Paris - Die Buhrufe des Publikums beim Zerstören seines Schlägers störten Alexander Zverev nach dem Zittersieg in der ersten Runde der French Open nicht.
Eine 2:0-Satzführung fast noch verspielt, den Schläger zertrümmert - und am Ende doch zum Sieg gezittert: Alexander Zverev ist mit einem schwer erkämpften Fünf-Satz-Erfolg in die zweite Runde der French Open eingezogen. Glückwünsche kann er aber fast keine empfangen.
Paris - Die Buhrufe des Publikums beim Zerstören seines Schlägers störten Alexander Zverev nach dem Zittersieg in der ersten Runde der French Open nicht.
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"Ich habe es gemacht und anschließend den fünften Satz gewonnen. Ich bin dann wieder ruhiger in das Match gestartet, das ist für mich die Hauptsache", sagte Zverev über die Szene nach dem vierten Durchgang. Eine 2:0-Satzführung hatte Deutschlands Tennis-Star gerade verspielt, als er mit vier präzisen Hieben auf das rote Ziegelmehl sein Spielgerät zertrümmerte und die Zuschauer dies mit laut hörbaren Unmutsbekundungen quittierten.
42 Minuten später jedoch hatte er einen Durchbruch in der "Wand" gefunden, wie Zverev seinen Kontrahenten John Millman bei Eurosport nannte. Drei Tage nach seinem Titelgewinn in Genf rang der 22 Jahre alte Hamburger in Paris den Australier in 4:08 Stunden und fünf Sätzen 7:6 (7:4), 6:3, 2:6, 6:7 (5:7), 6:3 nieder. "Ich nehme viele positive Dinge aus dem Match mit", sagte Zverev. "Das Wichtigste ist, dass ich noch im Turnier bin."
Beim zweiten Grand Slam der Saison dürfte nun in dem schwedischen Qualifikanten Mikael Ymer eine entspanntere Aufgabe warten. "Er hat sich stark verbessert und hatte hier in der Quali ein paar gute Matches", sagte Zverev zwar. Dennoch dürfte der auf Platz 148 notierte 20-Jährige aus Stockholm am Donnerstag kein furchteinflößender Gegner für den Weltranglisten-Fünften werden.
Aus dem deutschen Trio, das am dritten Turniertag im Einsatz war, verabschiedeten sich dagegen Cedrik-Marcel Stebe und Mona Barthel. Damit haben es von anfangs 18 deutschen Tennisprofis - elf Herren und sieben Damen - sieben in die zweite Runde geschafft. Dort trifft am Mittwoch Yannick Maden auf Rafael Nadal und Oscar Otte auf Roger Federer. Philipp Kohlschreiber spielt gegen Nicolas Mahut, Laura Siegemund gegen die Schweizerin Belinda Bencic. Einen Tag später sind dann Jan-Lennard Struff, Andrea Petkovic und Zverev im Einsatz.
Letzterer jedoch ohne Trainer Ivan Lendl, der erst zur Rasensaison wieder dazustoßen soll. Eigentlich hätte der Ex-Profi am vergangenen Mittwoch nach Paris fliegen sollen, doch durch die kurzfristige Teilnahme Zverevs beim ATP-Turnier in Genf haben sich die Planungen geändert, sagte Zverev, der in Paris von seinem Vater betreut wird.
Aber auch seiner Mutter und seinem Bruder kommen nun wichtige Aufgaben zu. Denn nach einem Malheur beim Turnier in Rom, als sein Handy kaputt ging, ist Zverev junior nach eigenen Worten noch immer ohne mobiles Endgerät. "Wahrscheinlich gewinne ich deswegen gerade Matches", sagte Zverev schmunzelnd. "Niemand kann mich erreichen. Wenn einer was von mir will, muss er Mischa anrufen oder Mama. Und dann entscheide ich, ob ich mit denen reden will oder nicht."
Die Teilnahme am ATP-Turnier in Genf jedenfalls bereut Zverev nicht. "Klar hat es Kraft gekostet, aber es war extrem wichtig für mich", versicherte er. Spielerisch überzeugend war seine French-Open-Ouvertüre zwar nicht. Im gesamten Match unterliefen Zverev unfassbare 73 leichte Fehler, seine Schläge hatten bei schwierigen Bedingungen mit Wind und wechselnden Lichtverhältnissen teilweise eine Streuung wie eine kaputte Gießkanne.
Doch die Art und Weise, wie Zverev sich nach dem 2:2-Satzausgleich gegen ein drohendes Erstrunden-K.o. wehrte, könnte noch zum erhofften Mutmacher für den weiteren Turnierverlauf werden. "Ich habe schwere Wochen und Monate hinter mir - persönlich auch", sagte Zverev bei Eurosport. Der Trubel nach der Trennung von seinem Manager Patricio Apey und die Ergebniskrise hatten ihm zugesetzt. "Ich bin einfach froh, dass ich auf dem Platz bin und solche Matches mitspielen kann. Ich möchte mich einfach daran erinnern, dass ich immer noch einer der besten Tennisspieler auf der Welt bin", sagte Zverev.
Indes zogen bei den Frauen Titelverteidigerin Simona Halep und die Weltranglisten-Erste Naomi Osaka in die zweite Runde ein. Halep gewann gegen die Australierin Alja Tomljanovic 6:2, 3:6, 6:1. Die 27 Jahre alte Rumänin trifft jetzt auf die Polin Magda Linette. Osaka bezwang Anna Karolina Schmiedlova aus der Slowakei ebenfalls erst in drei Sätzen 0:6, 7:6 (7:4), 6:1. Für die US-Open- und Australian-Open-Siegerin aus Japan geht es gegen die Ex-Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka aus Weißrussland weiter.