Feier mit Ehrungen Zell startet ins Jubiläumsjahr

Helmut Engel

Zum Auftakt stehen die Vereine im Mittelpunkt: Adrian Roßner erzählt aus der jahrhundertealten Historie.

 
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Mit einer würdigen und gelungenen Auftaktveranstaltung ist der Markt Zell in das Jubiläumsjahr anlässlich seiner erstmaligen urkundlichen Erwähnung am 7. März 1323 gestartet. Gewidmet war sie den Vereinen und ihren verdienten Mitgliedern. „Die Marktgemeinde Zell mit ihren vielen Ortsteilen und ihre Bürger können mit ihrem vielfältigen Vereinsleben zufrieden sein. Vereine prägen unser gesellschaftliches Leben“, sagte Bürgermeister Horst Penzel. Die ehrenamtlichen Mitgliedern seien es, „die unser Zell lebendig und lebenswert machen“. Vier Vereine hatten zur Ehrung insgesamt acht Mitglieder gemeldet.

Der junge Zeller Heimatforscher Adrian Roßner klärte die Gäste in seiner lockeren Art über die Entwicklung der Vereinslandschaft in der Marktgemeinde auf. Zunächst aber musste er einfach einen kleinen Seitenhieb zur Nachbargemeinde Sparneck schicken. „Es kann nicht sein, dass Sparneck älter ist als Zell. Wir sind mindestens tausend Jahre alt.“ Er versprach, dass die Zeller Chronik, an der er zurzeit arbeitet, dicker wird als die Sparnecker.

Zell sei bis ins 19. Jahrhundert hinein ein Hausweberdorf gewesen. So war die im Jahr 1686 gegründete Leinenweberzunft der erste urkundlich erwähnte Verein in Zell. Weil Leinenstoffe nicht sehr haltbar waren – der Ausdruck „leinwendig“ stammt davon ab – hat man sich im 19. Jahrhundert der Baumwollverarbeitung zugewandt. Wichtigster Verleger war Johann Georg Schlegel, der enge verwandtschaftliche Beziehungen zur Familie Linhardt, Gründer der Aktienfärberei Münchberg, pflegte.

Aus der Zunft der Leineweber entwickelten sich zwei Webervereine. Sie waren in erster Linie Leichenkassen für die Mitglieder. Die Verleger und Handwerker bildeten das Zeller Bürgertum, und dieses gründete 1842 den Bürgerlichen Gesangverein. Das Emblem an der Tür vom „Wirtsgogl“ zeugte davon.

In den 1860er-Jahren setzte sich Schlegel für den Bau einer Fichtelgebirgsbahn ein, mit ihr sollte die Kohle für eine mechanische Weberei herangeschafft werden. 1883 gründete er die erste mechanische Weberei in Münchberg. „Ohne uns Zeller hätte es in Münchberg keine einzige Fabrik gegeben“, scherzte der gut aufgelegte Roßner. 1902 wurde dann schließlich die Bahn von Münchberg nach Zell eingeweiht – „und aus dem Handwerker- wurde ein Arbeiterdorf“. Mit Schlegel und den Gebrüdern Ruckdeschel ließen sich zwei mechanische Webereien nieder. Der 1897 gegründete Schützenverein hielt als erster Verein einen Ball mit elektrischer Beleuchtung ab. Die Mitglieder mussten Kohlen spenden, damit die Dampfmaschine angetrieben werden konnte.

Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten auch die Arbeiter Vereine, wie 1862 den Turnverein, aus dem zwei Jahre später die erste Löschmannschaft des Ortes hervorging. Mit der Eisenbahn kamen erstmals Touristen aus Sachsen in die Region. Deshalb gründete sich auf Initiative Heinrich Schlegel ein Verschönerungsverein.

„In Sparneck setzte der Tourismus erst Jahre später mit dem Bau der Heimatliebe ein“, berichtete Roßner, für den ein Gemeindeleben ohne „unsere“ Vereine so nicht möglich wäre.

Zum Zeller Jubiläum sind bislang insgesamt 55 Veranstaltungen geplant. Zweite Bürgermeisterin Monika Jakob stellte das Programm vor, an dem sich auch das Oberfränkische Bauernhofmuseum beteiligt, das heuer 40. Jubiläum feiert.

Die Geehrten

Alexander Fladerer
(FC Zell). Er gehört dem Club seit 42 Jahren an und war in dieser Zeit immer aktiv, ob als Spieler oder Funktionär. Er war Schülerleiter, Unterkassier, Verwaltungsrat, Trainer der Herrenmannschaft und ist seit 24 Jahren zweiter Vorsitzender.

Peter Müller
(FC Zell). Auch er gehört dem FC seit 42 Jahren an und war Spieler, Verwaltungsrat, zweiter Vorsitzender, Schriftführer, Webmaster und Unterkassier.

Klaus Homner
(FC). Er ist seit 53 Jahren Mitglied, war Spieler, dann in Ämtern wie Verwaltungsrat, Unterkassier, Schülerleiter, Spielleiter der 1. Herrenmannschaft, erster Vorsitzender und Kassenprüfer.

Ute Klitscher
(Laienspielgruppe). Die Erzieherin gehört der LSG seit 29 Jahren an und hat in 30 Stücken auf der Bühne gestanden, dazu war sie 41-mal als Souffleuse aktiv. Sie gehörte dem Verwaltungsrat an und ist seit 2008 Kassiererin. Sie war Förderin der Jugendgruppe und brachte sich bei vielen Veranstaltungen ein.

Nadja Rudolph
(LSG Zell). Auch sie gehört der LSG seit 29 Jahren an, hat in 43 Theaterstücken mitgewirkt und führte zwölfmal Regie. Bei Festen ist und war Nadja Rudolph immer im Einsatz. Sie war im Verwaltungsrat, stellvertretende Schriftführerin, Kassenprüferin und ist seit 2008 zweite Vorsitzende.

Regina Hager
(LSG Zell). Sie ist bereits seit 1981 Mitglied bei der LSG und war 25-mal als Darstellerin im Einsatz. Einmal führte sie Regie. Dem Verwaltungsrat gehörte sie insgesamt 23 Jahre an; seit 2008 ist sie Schriftführerin. Auch sie war und ist bei allen Festen und Veranstaltungen im Einsatz.

Hartmut Schreuer
(LSG Zell). Er ist seit 50 Jahren Mitglied bei den Laienspielern und hat in 30 Stücken mitgewirkt. Seit 28 Jahren gehört er dem Verwaltungsrat an. Auch als Unterkassier war Scheuer tätig. Stets half er bei Veranstaltungen.

Reinhard Krauß
Von zwei Vereinen wurde der Friedmannsdorfer gemeldet. Für den Bürger- und Veteranenverein war er 43 Jahre Kassier, seit 2015 ist er Ehrenmitglied. Für Feste hat er seine Maschinenhalle zur Verfügung gestellt. Noch größer war seine Leistung für den Schützenverein, dem er 66 Jahre angehört und den er von 1983 bis 2004 als Vorsitzender führte. In dieser Zeit wurde das Schützenhaus gebaut, wo er stets der Erste und Letzte an der Baustelle war. Zwei Rundenwettkampfmannschaften stellte er auf. Seit 2004 ist er Ehrenvorsitzender. Weiter war Krauß Ortsobmann des Bauernverbands und Gemeinderat in der ehemals selbstständigen Gemeinde Friedmannsdorf.

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