Forstwirt-Ausbildung Lehrwerkstatt für junge Waldfreunde

Dass sie zupacken können, stellten die drei künftigen Azubis zum Forstwirt Moritz Schönberner, Nell-Caithlin Mac Lachlan und Hannes Haberstumpf (in orangefarbenen Shirts, von links) bei der Einweihung ihrer Schulungsräume unter Beweis. Über die neue Einrichtung der Bayerischen Staatsforsten zur Ausbildung junger Forstwirte in Marktleuthen freuen sich (von links) BaySF-Vorstand Reinhardt Neft, der Selber Forstbetriebsleiter Michael Grosch, Landrat Peter Berek, die Marktleuthener Bürgermeisterin Sabrina Kaestner und Ausbilder Forstwirtschaftsmeister Bernd Müller (ganz rechts) Foto: Katrin Lyda/Katrin Lyda

Die Bayerischen Staatsforsten richten in einem Trakt der ehemaligen Grundschule in Marktleuthen eine Lehrwerkstatt für Forstwirte ein. Drei junge Leute aus der Region wollen aktuell den Beruf ergreifen. Platz ist für mehrere Jahrgänge.

 
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Bäume pflanzen und pflegen, bei der Bewirtschaftung und der Holzernte mitarbeiten: Das sind die Hauptaufgaben der künftigen Forstwirte, die ab jetzt in Marktleuthen dafür „in die Schule gehen“. Die fachlichen Hintergründe bekommen sie in dem ehemaligen Lehrertrakt der Hauptschule am Hermenteil vermittelt. Hier wurden eine Werkstatt, das Büro des Ausbildungsleiters, Lagerräume, Aufenthalts- und Schulungsräume und Umkleiden eingerichtet. Und ein Großteil der Ausbildung findet ja draußen im Wald statt.

Drei Auszubildende

Das ist auch der Grund, weshalb drei junge Leute aus der Region – Nell-Caithlin Mac Lachlan aus Röslau, Hannes Haberstumpf aus Gefrees und Moritz Schönberner aus Schönwald – diesen Beruf erlernen möchten. Alle haben Waldbesitzer oder Jäger in der Verwandtschaft, mit denen sie oft im Wald waren und denen sie bei den dort anfallenden Aufgaben helfen durften. „Da hab‘ ich dann schnell gemerkt, das ist was für mich“, erklärt Nell-Caithlin, die Dame in dem Azubi-Trio.

Maschinen erledigen gefährliche Arbeit

Ansichts ihrer zierlichen Gestalt stellt sich schon die Frage, ob Waldarbeit nicht eine Kraftsache ist und eine Frau dies überhaupt „packt“. Kein Problem, wiegelt Ausbilder Bernd Müller ab. Die Arbeit sei nicht mehr so körperlich fordernd, wie sie einmal war, die Holzernte werde heute überwiegend von Harvestern und Forwardern durchgeführt. „Natürlich müssen Forstwirte auch mal eine Motorsäge in die Hand nehmen. Aber bei schweren und gefährlichen Tätigkeiten kommen Maschinen zum Einsatz“, sagt der Forstwirtschaftsmeister aus Höchstädt, der in diesen Räumen ebenfalls einmal die Schulbank drückte – vor über 30 Jahren.

Welche Gerätschaften für sie wichtig sind, ihre Verwendung und den Umgang damit erlernen die Auszubildenden in den neu eingerichteten Schulungsräumen. Diese wurden mit Werkzeug der neuesten Generation ausgestattet, wie sie auch im Forst zum Einsatz kommen.

Geräte bedienen lernen

Ausbilder Müller beruhigt angesichts der Fülle der Materialien und Inhalte: „Um das alles kennenzulernen, habt ihr drei Jahre Zeit. Und ihr werdet sehen: Die schönen Tage überwiegen“, beugt er Überlegungen vor, dass es draußen in den Wäldern des Fichtelgebirges ja nicht immer so warm und trocken ist wie an diesem Sommertag.

Weichenstellung für die Zukunft

„Der Wald braucht fleißige Hände und Freunde“, zu denen auch die drei jungen Leute ab jetzt gehörten, betonte Michael Grosch, der Leiter des Selber Staatsforstbetriebs, bei der Eröffnungsfeier. Grosch dankte Bürgermeisterin Sabrina Kaestner für die „toll hergerichteten“ Schulungsräume und die freundliche Aufnahme in der Stadt Marktleuthen. Und seinem Unternehmen, den Bayerischen Staatsforsten, für die zukunftsweisende Entscheidung, nach 17 Jahren wieder Auszubildende einzustellen. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter sei ständig gestiegen. Das sei keine Dauerlösung für den Betrieb gewesen, wie er bei jeder Personalversammlung angemahnt hätte, erinnerte Grosch. Deshalb sei er jetzt umso froher über die Lehrwerkstätte. „Das Tal der Tränen ist durchschritten, heute ist ein Tag der Freude!“, zeigte sich der Selber zufrieden.

Standort Marktleuthen hat viele Vorteile

Auch für sie sei die Eröffnung der forstlichen Azubi-Werkstatt ein großer Freudentag, erklärte Marktleuthens Bürgermeisterin Sabrina Kaestner. Sie schilderte die Vorteile, die diese Einrichtung für beide Seiten mit sich bringt: zentrale Lage, ruhiger Standort, an dem ungestörtes Arbeiten gegeben sei, die Möglichkeit, die Sporthalle mit zu nutzen, genügend Parkplätze und die gesicherte Versorgung über die fußläufig erreichbare Bäckerei und Metzgerei. Für ihre Stadt sei es großartig, eine solche zukunftsweisende Einrichtung zu beherbergen.

Das Stadtoberhaupt freute sich „auf viele wissbegierige Azubis“, hieß die ersten drei herzlich willkommen und überreichte Geschenke. Michael Grosch erhielt einen Lindenbaum im Topf. Der Selber Forstbetriebsleiter versprach, in seinem 15 000 Hektar großen Betrieb einen passenden Platz für ihn zu finden.

Wald bewegt junge Leute

Zu der sinnvollen Nachnutzung des Gebäudetraktes gratulierte Landrat Peter Berek der Stadt Marktleuthen und den Staatsforsten für die zentral im Gebiet des Forstbetriebs Selb gelegenen Räumlichkeiten. Er freute sich, dass die Egerstadt damit über eine weitere staatliche Einrichtung verfügt und wünschte, dass sich viele Forstwirt-Azubis für die Waldbewirtschaftung begeistern. „Das Thema bewegt junge Leute“, sagte der Landrat und äußerte die Hoffnung, dass alle Azubis in der Region bleiben.

Von Arbeitgeberseite her seien alle Voraussetzungen für eine vernünftige Ausbildung gegeben, erklärte BaySF-Unternehmensvorstand Reinhardt Neft, der eigens aus der Zentrale in Regensburg ins Fichtelgebirge gekommen war. Ihn freue die Möglichkeit an diesem Ort besonders, denn er sei als Kind oft bei seinen Großeltern in Marktleuthen gewesen. Vor allem jedoch sei sie Bestandteil der großen Ausbildungsoffensive der Bayerischen Staatsforsten.

Staatsforsten bieten Perspektiven

Zu dieser nannte Neft einige Zahlen und Fakten: Bayernweit werden bei den Bayerischen Staatsforsten heuer 77 Ausbildungsplätze besetzt, für die rund 300 Bewerbungen eingegangen sind. Künftig sollen rund hundert Forstwirte jährlich ausgebildet werden, aktuell gibt es 23 Betriebe dafür, Ziel sind 30. Derzeit befinden sich bei den BaySF rund 220 Menschen in einer Ausbildung, das sind zehn Prozent der gesamten Belegschaft. Die Perspektiven bezeichnete Neft als gut, im Jahr 2022 wurden 50 neue Forstwirte eingestellt. Hinzu kämen weitere Berufswege und Qualifizierungsmöglichkeiten, Duale Studien und akademische Berufe. Auch der Vorstand des freistaatlichen Forstunternehmens dankte der Marktleuthener Bürgermeisterin für die Unterstützung des Vorhabens in ihrer Stadt.

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