Für „Kulcity“ Münchberg bekommt digitalen Zwilling

Einen digitalen Zwilling, wie ihn auch Münchberg bekommen soll, haben manch andere – vor allem größere – Städte schon. Hier zu sehen ist ein Ausschnitt aus dem Foto: Stadt Zürich/Screenshot

Das 3D-Abbild des Stadtgebiets soll helfen, etwa Baumaßnahmen zu veranschaulichen. Den Impuls dazu gab das Projekt „Kulcity“.

 
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Eine Stadt, wie mit Bauklötzen auf den Kinderzimmerboden gesetzt: So ähnlich sie ein sogenannter digitaler Zwilling aus. Das ist weit weniger banal als es klingt. Zahlreiche Karten- und Geländedaten fließen ein, um das virtuelle Abbild erzeugen zu können, das nun auch die Stadt Münchberg, zugeschnitten auf ihre eigenen Bedürfnisse, erhalten soll. Der Münchberger Stadtrat hat das Vorhaben in seiner jüngsten Sitzung einstimmig gebilligt. Kosten wird es die Stadt maximal 25 000 Euro, denn sie kann mit Fördermitteln in Höhe von 90 Prozent aus dem EU-Programm „Innenstädte beleben“ rechnen.

Dargestellt werden soll nur die Innenstadt, also die Straßenzüge Lindenstraße, Luisenstraße, Bahnhofstraße sowie Teile der Ottostraße und der Kirchenlamitzer Straße. Häuserfronten, Straßen und Verkehrswege samt Markierungen und Schildern, Straßenbeleuchtung, Ampeln, Brücken, Pflanzen, Zäune, Mauern. All das wird digital modelliert. Dafür kommen auch Foto- und Drohnenaufnahmen zum Einsatz.

Der Zuschnitt auf die Innenstadt bietet sich an. Impuls zur Erstellung des digitalen Zwilling nämlich gab das Innenstadtprojekt „Kulcity“, in dessen Zuge Münchberg zur Genussstadt werden soll. Unsere Zeitung berichtete darüber bereits ausführlich. Die Hoffnungs der Stadtverwaltung besteht nun darin, anhand des digitalen Zwilling ihre Vision allen Beteiligten verständlich und anschaulich erklären, und auf diesem Wege alle, mögen ihre Interessen noch so unterschiedlich sein, mit ins Boot zu holen: Bürger, bereits angesiedelte Händler oder potenzielle Mieter von Ladengeschäften.

An diesem Punkt kommt auch das Leerstandsmanagement der Stadt ins Spiel. Die Räume verschiedener Leerstände sollen nach Absprache mit den Eigentümern so erfasst werden, wie sie sich gerade darstellen. Die Nutzer des digitalen Zwillings können die betreffenden Gebäude sogar virtuell betreten und sich darin bewegen. Mittels einer modellierten Geschäftsausstattung können sie sich am Rechner zu eigenen Geschäftsideen und deren Umsetzung inspirieren lassen. Auch einzelne bereits eingeplante Bestandteile der „Kulcity“-Strategie – wie das Fachwerkhaisla, das zum „Genusshaisla“ wird – sollen nach und nach eingepflegt werden, sodass ein Besuch am Bildschirm möglich ist.

„Der digitale Zwilling ist aber nichts Statisches“, betonte Bürgermeister Christian Zuber in der Stadtratssitzung. Er solle auch über den bis Juni 2023 dauernden Förderzeitraum hinaus nutz- und erweiterbar bleiben. Zuber verwies hier auf eine mögliche Visualisierung des Schützenhauses, das gerade saniert wird, Werbung für Neubauflächen wie jene im momentan entstehenden Neubaugebiet in Mechlenreuth oder Straßenbauprojekte wie die dritte Autobahnauffahrt. „Die Bürger können so einfacher einbezogen werden.“

Wie berichtet, gibt es im Landkreis Hof bereits einen Prototyp eines digitalen Zwillings, der Teil des vom Bund geförderten Projekts „Smart Cities“ ist. Hier möchte die Stadt Münchberg Synergien schaffen, ihren eigenen Zwilling jedoch etwas anders ausrichten, sodass keine Fördergelder in Gefahr geraten.

Für das EU-Programm „Innenstädte beleben“ hat die Verwaltung auch die Erstellung eines Corporate-Design-Handbuchs für „Kulcity“ angemeldet: Auf Basis des vorhandenen Logos sollen weitere Schritte ausgearbeitet werden, um ein einheitliches Erscheinungsbild des Projekts zu gewährleisten.

Kosten und Manager

Im für das Haushaltsjahr 2022 geplanten Verwaltungshaushalt sind zur Fortführung des Projekts „Kulcity“ 279 000 Euro eingeplant. Die Corona-Pandemie habe das Vorankommen der Strategie zuletzt enorm ausgebremst, wie Bürgermeister Christian Zuber in seiner Haushaltsrede erläuterte, da Veranstaltungen zu Genuss und Kulinarik in den vergangenen zwei Jahren kaum möglich waren. Im Haushaltsplan ist für 2022 eine Stelle für „Kulcity“ vorgesehen. Hier möchte die Stadt einen Manager anstellen, der sich auf die Belange der Strategie konzentriert. Es seien Bewerbungen eingegangen, aber das Verfahren laufe noch, heißt es dazu auf Nachfrage. Sobald ein Einstellungstermin bekannt sei, werde man nähere Informationen herausgeben.

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