinen Erker an der Gebäudeecke, was durch die frische Farbgebung besonders betont wird. Dass die alte doppelflügelige Eingangstüre erhalten wurde, verdient besonderes Lob. Die gewählte warm-helle Fassadengestaltung insgesamt bildet einen kontrastreichen, aber stimmigen Übergang zu den beiden benachbarten Häusern, die in einem Rotton gehalten sind. Gleichzeitig wird ein gelungener Kontrapunkt zu der schrill-bunten Fassade schräg gegenüber gesetzt.

In diesem Jahr konnte kein Gewerbebau mit einem Preis bedacht werden. In den Vorjahren gab es dazu sehr schöne Beispiele.

Besonders ist der Jury ein Trend im Bereich der Eigenheime aufgefallen. Immer öfter werden solche Häuser mit bildhaften Zeichen versehen, die durch den Baukörper und dessen Funktion als Wohngebäude nicht zu erklären sind. Auch Assoziationen zum Beruf oder Lebensentwurf wie die Lüftl-Malerei im Alpenraum sind nicht zu erkennen. Eher ist an Tattoos und einen Drang zur „Individualisierung“ zu denken. Leider führt das zu einer Überfrachtung, der man ein „Weniger ist mehr!“ zurufen möchte. Mehr denn je gilt die Feststellung der letzten Jahre, dass Einzelne ganze Straßenzüge verunstalten können. Aber Einzelne können auch dazu beitragen, dass ein Gesamtkonzept gelingt.

Für den Fassadenwettbewerb 2020 kommen Sanierungen in die Wertung, die im Kalenderjahr 2020 ausgeführt wurden. Meldungen hierzu können bereits jetzt an kultur@stadt-hof.de eingereicht werden.

Bilder