Selbst im hohen Alter lassen Erinnerungen daran Emotionen aufsteigen, mitunter auch nostalgische Wärme - zumindest wenn der Aufstieg mit einem Sprung endete, nicht in der Schmach des Wiederabstiegs.
Parallele Sinneseindrücke
"Emotionen werden gerne situationsspezifisch gespeichert", erklärt Hahnzog. Und in einem Freibad prasselten die Sinneseindrücke nur so auf uns ein - Chlor, Sonnencreme, Pommes. "Diese verknüpfen sich mit Emotionen – zum Beispiel mit dem Glück, wenn man gesprungen ist", so der Psychologe. Darüber hinaus wird dieses intensive Erinnerungen-Bouquet auch noch in einer sehr prägenden Lebensphase zusammengebunden. Denn - man kommt um diesen Hinweis nicht drumherum - wer klettert auf den Sprungturm? Oft Menschen kurz vor, mitten in oder kurz nach der Pubertät.
Wobei man aus der Praxis auch anderes hört. "Wir haben auch Leute dabei, die gehen mit 60, 70 und 80 noch da oben drauf und zeigen den Jungen, was sie können. Da machen die vom Fünfer einen Abfaller, vorwärts, rückwärts. Da stehen den Jungen dann die Backen ganz weit auf, was die noch auf die Kette kriegen", sagt Wolfgang Werthschulte. Rund 45 Jahre lang war er Bademeister ("Ich habe das flächengrößte Freibad vom Niederrhein geleitet"). Seit Kurzem ist er in Rente.
Nicht unbedingt eine Frage des Alters
Für ihn sei immer klar gewesen: Am Sprungturm müssen feste Regeln gelten. Chaos, das ist gefährlich. Werthschulte sagt auch: Zum Springen gehen tatsächlich alle. Die Alten, aber auch die Kleinen, die zeigen wollen, wie mutig sie schon sind. "Papa steht dann da oben und ihm schlottern die Knie. Aber er muss ja dann auch."
Wenn man Werthschulte fragt, auf was man beim Springen achten sollte, redet er ein wenig wie ein Luft- und Raumfahrtingenieur bei der Präsentation eines neuen Flugkörpers. "Der Kopf steuert die Flugrichtung", sagt er dann im ernsten Ton. "Wichtig ist, dass man das Kinn nicht zu sehr runter nimmt. Dann überschlägt man sich." Und was sollte man auf keinen Fall machen? "Es ist ungeschickt, breitbeinig zu springen", sagt der ehemalige Schwimmmeister.
Womit man tatsächlich am Ende einer Geschichte über Sprungtürme ankommt, ohne ein Wort genannt zu haben, das eigentlich fallen muss: Arschbombe. Aber der Sommer ist ja noch lang.