Im Herbst steigt in Selb wieder das große Mittelalter-Festival. Corvus Corax bringen ihr „Era Metallum“ auf die Bühne.
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Wie viele Mediaval-Fans wirklich auf den Herbst hinfiebern, kann auch Festival-Geschäftsführer Karl-Heinz „Bläcky“ Schwarz nur schwer abschätzen. Dem Branchenverband zufolge gebe es nach der langen corona-bedingten Livemusik-Abstinenz in diesen Jahr zwar doppelt so viele Konzerte wie 2019, allerdings ist das Publikum zurückhaltend – auf rund die Hälfte sei die Zahl der Interessierten geschrumpft. „Keiner erwartet, dass wir die Zahlen von 2019 erreichen“, sagt Schwarz. Das macht das Leben des Festival-Machers natürlich nicht einfacher, sind doch die Unkosten in manchen Sparten um bis zu 50 Prozent gestiegen. Die Hoffnung ist, dass die Mediaval-Besucher ein wenig anders ticken als der große Rest: Sie sind wie eine große Familie. Das hat Karl-Heinz Schwarz in den vergangenen beiden Jahren wieder gemerkt. Nicht wenige der Fans spendeten und unterstützen das Festival bei verschiedenen Aktionen.
„Es waren extrem schwere Jahre“, blickt Schwarz zurück. Der Vorverkauf für das 13. Festival Mediaval 2020 war auf Rekordkurs, dann brach in der Pandemie alles zusammen. Zwar profitierte das Festival von der November- und Dezemberhilfe, weitere staatliche Unterstützung blieb jedoch aus, da während des Jahres kaum Unkosten anfallen. „Das konzentriert sich auf die Zeit um das Festival“, erklärt Karl-Heinz Schwarz. „Wir haben 2020 nur durch eine Privatspende überstanden.“ Als er dann auch relativ kurzfristig das Festival 2021 absagen musste, habe er über eine Insolvenz nachgedacht. Doch dann meldete sich die Mediaval-Familie. Eine Unterstützergruppe hatte sich formiert und mit mehreren Aktionen, darunter Merchandise-Verkauf und Auktionen, Geld eingetrieben. „Ende vergangenen Jahres war ich richtig gut gestimmt“, sagt Karl-Heinz Schwarz. In diesem Frühjahr ging ein Solidaritäts-Festival auf dem Selber Goldberg über die Bühne. Einziger Wermutstropfen: Es kamen zu wenige Besucher. „Wir haben nicht draufgezahlt, aber eben auch keinen Gewinn gemacht. Ich denke, die Leute waren noch verunsichert.“ Allen, die jetzt noch zweifeln, ob angesichts der steigenden Infektionszahlen das Festival Mediaval im Herbst überhaupt stattfinden darf, sagt Schwarz: „Das Festival Mediaval kommt definitiv!“ Das Bundesgesetz gelte bis Ende September, die Hospitalisierungsrate könne für Einschränkungen sorgen. „Eine Absage aber wäre ein Untergang mit Pauken und Trompeten.“
So kommt das 13. Festival Mediaval nun im zweiten Anlauf. Ein „Rock-Metal-Special“ soll Fans vom 9. bis zum 11. September auf den Goldberg ziehen. Wie eh und je bietet das Festival ein umfangreiches Programm mit 130 Konzerten, Shows und Lesungen. „Das Highlight für mich ist das zweistündige Spezial-Konzert von Corvus Corax“, sagt Schwarz. Corvus Corax ist wohl eine der umtriebigsten Bands aus der Mittelalterszene. Sie werden in Selb ihr „Era Metallum“-Projekt vorstellen – ihre bekanntesten Songs im Viking-Metal-Gewand – mit vielen Gastmusikern und Artisten. Darüber hinaus geben sich auf dem Goldberg wieder zahlreiche Szenegrößen die Klinke in die Hand. Darunter Alestorm, Letzte Instanz, Coppelius, Harpyie, Tanzwut, Korpiklaani, The Blackbeers, Van Langen, Pampatutti und Skiltron.
Aber das Mediaval ist bekannterweise nicht nur Musik. Viele Kleinkünstler sorgen auf den kleineren Bühnen für ein buntes Programm aus Gaukelei, Artistik und Feuershow. Zu einem Publikumsliebling hat sich in den vergangenen Jahren das Literaturzelt entwickelt. „Da treffen Preisträger auf ein interessiertes Publikum“, sagt der Festival-Macher. „Das Zelt ist immer knackevoll.“ Namhafte Schreiber aus dem Fantasy-Genre und Autoren historischer Romane geben im Literaturzelt Kostproben ihres Schaffens. Unter anderem haben sich Axel Hildebrand, Christian von Aster, Luci van Org und Tommy Krappweis angekündigt.
Freunde des gepflegten Denksports kommen beim Living-Chess wieder auf ihre Kosten. Drei Aufführungen sind geplant, diesmal mit einer Livepartie zweier Schachmeister und zusätzlich einem Blitzschachturnier des oberfränkischen Schachverbandes. Was es nicht mehr geben wird, ist die Goldbergbucht. Die Piraten, sagt Festival-Chef Schwarz, ziehen ins Gelände. Dafür soll ein Hafenviertel mit Kinderzelt entstehen. Ebenfalls neu sind die „Mongolischen Reiterspiele“ und eine „Open Stage“, wo sich das Publikum einbringen kann. „Mal sehen, was da passiert“, freut sich Schwarz auf dass Angebot. Wie immer, wird es auch wieder den Nachwuchswettbewerb „Mediaval-Award“ in zwei Kategorien, Spielmann und Mittelalter-Rock, geben. Der Gewinn des „Goldenen Zwergs“ war für viele Nachwuchsbands ein wichtiger Meilenstein.
Ein weitläufiger Mittelaltermarkt rundet das Programm ab. Wieder schier unüberschaubar ist das Angebot mit Darstellungen von mittelalterlichem Handwerk und einer reichhaltigen Auswahl an Essensständen für alle Ernährungsarten. Zahlreiche Workshops bieten die Gelegenheit, selbst aktiv zu werden.
Wichtig für das Team um Bläcky Schwarz ist das Thema Nachhaltigkeit. So nutzt das Festival Mediaval ausschließlich Ökostrom eines regionalen Anbieters, es gibt ein Mehrweg-System für Becher und Geschirr, auf Plastikverpackungen wird verzichtet, Gastrostände bieten mindestens ein fair gehandeltes und biologisch angebautes Produkt, um nur einige wenige Aspekte zu nennen. Auch Müll wird konsequent getrennt. „Der Restmüll beim Mini-Mediaval im Mai betrug 200 Gramm pro Person“, sagt Schwarz. Der deutschlandweite Festival-Durchschnitt liegt bei mehr als zwölf Kilo.
Einwohnertickets
Für das 13. Festival Mediaval gibt es vergünstigte Einwohnerkarten (Tagestickets und Drei-Tage-Tickets) für Bürger der Stadt Selb. „Als Dankeschön, dass wir so gut aufgenommen wurden“, sagt Karl-Heinz Schwarz. Einwohnertickets gibt es im Vorverkauf nur in der Touristeninformation Selb und dann an der Festival-Kasse.
Festivalkarten
Tickets gibt es über die Homepage festival-mediaval.com. Kurzentschlossene haben die Möglichkeit, an jeden Tag noch Karten an der Festival-Kasse zu erstehen.