Bei den Grünen ist man sich keiner Schuld bewusst. „Vor der Bundestagswahl hat uns Markus Söder mit seinen Avancen fast erdrückt, dann hat er seine Haltung binnen kürzester Zeit komplett verändert“, rekapituliert Grünen-Landeschef Thomas von Sarnowski. Er räumt durchaus ein, dass sich seine Partei seit dem Eintritt in die Ampel-Regierung gewandelt habe. Aber gewiss nicht so, wie die CSU behaupte. „Wir sind eher noch pragmatischer geworden“, sagt Sarnowski und verweist auf die Beschlüsse zur Sicherstellung der Energieversorgung im Winter oder zu den Waffenlieferungen an die Ukraine. „Ich weiß nicht, was daran nicht bürgerlich sein soll“, rätselt er. Stattdessen spüre man bei der CSU ein „starkes Abdriften in Richtung Populismus“, was der politischen Debatte in Bayern nicht gut tue.
Die Hauptursache für die CSU-Attacken auf die Grünen sieht Sarnowski aber in der Beliebtheit und den Erfolgen von Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Ein erfolgreicher grüner Vize-Kanzler ist gefährlich für die Union“, sagt er. Während die CSU in Bayern den Ausbau der Windkraft mit dem grundsätzlichen Festhalten an der 10 H-Abstandsregel weiter blockiere und mit dem Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München nicht vorankomme, habe Habeck binnen weniger Monate die Energiewende auf neue Füße gestellt, den Weg für ein Flüssiggasterminal freigemacht und erreicht, dass die Gasspeicher zu 100 Prozent gefüllt seien. Weil die CSU dagegen argumentativ nicht ankomme, hole sie Schlagworte wie das von der „Verbotspartei“ aus der Mottenkiste. Trotzdem, ein apodiktisches Nein zu Schwarz-Grün kommt Sarnowski nicht über die Lippen. Man sei offen für Gespräche mit allen demokratischen Parteien, betont er. Zunächst aber hätten die Wähler das Wort.