Gut 20 Minuten benötigte die veränderte DFB-Auswahl, um nach einem zerfahrenen Beginn auf Touren zu kommen und das Publikum mitzureißen. Dann wusste die Nagelsmann-Elf vor allem durch ein schnelles Umschaltspiel mit tiefen Läufen zu gefallen, was der Bundestrainer bei der EM noch bemängelt hatte. Gerade die beiden Zauberer Wirtz und Musiala prägten mit einem berauschenden Auftritt einmal mehr das Offensivspiel.
Vier weitere Topchancen in der ersten Halbzeit
Einziges Manko war die Chancenverwertung - zumindest in der ersten Halbzeit. So hatte Havertz neben seinem Kopfball an die Latte kurz vor der Pause eine weitere Riesenchance liegen gelassen (45.). Dazu kam Füllkrug zweimal aussichtsreich zum Abschluss, doch der Leipziger Keeper Peter Gulacsi und dessen Kollege Willi Orban entschärften die Schüsse des zu West Ham United gewechselten Torjägers (20. und 32.).
Bei seinem 14. Tor im 22. Länderspiel musste Füllkrug derweil den Ball nur noch über die Linie drücken. Den Rest hatten zuvor Groß, Wirtz und David Raum in einer feinen Kombination erledigt.
Erst rettet Andrich, dann trifft Musiala
Der Chancenwucher in der ersten Halbzeit hätte sich fast gerächt, als der eingewechselte Bendeguz Bolla die Riesenchance zum Ausgleich hatte (56.). Doch Robert Andrich verhinderte mit einer großartigen Rettungsaktion Schlimmeres. Es sollte eine Schlüsselszene des Spiels sein. Die anschließenden zwei Ecken der Ungarn brachten nichts ein, vielmehr entwickelte sich daraus ein Konter, den Musiala nach langem Pass von Wirtz vollendete, woraufhin das Düsseldorfer Publikum "völlig losgelöst" war und auch die La Ola durch die Arena kreisen ließ.
Nachdem auch Wirtz seine starke Leistung mit einem Tor aus der Distanz krönte, war das deutsche Fußball-Fieber 64 Tage nach dem Ende der EM-Träume endgültig wieder geweckt. Die DFB-Auswahl spielte sich regelrecht in einen Lauf. Havertz hatte mit einem weiteren Lattentreffer erneut Pech (72.), dafür traf der eingewechselte Pavlovic nach einer weiteren Vorlage von Wirtz. Der Münchner hatte die EM noch wegen einer Mandelentzündung verpasst.
Für Havertz sollte es aber auch noch ein Happy End geben. Nachdem der Ex-Leverkusener selbst gefoult worden war, verwandelte er anschließend den Elfmeter eiskalt. Kurz darauf kam auch der Stuttgarter Angelo Stiller noch zu seinem Debüt im DFB-Team.