Aber Mailand-Sanremo, eines der fünf Monumente im Radsport, sei das Rennen gewesen, das er unbedingt gewinnen wollte. "Ich liebe die letzten 100 Kilometer, aber das Problem sind die 200 davor", scherzte der Niederländer, der eine taktische Meisterleistung ablieferte.
Den 3,7 Kilometer langen Poggio kurz vor dem Ziel stürmte der 28-Jährige in der Rekordzeit von 5:40 Minuten hinauf. Bei der Abfahrt fuhr er dann Pogacar und Co. davon, obwohl er laut eigener Aussage nicht alles riskiert habe wie etwa im Vorjahr Sieger Matej Mohoric bei seinem halsbrecherischen Ritt nach Sanremo. Trotzdem wurde mit 45,773 km/h das zweitschnellste Stundenmittel in 114 Ausgaben des Klassikers erreicht.
Pogacar: "Da war ich tot"
"Es gibt nichts zu bedauern", meinte Pogacar, der mit neun Saisonsiegen als Topfavorit angereist war: "Ich habe attackiert, bin aber nicht solo weggekommen. Dann ist van der Poel auf der Spitze (des Poggio) gesprintet, da war ich tot." Von den deutschen Fahrern war da schon nichts mehr zu sehen, am Ende war Nikias Arndt auf Platz 18 noch bester Deutscher.
Van der Poel war aber ohnehin nicht beizukommen. Der Niederländer hat es inzwischen gelernt, auch zwangsläufig wegen seiner Rückenprobleme, die Rennen ökonomisch anzugehen. Und wenn er sein Temperament im Griff hat, sind Tage wie diese möglich.
Im September vergangenen Jahres hatte er bei der WM in Australien noch seine Titelchancen liegen gelassen, nachdem er die Nacht vor dem Rennen auf der Polizeiwache verbracht hatte, weil er mit zwei Mädchen im Hotel aneinandergeraten war. Die beiden Teenager hatten immer wieder an die Hoteltür des Radprofis geklopft. Eine ursprüngliche Geldstrafe wurde später wieder aufgehoben. Die Nacht vor Mailand-Sanremo verlief offenbar deutlich geruhsamer.