Erst von den Nationalsozialisten genutzt, dann von der Bundesmarine als Erprobungsboot
Auch historisch ist die Wilhelm Bauer eine Besonderheit, weil sie erst von der Kriegsmarine der Nationalsozialisten und dann von der Bundesmarine und dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung genutzt worden sei. Die Bundesmarine hatte andere Ziele als die Kriegsmarine. „Sie sollte im Rahmen des Nato-Bündnisses nicht mehr auf der Hochsee Nachschubkonvois angreifen und einem Eroberungskrieg dienen. Sie sollte mit ihren kleinen U-Booten der Klasse 205 und 206 vor allem die Ostseeausgänge sichern und den Nachschub des Warschauer Paktes über die Ostsee im Kriegsfall unterbinden“, sagt Theinert. Eine Aufgabe, die heute mit Blick auf Russland in ähnlicher Form wieder aktuell sei.
Obwohl die U-Boot-Geschichte militärisch geprägt sei, dienten sie auch anderen Zwecken. Dabei habe Bremerhaven sogar als Hafen für Unterwasserfrachter gedient. Schon im Ersten Weltkrieg sei die Stadt Einlaufhafen des ersten Handels-U-Boots Deutschland gewesen. „In den 1980er Jahre gab es dann Pläne von General Dynamics, einen U-Boot-Tanker für Flüssiggas und Öl zu bauen und unter dem arktischen Eis durchzufahren. Dieser Tanker sollte in Bremerhaven seinen Endpunkt haben.“
Allerdings: „Einer Verwirklichung kam das nicht wirklich nah.“ Für Theinert ist das Konzept vielmehr ein Beispiel für die Technikgläubigkeit jener Zeit. „Aber schiffbaulich und wirtschaftlich hat sich das in Friedenszeiten offensichtlich bis heute nicht wirklich gelohnt.“
Was die Meeresforschung angeht, wurden Forschungstauchboote vor allem in der Vergangenheit genutzt, inzwischen sieht der Historiker sie dort als „Auslaufmodell“. Denn sie seien vergleichsweise teuer und im Einsatz aufwendig. Tauchroboter eigneten sich für die Forschung besser.
U-Boote im Tourismus
Unglück
Bei der touristischen Nutzung von U-Booten denken viele an das Unglück der Titan, bei dem 2023 fünf Menschen auf dem Weg zum Wrack der Titanic umkamen. Für Nils Theinert bildet die Titan in der Hinsicht eine Ausnahme. Denn Tauchboote würden wie Schiffe klassifiziert und seien sehr sicher. Generell gelte: „Die meisten U-Boote kommen auch wieder hoch.“
Logistik
Trotzdem glaubt der Forscher nicht an eine breite Nutzung von Tauchbooten für größere Tiefen im Tourismus. Dafür sei der logistische Aufwand zu groß. „Dieses Tieftauchen wird nur sehr Reichen vorbehalten bleiben und gehört in die gleiche Kategorie von Luxusreisen wie der aufkommende Weltraumtourismus.“