Für Schwerkranke Rotes Kreuz erfüllt Wünsche

Sandra Langer

Jutta Müller ist schwerstkrank und auf Sauerstoff angewiesen. Sie möchte unbedingt noch heiraten. Hier kommt ein Projekt des BRK ins Spiel.

 
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Jutta Müllers großer Wunsch war es, trotz ihrer schweren Krankheit noch zu heiraten. Das Herzenswunsch-Team hat sich um den Krankentransport gekümmert und Jutta Müller und ihrer Familie ein unvergessliches Fest beschert. Im Hintergrund Thomas Klich. Foto: Claudia Puchta

Noch einmal aufs Karussell, noch eine Kugel Eis, noch einmal in den Urlaub. Von Kindesbeinen an haben wir viele Wünsche. Doch was, wenn es tatsächlich um den einen letzten Wunsch im Leben geht – und dessen Erfüllung an widrigen Umständen zu scheitern droht? Dann sind die „Wunscherfüller“ des Herzenswunsch Hospizmobil gefragt, das der BRK-Kreisverband Hof ins Leben gerufen hat.

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Die Wünsche von schwerstkranken und sterbenden Menschen sind oft bescheiden. „Viele möchten ein letztes Mal ihre Angehörigen besuchen, noch einmal zuhause Kaffee trinken, ihren Lieblingsplatz oder jemanden auf dem Friedhof besuchen“, weiß Thomas Klich, Kreisbereitschaftsleiter beim BRK und einer der Wunscherfüller. Und obwohl diese Wünsche klein sind, scheinen sie Betroffenen und Angehörigen unerfüllbar, weil die Patienten nicht mobil sind und pflegerisch versorgt werden müssen.

Unbedingt heiraten

So erging es auch Sabrina Wilke, deren Mutter schwerstkrank und auf Sauerstoff angewiesen ist, und die ihr im vergangenen Jahr anvertraute, dass sie unbedingt heiraten möchte. „Wie sollen wir Dich denn ins Standesamt kriegen?“, fragte die Tochter – und erinnerte sich dann an das Herzenswunsch Hospizmobil, von dem ihr Mann, seit vielen Jahren BRK-ler, berichtet hatte. Sabrina Wilke nahm Kontakt zu dem Herzenswunsch-Team auf. „Und was wir dann erlebt haben, kann ich noch heute kaum in Worte fassen.“ Denn die Wunscherfüller haben für die schwerstkranke Jutta Müller nicht nur einen Transport organisiert, sondern eine wahre Traumhochzeit – vom Blumenschmuck, selbst am Krankenwagen, über ein handgemachtes Ringkissen bis hin zu professionellen Hochzeitsfotos.

Einfach mal nur freuen

„Uns Angehörigen fiel ein Stein vom Herzen“, erzählt Sabrina Wilke mit bewegter Stimme. Endlich, wenigstens für diesen einen, besonderen Tag, konnten sie Verantwortung abgeben, endlich standen nicht Krankheit und Sorge im Mittelpunkt, sondern das Fest und die Freude. „Wir konnten einmal ganz normale Angehörige sein, und nicht Pflegekräfte. Und meine Mutter hatte einen wunderschönen Tag.“ Einen Tag, von dem die kranke 65-Jährige Monate später noch zehrt: „Immer wieder sieht sie sich die schönen Bilder an und freut sich. Wir sind unendlich dankbar für diesen Tag.“

Unvergessliche Premiere

Für Thomas Klich war Jutta Müllers Hochzeit der erste Einsatz als Wunscherfüller. Zuvor hatte er das Herzenswunsch-Projekt gemeinsam mit der Team-Leiterin Anja Walter nur administrativ begleitet. „Die Hochzeit war sehr emotional und wird für mich immer unvergesslich bleiben“, erzählt der Rettungssanitäter. Dank der medizinischen Ausbildung der ehrenamtlichen Helfer dürfen sich auch solche Patienten in guten Händen wissen, die schon deutlich mehr gesundheitlich beeinträchtigt sind als Jutta Müller. Auch liegende Transporte und bestimmte Lagerungen sind möglich. Das Projekt wird neben den fachkundigen Begleitern auch von Medizinern betreut, die sich bei Bedarf im Vorfeld mit den behandelnden Ärzten abstimmen, um für größtmögliche Sicherheit zu sorgen.

Helfer machen viel möglich

Wünsche anmelden kann jeder, der an einer palliativen Grunderkrankung leidet. Der Gast muss sich jedoch nicht in der letzten Lebensphase befinden. Je früher ein Wunsch angemeldet wird, desto besser klappt die Wunscherfüllung. Das Herzenswunsch-Team nimmt dann Kontakt mit dem Kranken oder den Angehörigen auf und bespricht alle Details. Im Mittelpunkt stehen stets die Wünsche des Patienten – egal, ob dieser alleine oder mit Angehörigen unterwegs sein möchte, eine bestimmte Veranstaltung besuchen oder ganz alleine an einem bestimmten Ort Zeit verbringen. Einzige Voraussetzung ist aktuell, dass es sich maximal um eine Tagesreise handeln sollte. „Vorrangig sind wir für Patienten aus Stadt und Landkreis Hof zuständig, aber wenn Nachbarlandkreise uns brauchen, dann helfen wir natürlich“, verspricht Team-Leiterin Anja Walter.

Alles über Spenden

Die Wunscherfüllung ist kostenlos und wird ausschließlich über Spenden finanziert. Weil die Helfer ehrenamtlich arbeiten, fließen alle Spenden zu hundert Prozent in die Erfüllung der Herzenswünsche. Doch auch die Wunscherfüller selbst haben einen Wunsch: ein eigenes Fahrzeug, um noch mehr Menschen helfen zu können. „Bisher mussten wir auf freie Wagen der Bereitschaft zurückgreifen oder uns spezielle Fahrzeuge leihen, zum Beispiel das Wunschmobil vom BRK Bezirksverband Ober- und Mittelfranken“, erklärt Thomas Klich.

Mit ganzem Herzen dabei

„Das ist logistisch oft sehr umständlich und zeitaufwendig.“ Zudem sei nicht immer ein Leih-Fahrzeug verfügbar. „Die Nachfrage ist groß – mit einem eigenen Fahrzeug könnten wir noch viel mehr Wünsche erfüllen.“

Dass er sich ehrenamtlich engagiert, ist für den passionierten BRK-ler schon immer eine Selbstverständlichkeit; das Herzenswunsch-Projekt eine persönliche Herzensangelegenheit. Für ihn sei so ein Einsatz kein großer Aufwand. Und wenn er in die dankbaren Augen der Familien blicke, dann wisse er, genau das Richtige zu tun. Klich wünscht sich noch mehr Unterstützer für das Projekt. „Man hat selbst noch so viele Wünsche im Leben – was gibt es da Schöneres, als denen zu helfen, die vielleicht nur noch diesen einen haben?“