Für das beste Drehbuch wurden Jean-Pierre und Luc Dardenne mit "Jeunes Mères" geehrt. Sie erzählen in dem Sozialdrama von jungen Müttern, die in prekären Umständen leben. Einen Spezialpreis der Jury erhielt der Chinese Bi Gan für "Resurrection". Der Preis als beste Darstellerin ging an Nadia Melliti für ihre Rolle im Coming-of-Age-Drama "La Petite Dernière".
Mascha Schilinski nimmt Preis mit politischer Rede entgegen
Die Berlinerin Mascha Schilinski erhielt für das Drama "In die Sonne schauen" den Preis der Jury, den sie sich mit dem Filmemacher Oliver Laxe ("Sirât") teilt. Schilinski erzählt in "In die Sonne schauen" von vier jungen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten auf einem Bauernhof in der Altmark leben. Es geht um häusliche Gewalt, verdrängte Sehnsüchte oder vererbte Traumata, die die vier Frauen erleben.
Auch Schilinski wurde bei der Preisverleihung politisch: "Wir möchten diesen Preis all jenen widmen, die an Orten leben, an denen es nicht leicht ist oder unmöglich oder kaum möglich ist, Filme zu machen - und besonders jungen Filmschaffenden und insbesondere Frauen: Eure Stimmen sind wichtig. Gebt sie nicht auf."
Panahi: "Das Wichtigste ist die Freiheit unseres Landes"
Panahi nutzte in Cannes seine Stimme, um sich an seine Landsleute zu richten. "Das Wichtigste ist unser Land und die Freiheit unseres Landes", sagte der 64-Jährige. "Lasst uns gemeinsam den Moment erreichen, in dem niemand mehr wagt, uns vorzuschreiben, was wir tragen, was wir tun oder lassen sollen." Nach der Verleihung erinnerte er in einer Pressekonferenz an seine damaligen Mithäftlinge.
Iranische Oppositionelle und Dissidenten im In- und Ausland reagierten freudig auf die Auszeichnung. Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot schrieb, dass der Preis ein Zeichen des Widerstands gegen die Unterdrückung durch das iranische Regime sei und Panahi die Hoffnung aller Freiheitskämpferinnen auf der ganzen Welt wieder aufleben lasse.
Der Iran warf der Regierung in Paris eine Politisierung der Filmfestspiele vor und bestellte den französischen Geschäftsträger in Teheran ein. Man verurteile die grundlosen Äußerungen des französischen Außenministers gegen den Iran aufs Schärfste, so das Außenministerium laut der iranischen Nachrichtenagentur Isna.
Nachdem Panahis Filme über 15 Jahre ohne ihn auf großen Festivals gezeigt wurden, konnte er dieses Mal persönlich nach Cannes reisen. Sein Ausreiseverbot wurde vor gut zwei Jahren aufgehoben.
Als sein Name als Gewinner der Goldenen Palme fiel, erhob sich das Publikum im Saal zu tosendem Applaus. Panahi warf die Arme in die Luft und lehnte sich in seinen Sitz zurück, bevor er seinen Mitarbeitern applaudierte. Seine persönliche Anwesenheit in Cannes gehörte zu den stärksten Bildern eines an starken Bildern reichen Filmfestivals.