Für Hofer Jugendliche Jobcoaching ist der Stadt lieb – und teuer

Was nur wenige wissen: Die Stellwände der Filmtage-Ausstellung im Museum stammen von der Teilnehmern des Projekts Jobcoaching. Foto: /Thomas Neumann

Jahr für Jahr steht die Verlängerung des Projekts auf der Agenda des Hofer Stadtrats. Diesmal sind damit Mehrkosten verbunden. Dennoch: Die Maßnahme erweist sich als wertvoll für Jugendliche.

 
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Hof - Sozial benachteiligte junge Leute sollen nicht durchs Raster fallen: Deshalb gibt es das Projekt „Jobcoaching“ in der Jugendwerkstatt der Stadt Hof. Es soll Jugendliche unterstützen, die Schwierigkeiten haben, ihren Alltag zu organisieren. Im besten Fall sollen sie eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Der Erfolg gibt den Verantwortlichen recht: Die Vermittlungsquote liegt bei fast 60 Prozent. Das war nun Grund genug für den Ferienausschuss des Stadtrats, das Projekt zu verlängern. Vom 1. Oktober 2021 bis 30. September 2022 wird es erneut laufen. Allerdings mussten die Räte auch eine bittere Pille schlucken: Der städtische Eigenanteil für die Maßnahme steigt deutlich.

Auf 69 000 Euro bezifferte der zuständige Unternehmensbereichsleiter Klaus Wulf die Mehrkosten. Bisher hatte das Jobcenter Hof-Stadt sämtliche Personalausgaben getragen – künftig übernimmt es nur noch die Sozialpädagogen-Stelle. Zwei Teilzeitstellen für den Werkstattleiter und eine pädagogische Kraft fallen fortan in die Verantwortung der Stadt.

Nichtsdestotrotz betonte Wulf die Bedeutung des Projekts, das eine individuelle Förderung bedeute. Maximal 14 Plätze stehen dafür in der Jugendwerkstatt zur Verfügung, über zwölf Monate bleibt aber kaum ein Teilnehmer dort. So nahmen zwischen Oktober 2019 und September 2020 insgesamt 44 junge Leute am Jobcoaching teil.

• Sechs von ihnen ergatterten einen Ausbildungsplatz.

• Zwei erhielten eine Einstiegsqualifizierung.

• Elf kamen auf dem ersten Arbeitsmarkt unter.

• Einer belegte einen Sprachkurs.

• Drei besuchten eine Schule zur weiteren Fortbildung.

Diese Abschlüsse verbuchten die Verantwortlichen als „positiv“. Auf der anderen Seite standen Abmeldungen wegen unzureichender Mitwirkung oder längerer Krankheit.

Die Notwendigkeit des Projekts ergibt sich auch aus den Zahlen der Arbeitsagentur-Statistik: Die Arbeitslosenquote für die Stadt Hof belief sich 2020 im Jahresdurchschnitt auf 6,7 Prozent – die zweithöchste unter den kreisfreien Städten in Bayern. Der Anteil der Menschen unter 25 Jahre beträgt 8,9 Prozent. Viele dieser jungen Leute haben keinen Schulabschluss und weisen erhebliche Defizite im Wissens- und Sozialbereich auf. Das Jobcoaching soll ihnen unter die Arme greifen.

Corona als Herausforderung

Wie Klaus Wulf sagte, stellte die Pandemie die Projektteilnehmer vor große Herausforderungen. Vor allem der Lockdown im Dezember vergangenen Jahres habe hart „in die mühsam erarbeitete Tagesstruktur und die tägliche Routine der Teilnehmer“ eingegriffen. In der Jugendwerkstatt galten die gleichen Beschränkungen wie in den Schulen: Angebote in Präsenz oder in Gruppen waren nicht möglich.

Wulf weiß: „Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche erlebten die Belastungen durch die Pandemie besonders stark.“ Umso wichtiger sei es, gerade dieser Zielgruppe Angebote zu machen, um sie zu unterstützen und zu fördern.

Nach dem Lockdown im Frühsommer dieses Jahres konnten die Jugendlichen wieder praktisch anpacken. So fertigten sie Stellwände an für die Ausstellung über die Geschichte der Internationalen Hofer Filmtage im Museum Bayerisches Vogtland.

Lob und Kritik

Am Sinn des Projekts gibt es in den Reihen des Stadtrats keinen Zweifel. „Jeder Euro ist an der richtigen Stelle ausgegeben“, sagte etwa CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer in der jüngsten Ferienausschuss-Sitzung. Das bestätigte Jürgen Adelt (SPD). Man müsse immer gegenrechnen, was die Heimunterbringung für einen Jugendlichen kosten würde, meinte er.

Albert Rambacher, Vorsitzender der Fraktion FAB und Freie, nannte die Erfolgsquote hingegen „nicht so positiv“. Im Schnitt seien nur 67 Prozent der angemeldeten Teilnehmer anwesend. Da gelte es, angesichts der Kosten mehr Druck zu machen, forderte er.

Was aber bei diesem „schwierigen Klientel“ wenig bringt, wie Klaus Wulf und Oberbürgermeisterin Eva Döhla entgegneten. Selbstverständlich müssten sich die Teilnehmer – genauso wie in der Schule oder im Berufsleben – entschuldigen, wenn sie ausfallen. Nur gehöre dies eben auch zum Alltagsverhalten, das vermittelt werden solle.

Grünen-Rätin Gudrun Kiehne kritisierte, dass das Jobcenter seine Kostenbeteiligung deutlich reduziert habe. „Schade, wenn sich staatliche Stellen aus der Finanzierung zurückziehen und die Stadt einspringen muss.“

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