Gold sicherte sich Frankreich vor Norwegen und Schweden. Es war das erste Mal, dass Norwegens Superstar Johannes Thingnes Bö in Thüringen nicht den Titel holte. Der 29-Jährige kann nun nicht mehr als erster Skijäger überhaupt sieben Titel bei einer WM gewinnen.
«Ich war eine halbe Minute zu spät am Schießstand. Das war ein bisschen unglücklich, 40 Sekunden hat dann niemand geschossen», sagte Kühn. Bei seinem Stehendschießen habe es «so gewindet, dass man gar nicht schießen konnte. Ich habe es gar nicht versucht», sagte der 31-Jährige und ergänzte: «Das war sehr, sehr unangenehm. Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich habe nicht mehr machen können.»
Letztmals hatte eine deutsche Männer-Staffel vor acht Jahren im finnischen Kontiolahti den WM-Titel gewonnen, die zuvor letzte Medaille gab es 2020 mit Bronze in Antholz. Nach den medaillenlosen Enttäuschungen bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking und bei der WM 2021 in Pokljuka ging das Quartett beim dritten Großereignis nacheinander leer aus. Zuvor hatten die deutschen Männer in diesem Winter in allen vier Wettbewerben auf dem Podest gestanden.
Lange war unklar, ob das Rennen über 4 x 7,5 Kilometer überhaupt stattfinden konnte. Eine Sturmwarnung mit Windgeschwindigkeit von bis zu 85 Kilometern pro Stunde hatte bereits am Freitagabend zu einer Krisensitzung mit den lokalen Organisatoren und dem Weltverband IBU geführt. Erst am Samstagmorgen wurde final entschieden, dass vor ausverkauftem Haus von 23 500 Zuschauern gestartet werden kann.
«Ich habe gestern Abend schon gesagt, dass es definitiv stattfindet. Der Wetterbericht hat nichts Dramatisches gesagt», sagte der aus der Region stammende Bundestrainer Mark Kirchner kurz vor dem Start. Auch seine Athleten habe er entsprechend vorbereitet und nicht verrückt gemacht. Unbeeindruckt von der turbulenten Vorbereitung traf Startläufer Strelow dann seine ersten fünf Schüsse und ging bei bester Stimmung sofort in Führung.
Auf der Strecke dosierte der Sachse das Tempo und verlor nach nur einem Nachlader im Stehendschießen nicht den Anschluss an die Spitze. Mitfavorit Schweden musste da bereits in die Strafrunde, auch Olympiasieger Norwegen hatte Probleme und fand sich auf Platz 16 wieder. Die Norweger hatten vor dem Start schon seit mehr als einem Jahr jedes Staffelrennen gewonnen, im Januar 2022 in Ruhpolding hatte es zuvor zuletzt nicht geklappt.
Kühn startete auf dem schweren Kurs mit knapp einer halben Minute Rückstand hinter den führenden Franzosen. Der Bayer hatte am Dienstag angeschlagen auf das Einzel verzichten müssen, wurde aber rechtzeitig wieder fit. Mit einem fehlerfreien Liegendschießen hielt der 31-Jährige als Vierter den Kontakt nach vorn, ehe es chaotisch wurde. Bei heftigem Wind musste Kühn gleich dreimal in die Strafrunde. Die Bedingungen waren kaum beherrschbar, auch die Schweizer, Ukrainer oder Österreicher erwischte es mit mehreren Extrarunden.
An der Spitze kam Frankreich unbeschadet durch und hatte mit Tschechien auf Platz zwei mehr als eine Minute Vorsprung vor dem Rest, Deutschland lag nur noch auf Rang zehn. Schon vor der Halbzeit war es unmöglich, den deutschen WM-Triumph von 2004 an gleicher Stelle am Rennsteig zu wiederholen. Roman Rees traf jedoch alle zehn Schüssen und war plötzlich wieder Fünfter. Im nächsten wilden Stehendschießen wurde das Feld aber wieder durcheinandergewirbelt. Frankreich verlor die Führung durch eine Strafrunde, auch der norwegische Super-Schütze Sturla Holm Laegreid musste Extrameter absolvieren.
Hinter den überraschend führenden Tschechen war Schlussläufer Doll zunächst Fünfter und hielt diese Position nach einem starken Schießen. Zwei weitere Strafrunden am Ende warfen das Team jedoch wieder zurück, Frankreich stürmte noch ganz nach vorn.