FDP will Kaufplatz-Areal bebauen Nagel wirft der SPD Doppelmoral vor

Thomas Nagel ist mit der Politik im Kulmbacher Rathaus nicht zufrieden. Foto: Archiv

Kulmbach werde derzeit verwaltet, nicht gestaltet, sagt der FDP-Stadtrat. Gute Ideen, sagt er, seien im Rathaus Mangelware.

 
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Kulmbach - Was aus dem jetzt brachliegenden Grundstück des Kaufplatz-Areals wird, das ist in Kulmbach schon seit geraumer Zeit ein Thema. OB Ingo Lehmann bevorzugt Grünflächen und spricht von einem Platz der Begegnung an dieser Stelle. Die Grünen haben sich für eine „Frischluftschneise“ statt einer Bebauung ausgesprochen. CSU und WGK haben ihre Pläne auch schon bekannt gegeben: sie wollen eine Mischung aus Bebauung und Freiflächen mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten. Entschieden ist noch nichts, außer das (wie berichtet) nun eine Zwischennutzung geplant wird, damit das Gelände nicht über Jahre hinter einem Bauzaun brachliegt. Ein Architektenwettbewerb soll ausgeschrieben werden. Darüber ist sich der Stadtrat in seiner April-Sitzung einig gewesen.

FDP-Stadtrat Thomas Nagel setzt sich für eine sinnvolle Bebauung im Herzen Kulmbach ein. Das Kaufplatz-Areal ist aus Sicht von Nagel ein Filetstück, das sich für ein Ärztehaus, für Senioren-Wohngemeinschaften, Studentenappartements und ein Co-Working-Space für Existenzgründer anbietet. Nagel regt einen Studentenwettbewerb mit der Hochschule Coburg an. Ein Ideenwettbewerb sei innovativ und finanzierbar für die Stadt. „Das Ziel ist eine Revitalisierung des Innenstadtbereichs. Dabei geht es um fünf Schwerpunkte. Eine kommunale Einrichtung, innovativer Wohnungsbau, Seniorenwohnungen, experimentelle Start Ups und die Einbeziehung des Mains, nennt Nagel die Eckpunkte, auf die es ankommt.

Die von der SPD angeregte grüne Oase lehnt Nagel ab. Es sei eine Doppelmoral, von Verdichtung zu sprechen und andererseits genau in der Innenstadt einen Kiosk und einen Spielplatz zu bauen. Die FDP wolle ebenfalls den Wasserlauf des Mains einbeziehen, allerdings setze sich seine Partei für eine Belebung und nicht für eine weitere Beruhigung ein, macht Nagel deutlich.

Auch dass dies nur eine Übergangslösung für die nächsten Jahre sein könne, glaubt Nagel nicht. Sollte es zur Umsetzung der grünen Oase kommen, werde es schwierig eine sinnvolle nachhaltige Bebauung zu einem späteren Zeitpunkt umzusetzen, wie Nagel meint.

Es fehle an einem Masterplan, wo Kulmbach sich in den nächsten 20 oder 30 Jahren hinentwickeln solle. Die Vorschläge der SPD und von Oberbürgermeister Ingo Lehmann hält Thomas Nagel dabei für wenig innovativ. Die FDP sei mit der Verwaltung im Gespräch, einen Innovations-Hub zu realisieren. Claus Ehrhardt habe bereits einen Businessplan erarbeitet und sei mit anderen Partnern im Gespräch. „Junge Menschen brauchen keine großen Büroflächen, sondern einen Arbeitsbereich, an dem sie sich aber auch mit anderen Existenzgründern, Start Ups oder Selbstständigen vernetzen und partizipieren können.

Die Innenstadt werde sich nachhaltig verändern, ist sich Thomas Nagel sicher und verweist auf den Oberbürgermeister von Erlangen, der Kunst und Kultur im Leerstand der Geschäfte ermöglichen möchte. Leere Geschäfte könnten vielleicht mit Blick in idyllische Hinterhöfe zu Wohnraum gewandelt werden. An der Vorderseite shoppen, im Rückgebäude wohnen, ist die Vorstellung von Thomas Nagel. Die Stadt könne ebenfalls Gutscheine für den Einzelhandel durch die Wirtschaftsförderung eventuell unterstützen. Einen Gutschein für 80 Euro kaufen und für 100 Euro shoppen ist die Idee, die auch in Erlangen derzeit diskutiert werde. Finanzierungsmöglichkeiten müssten geprüft werden.

Dies gelte auch für andere Themen, sagt Nagel. „Seit langem rege ich einen fraktionsübergreifenden Besuch des Kulmbacher Schlachthofes an.“ Die Technik sei marode und fast museal. Einzig dem überragenden Engagement und Improvisationsgeschick von Schlachthofleiter Dirk Grün sei es zu verdanken, dass diese Einrichtung so stark von den Landwirten genutzt werde.

„Biofleisch und regionale Produkte liegen nicht nur im Trend, unser Ernährungsbewusstsein ändert sich, deshalb ist es jetzt an der Zeit, mit den Städten Kronach, Lichtenfels und Coburg Gesprächs zu führen und für einen gemeinsamen landkreisübergreifenden Schlachthof am Ernährungsstandort Kulmbach zu werben.“

Die Tiefgarage hätte aus Sicht der FDP für E-Autos bereits vor Tagen wieder geöffnet werden können. Dass es Löschdecken und Teleskoplader gibt, sei nicht neu und in vielen Fachbeiträgen bereits ausführlich geschildert worden. Nagel sieht den OB in der Pflicht, Themen perspektivisch zu setzen und nicht nur zu reagieren.

Jetzt in der Corona-Pandemie habe man die Zeit, sich über die Parteigrenzen hinweg für eine attraktive Stadt Kulmbach und auch für einen attraktiven Schulstandort stark zu machen. Allerdings seien Ideen aus dem Rathaus aktuell leider Mangelware. „Aktuell verwalten wir mehr als dass wir gestalten, und das liegt nicht in der Corona-Pandemie.“ red

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