SPD-Chefin Saskia Esken hatte Lindner vor einem zu rigiden Sparkurs und in diesem Zusammenhang vor einem "historischen Fehler" gewarnt. Der Minister konterte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Auch Frau Esken muss erkennen, dass der Wohlstand erst erwirtschaftet werden muss, bevor er verteilt werden kann." Seit 2022 seien Sozialleistungen von 13 Milliarden Euro ausgeweitet worden. Dem Land fehle aber Wirtschaftswachstum, da könne man nicht weitermachen wie zuvor.
Sozialminister Hubertus Heil (SPD) sagte im Deutschlandfunk: "In der aktiven Arbeitsmarktpolitik in solchen Zeiten zu kürzen, wäre falsch." Es sei notwendig, dafür zu sorgen, Menschen beschäftigungsfähig zu machen. Heil unterstrich mit Blick auf Diskussionen um das Bürgergeld als großen Ausgabeposten: "Es ist vollkommen richtig, dass unser Ziel ist, nicht Menschen, wo immer es geht, im Bürgergeld zu halten, sondern aus der Bedürftigkeit in Arbeit zu bringen."
Bei der anstehenden nächsten Anpassung des Bürgergelds Anfang 2025 ist nach Heils Einschätzung kein erneuter starker Anstieg zu erwarten. "Die Zahlen legen im Moment nahe, dass die bestehende Systematik dazu führt, dass es zum 1. Januar keine großartigen oder sogar gar keine Regelsatzerhöhung geben wird, weil die Preissteigerung zurückgeht." Zum 1. Januar 2024 hatte es noch eine Steigerung um durchschnittlich 12 Prozent gegeben. Dabei war die über Monate hohe Inflation nach einer Änderung der Berechnungsregeln für 2024 stärker berücksichtigt worden.
SPD-Linke: Mitgliederbegehren zum Haushalt
Linke Sozialdemokraten brachten beim SPD-Vorstand ein Mitgliederbegehren zu den Haushaltsverhandlungen auf den Weg. In einem Beschlussvorschlag wird gefordert, unter anderem in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Bildung im Vergleich zum Vorjahreshaushalt nicht zu kürzen.
"Ein Sparhaushalt würde eine Geisterfahrt in ökonomischer, ökologischer und demokratischer Hinsicht bedeuten", heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuerst hatte der "Spiegel" berichtet. Auch die Jusos als SPD-Nachwuchsorganisation tragen es mit.
In der SPD-Parteiführung wird die Initiative teils kritisch gesehen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte der "Welt am Sonntag": "So ein Bundeshaushalt ist mehr als komplex und für eine Mitgliederbefragung denkbar ungeeignet." In der Sache mahnte Weil zusätzliche Investitionen an. "Das Motto "Wir müssen sparen, koste es, was es wolle", ist gefährlich. Und letztlich würde es uns eine ganze Menge kosten." Auch große Teile des ökonomischen Sachverstands seien der Ansicht, "dass wir mit der derzeit gültigen Fassung der Schuldenbremse die aktuellen Herausforderungen nun einmal nicht bewältigen können."